Mal ganz ehrlich: Wer fand David Hasselhoff in den 80er und 90er Jahren nicht cool? Wer wollte nicht ein Auto wie K.I.T.T. haben, mit dem man sprechen und mit hohen Tempo durch Wände brechen konnte? Ich kenne niemanden (zumindest aus meinem männlichen Freundes- und Bekanntenkreis), der nicht gern wie Michael Knight gewesen wäre.
Aber mal unter uns Pastorentöchtern: Die Grundidee klingt sowas von dumm, war aber trotzdem genial. Ein ehemaliger und für tot erklärter Polizist wird von einer geheimen Organisation wieder aufgemöbelt, erhält eine neue Identität und kämpft nun mit einem hochtechnologisierten Auto namens K.I.T.T. an seiner Seite gegen die Bösen dieser Welt. So zumindest zwischen 1982 und 1986, in der die Serie Knight Rider in den USA produziert und zum weltweit äußerst erfolgreichen Hit wurde.
Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht
Mister “Ich habe die Berliner Mauer zum Einstürz gebracht” David Hasselhoff spielt jenen Polizisten Michael Long, später Michael Knight, der in der ersten Folge Wie alles begann niedergeschossen und für tot erklärt wird. Durch die Hilfe des steinreichen alten Wilson Knight wird Long wieder belebt und zu dem, den wir alle kennen. Parallel wird an dem höchstentwickelten Fahrzeug mit künstlicher Intelligenz gearbeitet. K.I.T.T. (Knight Industries Two Thousand) war geboren. Er konnte selbständig handeln und denken, fuhr ohne Fahrer, war quasi unkaputtbar und hatte etliche kleinere und größere geniale Features wie den Turbo Boost, Schleudersitze, Super Pursuit Mode und einen eingebauten Geldautomaten. Nur Kaffeekochen konnte das Teil blöderweise nicht.
Der Mann, der nie davon wegkam
David Hasselhoff wurde mit der Serie weltberühmt, ging mit seinem neuen Freund auch auf weltweite Promotour und ist sogar dieses Jahr auf großer Deutschlandtour, wo im Foyer eines der acht hergestellten Fahrzeuge steht. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Als kleines Kind hatte ich bei einer Promotour in Berlin sogar die Möglichkeit in K.I.T.T. zu sitzen und habe heute noch ein Bild davon an meiner Wand. Früher baute ich mir meinen eigenen K.I.T.T., malte alle möglichen technischen Instrumente auf die Rückseite einer großen Holzkiste und “fuhr” umher.
Als die Serie für mich in Deutschland Anfang der 90er Jahre startete, wusste ich noch nicht, was Knight Rider wirklich ist. Als es nach der ersten Folge dann hieß, dass das jetzt jede Woche kommt, dachte ich, dass sie den Film nun jede Woche wieder zeigen würden. Dem war Gott sei Dank nicht so, eröffnete es mir doch eine wunderbare Welt und meine erste Serie, die mir mein Papa sogar aufnahm, wenn ich sie nicht sehen konnte. Ich war stolzer Besitzer von 21 der offiziell 26 Knight-Rider-Hörspielkassetten, die ich irgendwann mitsprechen konnte. Es gab offizielle Begleitbücher und sonstige Merchandising-Artikel, die ich natürlich auch (fast) alle besaß. Ich glaube sogar, mich an Bettwäsche erinnern zu können.
Jugendsünden aus Alt-Herren-Sicht
Aber sind wir mal ehrlich: Wie absurd war das Ganze denn bitte? Guckt man heute auf solche Jugendsünden, fragt man sich teilweise schon, was das alles sollte. Ein erwachsener Mann, der mit seiner hässlichen Armbanduhr redet. Der ein Auto seinen “Kumpel” nennt, weil er keine richtigen Freunde hat. Der so clever ist, mit dem silent mode (einem speziellen Fahrmodus, mit dem man quasi geräuschlos fahren konnte) zu fahren, um die Bösen nicht zu warnen, dann aber ankommt und beim Aussteigen die Fahrertür zuknallt. Wie bekloppt ist das denn bitte?
Ich erinnere mich in Knight Rider an heiße Verfolgungsjagden, einen riesigen Truck namens Goliath, der K.I.T.T. fast zerstörte, eine Giftmüllhalde, die K.I.T.T. fast zerstörte, einen bösen Zwillingsbruder von Michael Knight – Garth Knight (der übrigens auch von David Hasselhoff gespielt wurde) – und einen stylischen schwarzen Truck, in den Michael immer hineinfuhr und der von Außen enger wirkte, als er von Innen war (hoho, Studiobauten!). Und ich erinnere mich an die Absurdität des Super Pursuit Modes. In diesem konnte K.I.T.T. aerodynamisch angepasst werden und noch schneller fahren, als er es eh schon tat. Komischerweise sah das Gefährt aber dann eher wie ein IKEA Billy-Regal und so absolut gar nicht windschnittisch aus. Und um das schnelle Fahrzeug abzubremsen, reichten drei rote Pappkartons, die oben und an den Seiten ausklappten und so quasi sofort das Teil zum Stehen brachte. Unglaublich. Wieso kriegen die großen Automobilhersteller das eigentlich nicht gebacken?
Nichtsdestotrotz: Knight Rider bleibt für mich eine der absolut besten Serien, die ich als Kind quasi verschlungen habe.