Schauspielerin Ina Weisse hat den Standort gewechselt, statt vor steht sie jetzt hinter der Kamera. Mit Der Architekt kommt in dieser Woche ihr Spielfilm-Debüt in unsere Kinos, der auf den Internationalen Hofer Filmtagen 2008 seine Premiere feierte. Die Regisseurin hat Schauspiel- und Philosophie-Studium hinter sich, stand auf der Theaterbühne und auch schon unter der Regie von diversen Regisseuren – unter anderem in Nichts als Gespenster, Schneeland und Sams in Gefahr – vor der Kamera. Jetzt hat sie sich an ihren ersten eigenen Spielfilm gewagt, der mit guten Schauspielern aufwarten kann.
Erzählt wird vom Architekten Georg Winter (Josef Bierbichler), der mit seiner Frau Eva (Hilde van Mieghem) und seinen beiden erwachsenen Kindern Reh (Sandra Hüller) und Jan (Matthias Schweighöfer) zur Beerdigung seiner Mutter in das abgelegene Bergdorf seiner Kindheit reist. Durch die Konfrontation mit der Vergangenheit und mit Hannah (Sophie Rois) beginnt die scheinbar harmonische Fassade der Familie zu bröckeln. Als das Dorf durch eine Schneelawine von der Außenwelt abgeschnitten wird, kann Winter nicht entfliehen. Das mühsam aufrecht gehaltene Leben des Architekten droht einzustürzen.
Regisseurin Ina Weisse beantwortet einige Fragen zum Film:
Worum geht es in Der Architekt?
Verdrängung, Angst, Schuld und Selbstbetrug. Es geht um den Zerfall einer scheinbar intakten Familie.
Entfremdung in menschlichen Beziehungen war schon das Thema in Ihren Kurzfilmen “Sonntags” und “Alles anders”…
Familie als Struktur interessiert mich einfach. Sie ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und dadurch immer spannend. Jeder kennt Familie und hat auch Demütigung durch sie erlebt. Diese Demütigungen werden von einer Generation an die nächste weitergegeben. Alles, was mit Unterdrückung und Verdrängung zu tun hat, wird letztlich zu einer Frage von Macht und Ohnmacht. Die Kinder in der Familie bekommen das direkt zu spüren.
Aber auch die Ehefrau und die Geliebte des Architekten leiden darunter.
Ja. Georg Winter glaubt, er kann die Kräfte unter Kontrolle bekommen, die am Ende ihn kontrollieren. Die Rückkehr zu seinen Ursprüngen zeigt ihm, dass er sich selbst und den anderen nicht entkommen kann. Er hätte jetzt die Möglichkeit, mit seiner Vergangenheit umzugehen, sich zu bekennen, aber er ist feige, schafft es nicht und macht sich dadurch wieder schuldig. Vielleicht aus Angst vor Verlust, auch vor Selbstverlust. Schlussendlich zerbricht er daran.
Warum sind die Figuren so sprachlos?
Ihre Beziehungen stecken in der Krise. Deshalb versagt auch die Kommunikation. Sie handeln mit Schweigen. Die Ehefrau ist sprachlos, obwohl sie ständig redet. Je intensiver der Konflikt, umso sprachloser werden sie.
Quelle: Mit Material von Reverse Angle