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Leonard Cohen - Ein Nachruf

16.11.2016 - 12:10 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Leonard Cohen
Sundance Channel/ Horse Pictures
Leonard Cohen
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Der großartige Poet und Sänger Leonard Cohen ist im Alter von 82 Jahren verstorben.

Leonard Cohen war ein kanadischer Sänger, Dichter und Autor. Jedes Mal, wenn ich Leonard Cohen gegoogelt habe, hatte ich Angst vor dem kleinen Wörtchen "war", denn dies würde bedeuten, dass der großartige Poet tot ist. Am 11.11.2016 war dieser Moment gekommen: Leonard Cohen ist tot. Er wurde 1934 in Montreal geboren und schrieb in jungen Jahren hauptsächlich Gedichte. Erst später kam er zum Singen, da er vom Schreiben nicht leben konnte, auch wenn er einmal von sich selbst sagte, er treffe gerade einmal vier Töne. Mit 26 zog es ihn zur griechischen Insel Hydra, auf der er für einige Zeit wohnt. Hier lernte er Marianne Ihlen kennen, über die er später den Song "So long, Marianne" schrieb. Doch zu seiner Zeit auf Hydra war er noch kein Sänger, sondern spielte höchstens ein paar Akkorde auf seiner Gitarre, während er seine Gedichte vortrug. Diese Akkorde lernte er von einem spanischen Musiker, kurz bevor dieser sich umbrachte. Und mehr, als diese paar Griffe beherrschte er nie, er sagte, sie genügten ihm. Einige Jahre später reist er nach New York wo er sein Debüt-Konzert gab und sogar einen Plattenvertrag bekam. Hier lernte er unter anderem Bob Dylan und Andy Warhol kennen und hatte seinen ersten und einzigen Auftritt in einem Film, nämlich in The Ernie Game. Als Schauspieler war er zwar nicht bekannt, doch seine Musik fand in unzähligen Filmen/Serien Verwendung, unter anderem Watchmen - Die Wächter, True Detective, Natural Born Killers, War Dogs und vielen mehr. Inzwischen war er viel als Sänger unterwegs und gab auch unkonventionelle Konzerte, beispielsweise in Psychiatrien oder während des Jom-Kippur-Krieges, während dem er teils achtmal täglich vor den Soldaten spielte.

Doch abgesehen davon tat sich der Kanadier schwer, seinen Platz als Musiker zu finden. Nachdem der Produzent Phil Spector ihm sein Album Death of a Ladies Man kaputt gemacht hatte, trank und rauchte Cohen nur noch. Doch nach einigen Jahren rappelte er sich tatsächlich wieder auf und überraschte Anfang der Achtziger mit seinem berühmtesten Song "Hallelujah", der über 300 Mal gecovert wurde. Diese Zeit war seine goldene Zeit, er fasziniert die Zuschauer mit seiner immer dunkler werdenden Stimme und der düsteren Melancholie, mit der er über Themen, wie Sex, Liebe und den Tod sang. Leider wird er oft auf Hallelujah reduziert, dabei hat er noch so viele andere Songs geschrieben. Lieder mit flüchtigen Melodien, leisen Gitarrenklängen aber Worten voller Wucht. Doch trotz dieses Erfolgs zog er sich zurück und verbrachte die nächsten Jahre in einem buddhistischen Kloster in Los Angeles. Mit einem Comeback rechneten die Wenigsten, doch 2004 musste er feststellen, dass seine Managerin ihn um sein ganzes Geld betrogen hat. Also begann er wieder Konzerte zu geben. Dort stand er dann: Elegant im Anzug und Hut, mit tiefer Stimme seinen Song "A Thousand Kisses Deep" oder Paul Simons "The Sound of Silence" rezitierend und sang wieder sanft, voller Poesie von Liebe und Verderben. Mit Old Ideas, Popular Problems und seinem letzten Album You Want It Darker brachte er auch wieder neue Platten auf den Markt. Doch sein letztes Werk war bereits voller Abschiede, er sang hier Dinge wie "I'm traveling light, it's au revoir", "I'm ready my lord" oder "I'm leaving the table, I'm out of the game". Vor kurzem verstarb zudem seine Muse Marianne, der er kurz vor ihrem Ableben folgenden Brief schrieb: „Marianne, wir sind nun beide in dem Alter angekommen, da unsere Körper langsam anfangen, zu vergehen – und ich denke, dass ich dir bald folgen werde. In dem Wissen, dass ich so nah bei dir bin, kannst du einfach deine Hand ausstrecken, und ich denke, du wirst meine erreichen. Du weißt, dass ich dich immer für deine Schönheit und deine Weisheit geliebt habe, aber ich muss gar keine Worte mehr darüber verlieren, denn du weißt das alles schon. Aber jetzt wünsche ich dir eine gute Reise. Good Bye, meine liebe Freundin. In unendlicher Liebe, ich sehe dich ganz bald.“ Später sagte er jedoch, er habe das wohl etwas dramatisiert, er neige schon immer zur Selbstdarstellung und wolle ewig leben. Auch Humor hatte der Sänger, machte sehr feinsinnige Witze auf den Konzerten. Und sang er einst so poetisch "We're ugly, but we have the music", machte er sich später über die Musik lustig indem er "The Maestro says it’s Mozart / But it sounds like bubble gum" sang.

Doch jetzt ist alles, was uns noch bleibt seine Musik. Einst sang er seine berühmten Worte "There's a crack in everything, that's how the light gets in". Leonard Cohen hinterlässt einen großen Riss in der Welt.

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