Legale Streaming-Seiten für Filme in Deutschland

21.08.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Da guckste in die Röhre...
MGM/20th Century Fox
Da guckste in die Röhre...
Langsam passiert etwas in Sachen deutsche Video-Streamingportale. Gerade hat das OLG Düsseldorf die Pläne der großen Privatsender zunichte gemacht, eine gemeinsame Plattform zu etablieren. Jetzt hat Google dafür einen eigenen Service gestartet.

Sie hatten Großes vor. Die TV-Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL wollten gemeinsam eine Videoplattform aufbauen, auf der sie Filme als Streaminginhalte anbieten wollten. Letztes Jahr unterband das Bundeskartellamt bereits das Vorhaben. Vor ein paar Tagen hat das Urteil des Düsseldorfer Oberlandesgerichts den Plänen endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine solche Plattform vergrößere die sowieso schon marktbeherrschende Stellung der beiden Konzerne. ‘Das bestehende Duopol wird verstärkt. Wir halten das im Ergebnis für zutreffend’, bemerkte der Vorsitzende Richter Jürgen Kühnen bereits im April bei der mündlichen Verhandlung. Jetzt, wo das Projekt der Privatsender vor dem Aus steht, stellt sich natürlich die Frage, was es hierzulande denn für legale Alternativen gibt.

Die aktuelle Lage
Bisher war der heimische Markt in Sachen Video-Streaming ja sehr überschaubar. Es gab vor allen Dingen Maxdome von ProSiebenSat.1 Media, die Telekom-Tochter Videoload, die deutsche Sparte von Amazons Lovefilm und Apples iTunes, bei dem die User Filme für einen bestimmten Zeitraum ausleihen oder teilweise sogar auch käuflich erwerben konnten. Für Furore sorgt neuerdings auch MyVideo.de, eine weitere, in Rumänien ansässige Tochtergesellschaft von ProSiebenSat.1. Sie ist bisher primär durch ihre Konzentration auf Serien aufgefallen. So zeigt die rein werbefinanzierte Plattform beispielsweise die Folgen des US-Hits Spartacus exklusiv noch vor dem deutschen Free-TV-Start auf Pro7. Zu den genannten Portalen gesellt sich seit einigen Tagen auch ein Angebot vom großen Apple-Rivalen Google, das der Konkurrenz schwer einheizen soll.

Erst vor Kurzem hatte der Suchmachinen-Gigant analog zu Amazon und iTunes einen eBook-Dienst in seinem Store eröffnet. Mit Google Play Movies wagt sich der Konzern nun erstmals auf das Terrain des Video-Streamings. Bislang bietet die Plattform über 600 Titel, teilweise auch in HD-Auflösung, die preislich je nach Qualität und Alter zwischen 3 und 5 Euro liegen. Um die Inhalte abspielen zu können, wird entweder ein Android-Gerät oder ein PC oder Fernseher mit Webbrowser benötigt. In dieser Hinsicht ist das neue Portal also durchaus mit iTunes vergleichbar, für das der Benutzer einen Computer mit der Apple-Software oder ein iOS-Endgerät braucht. Jedoch ist das Produkt von Google aktuell noch in Arbeit. Der Start der Plattform für Computer verzögert sich, sodass aktuell auf jeden Fall ohne eine Maschine mit Android nichts läuft. Lovefilm unterstützt alle genannten Plattformen. Maxdome und MyVideo.de hingegen bieten bisher keinerlei Apps für die beliebten mobilen Geräte. Doch wie sieht es überhaupt in punkto Angebot zwischen den Video-on-Demand-Rivalen aus?

Das derzeitige Angebot
Mit der offerierten Anzahl an Filmen steht Google Play Movies, wie auch der eBook-Dienst des Unternehmens, momentan noch hinter der Konkurrenz zurück. Zudem gibt es auf der Plattform zurzeit weder eine Kaufoption noch Inhalte mit englischer Sprachfassung. In dieser Hinsicht kann das neue Portal also nicht einmal ansatzweise mit iTunes mithalten, das allerdings auch schon länger im Geschäft und somit wesentlich etablierter ist. Die Preise des Apple-Pendants beim Leihen bewegen sich in etwa auf dem gleichen Niveau wie die des Google-Neulings, bieten aber alternativ in der Regel auch die englischen Versionen der Filme und Serien sowie eine Kaufmöglichkeit an. Letztere ist jedoch für die User nicht wirklich interessant, weil sich die Preise hierbei auf einem beinahe astromischen Level bewegen. Es kommt den geneigten Filmfan nämlich weiterhin nicht teurer bzw. teilweise wesentlich billiger, auf DVDs und Blu-rays zu setzen als auf die iTunes-Downloads.

Wir möchten als Vergleich gerne auf das aktuelle Werk Haywire von Regisseur Steven Soderbergh verweisen. Bei Apple kostet der Kauf der HD-Fassung in 720p-Auflösung 16,99€. Dabei kann sich der Benutzer allerdings nur zwischen einer Sprachfassung – entweder englisch oder deutsch – entscheiden und erhält zudem nicht das Bonusmaterial. Die SD-Fassung in DVD-Qualität schlägt dort aktuell mit 13,99€ zu Buche. Zum Vergleich nennen wir euch an dieser Stelle die heutigen Preise der Silberlinge bei Amazon.de: 14,99€ für die Blu-ray Disc (bei besserer Bildqualität plus Bonusmaterial als bei iTunes) sowie 12,99€ für die DVD (auch hier mit Zusatzinhalten). Finanziell gesehen bietet Apples Plattform also keine sonderlich attraktive Alternative zu den vom Laser abgetasteten Scheiben.

Im Vergleich dazu bietet Lovefilm für bereits 6,99€ pro Monat unbegrenztes Streaming. Allerdings ist das Angebot des Amazon-Dienstes nicht sonderlich aktuell. Die Filme scheinen bei dem Portal immer erst anzukommen, wenn sie sich bereits seit einem gewissen Zeitraum auf dem Markt befinden. Momentan lockt Maxdome neue Kunden mit einem Sonderangebot. Ab 4,99€ pro Monat werden dem Zuschauer dort sämtliche Inhalte zur Verfügung gestellt. Doch die Sache hat gleich zwei Haken: Einerseits gibt es da die Mindestlaufzeit von 15 Monaten, andererseits erhöht sich die monatliche Grundgebühr nach Ablauf des ersten Quartals auf das Doppelte. Wenigstens hat Maxdome die Hälfte der aktuellen Videocharts im Programm. Das sind immerhin fünf Titel mehr als Lovefilm von sich behaupten kann, aber auch kein Grund, um gleich in frenetische Jubelstürme auszubrechen. Klingt trotzdem nicht gerade nach grandiosen Aussichten für deutsche Filmfans, oder?

Die neuen Bewerber um den Thron
Es zeichnen sich aber weitere Konkurrenten ab. So existieren Pläne von ARD und ZDF, eine eigene Plattform aufzubauen. Das Projekt läuft derzeit unter dem Arbeitstitel Germany’s Gold’, soll aber noch einen endgültigen Namen bekommen. Eigentlich war geplant, das Angebot im Frühjahr dieses Jahres anlaufen zu lassen, doch dieses Vorhaben hat sich verzögert. ‘Das Videoportal ist keine öffentlich-rechtliche Veranstaltung, sondern eine kommerzielle’, so Thomas Weymer, der Geschäftsführer der ARD-Rechtevertriebstochter Global Screen. Neben ARD und ZDF sowie deren Tochterfirmen gehört unter anderem die Münchner Beta Film zu den Gesellschaftern. Das Unternehmen besitzt das Archiv von Filmmogul Leo Kirch.

Die Pläne der beiden staatlich finanzierten Sender sind bisher auf heftige Kritik gestoßen. Besonders den Privatsendern stößt das Vorhaben sauer auf. RTL hatte bereits Beschwerde beim Kartellamt eingereicht, und auch Politiker nannten die Querfinanzierung des Projekts eine ‘bedenkliche Entwicklung’. Bislang sieht es aber so aus, als würde ’Germany’s Gold’ vor keine weiteren Probleme gestellt. Das Kartellamt hat wohl nichts an dem Projekt zu beanstanden. Dies ist insofern nicht nachvollziehbar, weil das Vorhaben der deutschen Privatsender ja bereits gerichtlich vereitelt wurde und auch Services wie Netflix vor massiven rechtlichen Hürden stehen, um nach Deutschland zu expandieren. Erst kürzlich erweiterte der bekannte amerikanische Streaming-Dienst sein Angebot auf Großbritannien und Irland und hat nun Skandinavien im Visier.

Wie lautet euer Urteil zum Streaming-Angebot in Deutschland?

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