Kassengift und Kritikerliebling: Kristen Stewart scheitert im Blockbusterkino

17.01.2020 - 15:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Kristen Stewart in Underwater20th Century Fox
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Kristen Stewart zählt zu den spannendsten Schauspielerinnen unserer Zeit. Mit Underwater und Drei Engel für Charlie führt sie nun allerdings zwei große Flops an. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Letzte Woche ist mit Underwater der neue Film mit Kristen Stewart in der Hauptrolle in hiesigen wie amerikanischen Kinos gestartet. Am Box Office ist der 80 Millionen US-Dollar schwere Unterwasser-Horror jedoch mit einem globalen Einspielergebnis von bisher nicht einmal 14 Millionen US-Dollar  desaströs baden gegangen.

Damit zementierte das Creature Feature einen Negativtrend, den der nur eine Woche zuvor in Deutschland gestartete 3 Engel für Charlie ebnete. Mit einem weltweiten Ertrag von bisher 64 Millionen US-Dollar  (Budget: 48 Millionen US-Dollar) erwies sich auch Elizabeth Banks' Reboot der amerikanischen Kultserie aus den 1970er und 1980er Jahren als Bruchlandung an den Kassen.

Kristen Stewart: Kritikerliebling zwischen Stolz und Vorurteil

Die Gründe, auf denen dieses doppelte Scheitern fußt, sind mannigfaltiger Natur. Kristen Stewart hat in den letzten Jahren viele Fans gewonnen. Es gibt aber immer noch einen nicht zu unterschätzenden Anteil an Zuschauern, deren Abwehrhaltung gegenüber Kristen Stewart auf ihrem Mitwirken in der für Teenager konzipierten Fantasy-Saga Twilight basiert. Um einen Eindruck davon zu gewinnen, reicht bereits ein Besuch in den Kommentarspalten diverser Online- und Social-Media-Plattformen.

Tatsächlich sieht ihre Vita im hochbudgetierten Kino abseits der Romanze zwischen Edward und Bella nicht sonderlich rosig aus. Auch wenn Snow White and the Huntsman 2012 an den Kassen noch auf 396 Millionen US-Dollar gekommen ist, was bei einem Kostenpunkt von 170 Millionen US-Dollar halbwegs solide erscheint, zerfleischte die internationale Kritik das Fantasy-Abenteuer von Rupert Sanders fast einhellig.

Im Independent-Bereich, in dem Kristen Stewart durch Filme wie Into the Wild, Das gelbe Segel und Adventureland auf sich aufmerksam machen konnte, sieht es hingegen ganz anders aus. Spätestens seitdem sie zur mysteriös-elektrisierenden Muse des französischen Meisterregisseurs Olivier Assayas avancierte und mit diesem Die Wolken von Sils Maria und Personal Shopper drehte, liegen ihr Cineasten rund um den Erdball zu Füßen.

Disney kennt kein Erbarmen mit Kristen Stewart

Die Antwort, warum 3 Engel für Charlie indes kaum von sich reden machen konnte, liegt auf der Hand: Die Marke Charlie's Angels trägt heutzutage einfach keine treibende Kraft mehr in sich. Schon 3 Engel für Charlie: Volle Power mit Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz blieb 2003 hinter den Erwartungen zurück und ist mit einem Audience Score von 40% auf Rotten Tomatoes  nicht einmal durchschnittlich bewertet. Das Potenzial der Marke wurde hoffnungslos überschätzt.

Bei Underwater fällt die kommerzielle Pleite dann schon etwas verzwickter aus, denn der im maritimen Setting angesiedelte Kampf von Mensch gegen Natur hat zuletzt mit 47 Meters Down und 47 Meters Down: Uncaged durchaus beträchtliche Erfolge einfahren können. Die scharfzahnigen Spannungsfilme aber hatten eindeutige Vorteile.

Unter der Last eines überraschend üppigen Budgets von 80 Millionen US-Dollar konnte Underwater nur erdrückt werden. Die beiden 47 Meter Down-Teile hingegen wussten mit einem Budget von ca. 6 Millionen US-Dollar ungemein produktionsökonomisch zu operieren. Ein weiteres Hindernis sollte auch die Marktmonopolisierung von Disney darstellen.

Denn tatsächlich hatte Underwater nach der Multimilliarden schweren Übernahme von 20th Century Fox durch den Mickey-Mouse-Konzern keine echte Chance mehr, wirklich Beachtung erfahren zu können. Die schludrige Marketingstrategie, die mit schmerzhafter Gleichgültigkeit Trailer und Clips unter ferner liefen veröffentlichte, machte deutlich, dass Disney kaum Potenzial in der 20th Century Fox-Produktion erkannte.

Bezeichnend unter diesem Gesichtspunkt erscheint auch die Anzahl von Lichtspielhäusern in Deutschlands Metropolen, die sich dazu entschieden haben, Underwater in ihr Programm aufzunehmen. In Berlin beispielsweise läuft der Film in gerade einmal 8 Kinos (insgesamt gibt es 91 Kinos mit 266 Sälen), Köln kommt auf 3 (bei 11 Kinos mit 43 Sälen), während sich in München und Frankfurt jeweils ein einziges Kino erbarmt hat, den Streifen aber teilweise zu unmöglichen Zeiten nach 23 Uhr bringen.

Trotz kommerziellen Pleiten bleibt Kristen Stewart unantastbar

Kristen Stewarts Rückkehr in den Hollywood-Mainstream müssen wir also vorerst als gescheitert betrachten. Ironischerweise aber trägt die Schauspielerin am wenigsten Schuld an diesen Misserfolgen. Ihrer Karriere werden diese kommerziellen Schlappen ohnehin keinen Abbruch tun, dafür ist Stewart zu gefragt, zu vielfältig, zu begnadet, wie sie im März als Jean Seberg im Biopic Against All Enemies ein weiteres Mal unter Beweis stellen wird.

Letztlich bleibt der Versuch, sich nach mehr als sieben Jahren wieder einmal als Leading Actress in Hollywood zu verdienen, ein ehrenwerter. Nicht nur, weil Kristen Stewart offensichtlich keine Sackgassen-Künstlerin sein möchte, die nur noch in einer Sparte des Mediums anzutreffen ist. Andererseits, weil sie hier den Mut beweist, Projekte zu wählen, die ihr in erster Linie Spaß und Nervenkitzel bringen. Flop hin, Disney her.

Seht ihr noch Erfolgschancen für Kristen Stewart im Hollywood-Mainstrean?

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