Kaisers Krone geht an ... Horst Schlämmer!

07.08.2009 - 15:00 Uhr
Krone statt Kanzleramt.jpg
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Die BILD titelte gestern, dass der grunzende Grevenbroicher zum beliebtesten Deutschen gekürt wurde. Da plappert der Kaiser natürlich sofort nach und verleiht dem links-rechts-konservativem Teilzeitpolitiker die Krone der Woche.

In der Vergangenheit habe ich schon öfter meine ideelle und inhaltliche Treue zur BILD-Zeitung unter Beweis gestellt. Auch heute lasse ich meine Kolumne von meinem großen journalistischen Vorbild inspirieren und verleihe meine Krone der Woche feierlich und plagiarisch an Horst Schlämmer – den Mann den die BILD-Zeitung gestern zum beliebtesten Deutschen kürte. Ich bilde meine Meinung nahezu ausschließlich aus der BILD und komme gar nicht umhin, hiermit meine tiefen Sympathien für den ehemaligen Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatts kund zu tun.

Aber es ist nicht nur schleimscheißendes Plagiat, was ich hier zum Besten gebe: Nein, ich mochte Horst Schlämmer auch schon sehr, bevor das besagte Blatt diese Sympathie zum Gesetz gemacht hat. Spätestens, als Horst Schlämmer im Promi-Special von „Wer wird Millionär?“ aufgetreten ist und den Quizmaster auf den Kandidatenstuhl beförderte, hat der grunzende Grevenbroicher mein Herz erobert.

Und da er jetzt auch noch mit Horst Schlämmer – Isch kandidiere! im Kinoformat auftritt und der deutschen Politik mal zeigt, wo der (Bundes-)Hase läuft, hat sich Horst Schlämmer meine wöchentliche Krone redlich verdient. Zu schade ist es, dass die Horst-Schlämmer-Partei nur in der Welt der Fiktion existiert und sich im Gegenteil zur PARTEI nicht wirklich zur Bundestagswahl angemeldet hat. Ich bin mir sicher, die HSP hätte die 5%-Hürde geknackt – und Horst Schlämmer doch wenn schon nicht ins Kanzleramt, zumindest in den Bundestag katapultiert. Und zwar aus einem einfachen Grunde: Horst Schlämmer ist zwar politisch inkompetenter als ein Gurkensalat, aber hat dafür Charisma im Überfluss – eine Qualität, die in der zeitgenössischen Bundespolitik Mangelware ist. Der Kanzlerkandidat der SPD wirkt auf die Deutschen wohl ungefähr so anziehend wie zwei gleiche Pole eines Magneten. Und Angela Merkel hat einen Charme, der sogar sie selbst zum Gähnen bringt. Kompetenz hin oder her: Die Leute wollen und wählen Charaktere, keine Parteien oder Wahlprogramme.

Zum Beispiel eben einen Horst Schlämmer. Der hat zwar von Realpolitik nicht die geringste Ahnung und verspricht jedem Bürger Deutschlands von Geburt an ein bedingungsloses Grundeinkommen von 2500 € – aber dafür mögen ihn die Leute. Und das nicht ohne Grund – denn die Gesellschaftssatire, die Hape Kerkeling mit seiner Kunstfigur betreibt, kommt ganz und gar nicht aggressiv daher. Horst Schlämmer ist nicht einfach ein deutscher Brüno, der den Leuten ihre Vorurteile um die ungewaschenen Ohren haut, sondern die Fleischwerdung all dessen, was er indirekt kritisiert. Eine sanfte, unmerkliche Satire ist es, die Hape Kerkeling mit seinem grunzenden Grevenbroicher betreibt. Denn Horst Schlämmer ist beileibe keine vollkommen aus der Luft gegriffene Phantasiefigur – sondern die überspitzte Verkörperung dessen, was wahrscheinlich einen Gutteil der deutschen Bevölkerung ausmacht. Und Hape Kerkeling verpackt seine Satire so virtuos unter dem Hausmeistermantel, dass selbst die Leute, die er mit seiner Figur karikiert, ihm schallend zujubeln. Zum Beispiel eben die BILD-Leser, die Horst Schlämmer zum beliebtesten Deutschen küren.

Horst Schlämmer karikiert den Klischee-Deutschen – und wird von ihm auch noch fürstlich dafür belohnt. Das finde ich einfach nur genial und verleihe dafür mit Freuden meine Krone der Woche.

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