Die Karrieren von Kinderdarstellern enden oftmals, wenn sie die Pubertät erreichen oder höchstens ein paar Jahre später, sobald sie sich gezwungenermaßen an die komplexeren Rollen von Erwachsenen wagen müssen und somit plötzlich an den besten ihrer Zunft gemessen werden. Lindsay Lohan beispielsweise ist zumindest privat abgestürzt und Jake Lloyd hat es nach den niederschmetternden Kritiken seines Anakin Skywalkers in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung gar nicht erst versucht, sich im harten Filmgeschäft durchzusetzen. Doch es gibt auch einige wenige Schauspieler, die in die Fußstapfen von Elizabeth Taylor treten und aus frühem Ruhm einen ebenfalls aufsehenerregenden Werdegang bestritten haben. Zu den positiven Beispielen sich aller Voraussicht nach auch der aufgehende Star Josh Hutcherson gesellen, da er nun mit Die Tribute von Panem – The Hunger Games kurz vor seinem endgültigen Durchbruch steht.
Es ist nicht im Geringsten verwunderlich, dass Josh Hutcherson schon in jungen Jahren entdeckt wurde. Nur drei Jahre benötigte er von seinen ersten Vorsprechen für diverse TV-Serien (unter anderem n/a) bis zu seiner ersten Hauptrolle in einem vollwertigen Hollywood-Film in Zathura – Ein Abenteuer im Weltraum. Besonders mit seiner tragischen und gefühlvollen Performance in Brücke nach Terabithia verdeutlichte er das große Ausmaß seines Potenzials. Obwohl er die Kindlichkeit und die Neugier besitzt, die für einen Kinderschauspieler in einem Fantasiefilm vorausgesetzt werden, entwickelt er zu seinem Co-Star Anna Sophia Robb eine Chemie, die selbst erfahrene Schauspieler in einer derartigen Intensität nicht auf die Leinwand zu bringen vermögen.
Natürlich ist es möglich, den Standpunkt zu vertreten, dass es einem süßen Jungen stets leichter fallen wird, das Publikum für sich zu gewinnen. Im Falle von Josh Hutcherson sollte man sein sympathisches Aussehen jedoch nicht als Nachteil bewerten, sondern als Eröffnung von Möglichkeiten. Viele Jungschauspieler verschwinden plötzlich von der Bildfläche, sobald sie die Pubertät erreichen. Macaulay Culkin könnte ein Lied davon singen. Wird der bubenhafte, süße Charme erst einmal durch die fiese Fratze der Adoleszenz hinfortgewischt, enden Karrieren oft blitzartig. Josh Hutcherson hingegen war ein Gesicht geprägt von markanten Zügen und einer ausgeprägten Kinnpartie vergönnt, als er seinen Babyspeck verlor. Dies ebnete ihm den Weg zu der Rolle der von sich selbst überzeugte Sportskanone in dem von Kritkern gefeierten The Kids Are All Right. Mit dieser Figur personifiziert er selbst die Formel, die ihn der derzeit zum Erfolg verhilft. Auf der seinen Seite besitzt er noch eine jungenhafte, ungestellte Frische, während er auf der anderen bereits die Überzeugungskraft eines älteren Schauspielers besitzt.
Josh Hutcherson hat derzeit seinen Blick direkt auf den großen finanziellen Erfolg gerichtet, auch wenn dadurch womöglich der künstlerische Anspruch etwas zu leiden hat. Mehr als durch Die Tribute von Panem wird dies bei Die Reise zum Mittelpunkt der Erde und dessen vor kurzem in den USA in den Kinos veröffentlichten Nachfolger deutlich. Er ist nun bei schamlosen Big Budget Franchises angelangt, die zum einen seine enorme Zugkraft beim Publikum beweisen, zum anderen aber auch das Anstreben einer Karriere als Darsteller komplexerer Rollen in Frage stellen. Doch in Die Tribute von Panem wird er sicherlich sein Profil weiter schärfen können und darüber hinaus in Twilight-Manier Heerscharen an Mädchen an den Rand von Ohnmachtsanfällen führen. Verdient hätte er es in jedem Fall mehr als Taylor Lautner.