Beim filmischen Äquivalent einer Biographie ist der Regisseur natürlich oftmals eingeschränkt, was den Inhalt des Projekts betrifft. Dennoch sind auch in solch einem abgesteckten Rahmen kreative Einfälle sowie innovative Ideen nicht unmöglich – vor allem was die Herangehensweise angeht. Julian Schnabel (Before Night Falls) widmet sich mit Schmetterling und Taucherglocke dem Lebensausschnitt von Jean-Dominique Bauby nach seinem Schlaganfall und verwandelt die Geschichte in ein einmaliges, bewegendes und trauriges Drama, das gleichzeitig Verzweiflung sowie Lebensfreude zum Ausdruck bringt. Der Regisseur inszeniert die Ereignisse fast ausschließlich aus der Sicht von Jean-Dominique, der großartig von Mathieu Amalric (James Bond 007 – Ein Quantum Trost) verkörpert wird. Dadurch gibt es absolut kein entrinnen aus dem Film und wir sind als Zuschauer ebenso wie der Protagonist direkt in Schmetterling und Taucherglocke gefangen.
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Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric) ist ein erfolgreicher Mann und kann sich über seine bisherige Karriere nicht beklagen. Als Chefredakteur der französischen Elle stehen ihm im journalistischen Metier alle Türen offen und auch als Autor konnte er erste Erfolge verbuchen. Doch dann trifft ihn ein Schicksalsschlag in Form eines folgenschweren Schlaganfalls. Als er nach zwei Wochen aus dem Koma erwacht, muss Jean-Dominique schockiert feststellen, dass er komplett gelähmt ist und darüber hinaus auch nicht mehr reden kann. Lediglich seine Augenlider sind bewegungsfähig und somit ist er von nun an in puncto Kommunikation auf eine ausgemachte Abfolge von Augenzwinkern angewiesen. Trotz des sogenannten Locked-In-Syndrom findet Jean-Dominique nach einer depressiven Phase wieder seinen lebensbejahenden sowie kreativen Geist und will mithilfe des ärztlichen Personals ein Buch schreiben. Doch obwohl Jean-Dominiques Geist frei wie ein Schmetterling ist, kann er nicht aus seinem körperlichen Gefängnis ausbrechen, das wie eine Taucherglocke über ihn gestülpt ist.
Mit seiner außergewöhnlichen Inszenierung macht Julian Schnabel dieses Dilemma sehr emotional greifbar. Natürlich ist die Herangehensweise nicht jedermanns Sache, doch wer sich darauf einlässt, kann wahrlich in den Sog von Schmetterling und Taucherglocke eintauchen. Begleitet von Mathieu Amalrics Off-Kommentar, der sämtliche Gedanken des Journalisten wiedergibt, wird die Figur von Jean-Dominique zwar komplett seziert, aber dadurch ist sein Charakter auch auf einmalige Art greifbar und wir können an seinem Schicksal teilhaben. Somit ist das Drama sehr eindringlich und bleibt auch längere Zeit haften. Schmetterling und Taucherglocke sei wirklich jedem empfohlen, der eine neue filmische Grenzerfahrung auf emotionaler Ebene sucht.
Was: Schmetterling und Taucherglocke (2007)
Wann: 20.15 Uhr
Wo: EinsFestival
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