Matthias Brandt ist alleinerziehender Vater

14.01.2009 - 08:30 Uhr
Matthias Brandt in Ein Sommer mit Paul
NDR
Matthias Brandt in Ein Sommer mit Paul
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NEWS» Schauspieler Matthias Brandt heute abend in seinem neuen Film Ein Sommer mit Paul.

Matthias Brandt hat sich mittlerweile als Schauspieler im deutschen fernsehen durchgesetzt. Wer anfangs glaubte, seine Besetzung würde nur angestrebt, um ein prominenten Namen – immerhin ist er der Sohn von Bundeskanzler Willy Brandt – im Ensemble zu haben, der ist eines besseren belehrt: Der Schauspieler gehört aktuell zu den besten in Deutschland. Heute abend ist er in dem NDR-Film Ein Sommer mit Paul zu sehen. Hier ein Interview mit ihm.

“Ein Sommer mit Paul” ist ein sehr berührender Film. Er erzählt von einem Vater und seinem Sohn, die den Verlust der Mutter zu verschmerzen haben. Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Stärken dieser Geschichte?
Ich fand das Buch gut geschrieben und mit einer Tiefe versehen, die man momentan eher selten findet beim deutschen Fernsehfilm. Darüber hinaus ist Raimund Balsam eine interessante, sehr vielschichtige Figur. Aus dieser Konstellation heraus und als Weiterführung meiner Arbeit mit der Regisseurin, mit der ich bereits “Die Frau am Ende der Straße” und einen Kieler Tatort gedreht habe, fand ich dieses Projekt sehr reizvoll.

Balsam ist Zauberkünstler, aber er kann nicht mehr arbeiten, weil er Angst vor dem Auftritt hat. Sie müssen als Schauspieler auch immer vor ein Publikum treten. Hatten Sie spontan einen Zugang zu den Ängsten Ihrer Figur?
Ja, gut, in dem Fall betrifft es einen Zauberkünstler, aber ich denke, dass das auf viele andere Lebens- oder Berufsbereiche übertragbar ist. Dieser Raimund Balsam ist einfach jemand, dem sein Lebenszentrum abhanden gekommen ist und der deshalb seine Fähigkeiten nicht mehr einsetzen kann und in einer persönlichen Krise steckt. Das fand ich schon an sich sehr nachvollziehbar. Aber natürlich wird dieses Problem bei einem Beruf, der etwas mit einer Bühne und in ausgesprochener Weise mit einem Sich-Präsentieren zu tun hat, besonders schwierig. Insofern unterscheidet sich ein Varietékünstler nicht viel von einem Schauspieler, das ist mir schon nahe.

Neben den unmittelbar nachvollziehbaren Aspekten der Trauer zeigt der Film auch maßlose und egozentrische Seiten dieses Gefühls. Raimund Balsam erkennt beispielsweise nicht, dass er seinen Sohn sehr allein lässt. Was passiert da zwischen den beiden?
Es stimmt zwar, was Sie sagen, sein Verhalten ist durchaus von einer gewissen Egozentrik geprägt und sicherlich auch von Selbstmitleid; Raimund Balsam ergibt sich seinem eigenen Leid und vernachlässigt darüber die Verantwortung für sein Kind. Aber das geschieht ja nicht in böser Absicht, sondern weil er in der Krise ist. Darüber darf man nicht vorschnell urteilen, und es kommt mir als Schauspieler natürlich darauf an, die Figur so zu spielen, dass man sich trotzdem nicht von ihr entfernt, auch wenn sie sich vielleicht nicht immer richtig verhält; ihr Verhalten sollte trotzdem in gewisser Weise nachvollziehbar bleiben. Und es lag uns auch sehr daran, in diese Geschichte bei all ihren tragischen Aspekten, die sie hat, nichtsdestotrotz auch Humor reinzubringen.

Balsam erhält immer wieder Hilfsangebote von Menschen, die ihm nahe stehen. Wieso schlägt er sie alle aus?
Nun, das Annehmen eines Hilfsangebots setzt voraus bzw. bringt es mit sich, dass man sich eingesteht, hilfebedürftig zu sein. Das bedingt sich. Und da liegt das Problem.

Also nimmt Raimund Balsam die Situation selbst anders wahr und sieht gar nicht, dass der Junge eigentlich mehr Unterstützung braucht?
Ja, ich glaube, er ist nicht der Ansicht, der Hilfe zu bedürfen, und daraus ergibt sich die Zurückweisung dieser Leute, die ihm größtenteils ja nur Gutes tun wollen, die Tante des Jungen und auch der Anwalt Dr. Horn. Raimund Balsam ist in der Form einfach nicht bereit, sich der Situation zu stellen.

Sie hatten in diesem Film sehr junge Kollegen an Ihrer Seite. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit mit Jungdarstellern von der mit gleichaltrigen Kollegen?
Eine solche Arbeit unterscheidet sich sehr von der mit anderen Kollegen, eben weil es Kinder sind und man sich darauf einzustellen hat, wie in anderen Lebensbereichen (lacht), so natürlich auch bei Dreharbeiten. In diesem Fall waren das zwei ganz tolle Kinder und es war eine große Freude, mit ihnen zu arbeiten und zu spielen. Ich habe das sehr genossen, weil Kinder einem so eine gewisse Unverfälschtheit und Unmittelbarkeit entgegenbringen, die mir viel, viel Spaß macht und mir auch … hilft, möchte ich fast sagen. Ich spiele gerne mit Kindern.

Im Haus des Zauberers herrscht zeitweise eine Atmosphäre wie in der Villa Kunterbunt. Insbesondere in der Szene mit dem Pferd natürlich. Haben Sie die Dreharbeiten entsprechend als bunt, turbulent und lustig in Erinnerung behalten?
Wir hatten da natürlich auch Spaß, sonst hätte ich auch gar keine Lust dazu gehabt. Nichtsdestotrotz ist es ein hartes Stück Arbeit, das alles hinzukriegen und so einen Film in der kurzen Zeit zu drehen, die uns zur Verfügung gestellt wird. Das ist schon nicht ohne. Umso mehr ist man darauf angewiesen, in einer Konstellation mit Leuten zu arbeiten, bei der man sagt, ja, wir haben schon auch Spaß dabei.

Quelle: NDR

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