Meine 10 Lieblingscharaktere aus der Fernsehwelt – Teil 1 Männer.
Wie üblich ist die Liste 100% subjektiv und ein Ranking gibt’s auch nicht. Die Reihenfolge ist also beliebig.
Ansonsten nur ein Charakter pro Serie. Und natürlich gilt eine allgemeine Spoiler-Warnung!
1. Lester Freamon (Clarke Peters) – The Wire
The Wire ist die beste Fernsehserie die ich je gesehen habe. Hart, brutal, authentisch und sehr intelligent geschrieben. Eigentlich ist jeder Charakter auf seine Art und Weise ein Juwel, aber Lester Freamon macht im Endeffekt das Rennen.
Der Cop, der über 13 Jahre in der Asservatenkammer verbrachte, nach dem er bei der Mordkommission die Bosse verägert hatte, kommt zur Spezialeinheit um Jimmy McNulty und wirkt am Anfang total unscheinbar und langweilig. Dann entpuppt sich der Modellschnitzer als großartiger Polizist, der meistens der ausschlaggebende Faktor für den Erfolg der Ermittlungen ist. Dabei geht er nicht immer den legalen Weg, aber Lester ist ein guter Polizist und ein guter Mensch, der immer das Richtige tun möchte. Er wächst dem Zuschauer schnell ans Herz und wird vielleicht zum größten Sympathieträger bei der Polizei von Baltimore. Wie auch die anderen Charaktere der Serie, machen ihn seine Stärken und Schwächen greifbar und real. Er ist ein eher ruhiger und stiller Zeitgenosse, der aber auch zu Ausbrüchen neigt, wenn er mit Ungerechtigkeit konfrontiert wird.
Am Ende verliert er seinen Job bei der Polizei, weil er das Richtige auf die falsche Weise macht. Und trotzdem lässt der Zuschauer den schon längst lieb gewonnenen Lester nicht mehr aus seinem Herzen. Lester ist eine coole Sau, ein guter Polizist und einfach ein Kerl, den man mögen muss.
PS: Natürlich hat man mit Clarke Peters auch den richtigen Schauspieler für die Rolle gefunden, der in dem Charakter „Lester Freamon“ vollkommen aufgeht.
2. Phil Dunphy (Ty Burrel) – Modern Family
Vorallem in den ersten beiden Staffeln ist „Modern Family“ eine rundum perfekte Comedy-Serie, die mit viel Witz und Charme das Familienleben aufgreift.
Die meisten Lacher kann mir dabei Phil Dunphy entlocken. Der „coole“ Dad ist technikverliebt, eine meist inkonsequente Elternfigur und wäre wohl ohne seine bessere Hälfte aufgeschmissen. Ihm fehlt es an Schlagfertigkeit, was sich oft bemerkbar macht, wenn er mit seinem ewigen Konkurrenten im Immobilienbusiness konfrontiert wird. Außerdem versucht er krampfhaft die Liebe seines Schwiegervaters zu erobern, was nie so recht gelingt, aber immer für tolle Unterhaltung sorgt. Er hat (vermutlich) ADS (die mit Abstand witzigste Szene der gesamten Serie) und macht mit seinem Sohn gerne Blödsinn.
Ty Burrel verkörpert den Familienvater auf unnachahmliche Art und wird nicht umsonst mit Preisen überschüttet. Er spielt facettenreich und ist einfach urkomisch.
3. Bojack Horseman (Will Arnett) – Bojack Horseman
Die witzigste Serie über Depression. Wer glaubt, dass das nicht geht, sollte auf jeden Fall mal reinschauen. Bojack schleppt sich in den ersten Folgen durch mittelmäßige Folgen, wird dann aber schlagartig so gut, dass ich die 2. Staffel am Stück gesehen habe.
Bojack ist dabei ein „menschliches“ Pferd, das mal in einer erfolgreichen Sitcom gespielt hat und nun überreich in seiner Hollywood Villa vermodert. Antriebslos, genervt von Allem und Jedem, erleben wir die Midlife-Crisis eines Stars. Das ist sehr lustig, gleichzeitig aber auch mit genügend Ernst erzählt. Bojack wächst dem Zuschauer ans Herz und man gönnt ihm einfach, dass er endlich das Glück findet. Dabei kämpft er mit dem Wiederaufnehmen seiner Karriere und natürlich der Liebe. Die Serie erzählt also tatsächlich eine Story, die auch mit Überraschungen und Wendungen aufwarten kann, und funktioniert auf emotionaler und humoristischer Ebene. Bojack ist ein echter Geheimtipp, und ein Charakter, der etwas ganz Besonderes ist.
4. Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) – Fargo (Staffel 1)
Billy Bob Thornton brilliert als einer der besten Bösewichte, die ich im Fernsehen begutachten durfte. Der Killer Lorne Malvo ist so einzigartig konzipiert und stets charmant und furchteinflößend zugleich. Seine Weltansicht und seine Ausdrucksweise jagen dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken. Er entlockt dem Zuschauer immer wieder ein Lachen und lehrt ihm wenige Sekunden das Fürchten. Seine Kompromisslosigkeit und sein selbstbewusstes Auftreten machen ihn zu einem der schaurigsten Killer der Film- und Fernsehgeschichte. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen, metzelt er sich durch die Serie, schier unangreifbar. Eher durch Zufall wird er dann erledigt und tatsächlich habe ich mich dabei erwischt, wie ich innerlich eine Träne vergoss. Denn solch einen einzigartigen Charakter hätte ich noch gerne eine Weile bei der Arbeit beobachtet.
5. Randy Marsh – South Park
Schwierige Entscheidung. Aber ich glaube, Randy Marsh hat sich im Laufe der Serie zu einem der Hauptcharaktere entwickelt, der nicht nur urkomisch ist und viele Folgen fast alleine trägt, sondern auch ein tolles Abziehbild der amerikanischen Gesellschaft darstellt. Er kritisiert andere für Sachen, die er selbst tut, wechselt seine Meinung alle paar Stunden und ist Alkoholiker. Er ist immer für eine Sache, solange er davon nicht negativ betroffen ist. Er will immer cool und aktuell sein und neigt zu Überreaktionen. Randy Marsh sorgt immer dafür, dass ich vor Lachen vom Stuhl kippe und regt zum Denken an. Er ist der Inbegriff der Serie an sich. Humor gepaart mit Kritik und deswegen liebe ich ihn.
6. Jessie Pinkman (Aaron Paul) – Breaking Bad
Heisenberg oder Jessie? Aaron Paul oder Bryan Cranston? Beide spielen ihre Charaktere brillant. Ebenbürtige Kollegen. Beide wurden mit Charakteren bedacht, die sich glaubhaft entwickeln und mit Ups und Downs durch die Serie geschickt werden.
Aber für mich ist der ehemalige Junkie, der zwischendurch wieder zum Junkie wird, Jessie Pinkman der Sympathieträger und somit mein Lieblingscharakter in „Breaking Bad“.
Alleine seinem Leidensweg beizuwohnen, ist derart schwer zu ertragen und wie ein permanenter Schlag in die Magengrube. Seine Flucht in der letzten Folge ist dann die wunderbare Erlösung, für ihn selbst und den Zuschauer. Ich war nie glücklicher, dass ein Charakter ein, den Umständen entsprechendes, Happy Ending erfuhr.
7. Dr. Cox (John C. McGinley) – Scrubs
Keine Serie hält das Gleichgewicht zwischen Comedy und Drama so sicher wie Scrubs. Lachtränen werden von echten Tränen abgelöst. Eine Seltenheit.
Natürlich ist auch hier das gesamte Ensemble erwähnenswert, aber ich habe mich für Dr. Cox entschieden. Zum einen sind seine Ansagen immer herrlich witzig und wortgewandt, zum anderen weicht die anfängliche Verschlossenheit und das (emotionale) Verstecken hinter einer übergroßen Mauer, einer erstaunlichen Tiefe und einem gutherzigen Inneren. Die Szene (bzw. die Folge), die wohl den Ausschlag gab, warum ich mich für Dr. Cox entschieden habe, ist der tragische Tod einiger Patienten, der durch tollwut-infizierte Organe zustande kommt. Die Szene ist äußerst kraftvoll und todtraurig und ein scheinbar unbesiegbarer Held, scheint zum ersten Mal zubröckeln. Ein großer Moment, schauspielerisch und inszenatorisch und einer der Gründe, warum ich Scrubs so gerne sehe. Weil man lachen und weinen darf.
8. Sterling Archer (H. Jon Benjamin) – Archer
Sterling Archer hat nichts anderes im Kopf als Spaß. Seine Definition von Spaß: Drogen, Alkohol, Nutten und ab und an Agententätigkeit. Er ist äußerst sadistisch, was die Behandlung seines „Butlers“ angeht, frauenfeindlich und gewinnt oft nur gegen die Bösen, weil er Glück hat. Er ist die Definition vom Ödipus-Komplex und sehr unverantwortlich. Kurz gesagt: Er ist ein Ars**loch. Aber vermutlich das Witzigste in der Zeichentrick-Welt. Political-Uncorrectness ist sein Markenzeichen, genau wie sein schwarzer Anzug und der Drink in seiner Hand. Wer mit schwarzem Humor umgehen kann, sollte „Archer“ eine Chance geben, ihr werdet es nicht bereuen!
Interessant: Die deutsche Synchronstimme von Archer finde ich tatsächlich besser gewählt, als die Originalstimme, was eigentlich nie vorkommt (abgesehen von South Park).
9. Special Agent Dale Cooper (Kyle McLachlan) – Twin Peaks
„Damn good Coffee“. Ja Twin Peaks hat damals die Fernsehwelt revolutioniert und Special Agent Dale Cooper hat mich zum Kaffee-Junkie gemacht. Der coolste FBI-Agent aller Zeiten, der mit seiner charmanten und ehrlichen Art bei Einwohnern und Zuschauern Eindruck schindet, wird von Kyle McLachlan mit einer Leichtigkeit verkörpert, die seines Gleichen sucht. Auch wenn ich die zweite Staffel nie zu Ende bringen konnte, gehört „Twin Peaks“ Staffel 1 zu den wenigen Serien-Staffeln, die ich mehrmals gesehen habe. Aber ich habe die Gemeinde „Twin Peaks“ einfach in mein Herz geschlossen und an erster Stelle natürlich Dale Cooper. Der Beweis, dass FBI-Agenten nicht immer Arschlöcher sein müssen, die in Kleinstädten stets am Pöbeln sind.
10. Rust Cohle (Matthew McConaughey) – True Detective
Ich dachte immer, keiner kann cooler Zigaretten rauchen als Jack Nicholson in Chinatown. Doch Matthew McConaughey als Rust Cole, macht ihm definitiv Konkurrenz. Die erste Staffel „True Detective“ ist großartige Fernsehkunst und das, obwohl die Story gar nicht so fesselnd war, wie ich erhofft hatte. Aber mit Charakteren wie die von McConaughey und Harrelson und großartigen Dialogen über Gott und die Welt, wurde etwas für die Ewigkeit geschaffen. McConaughey spielt die Rolle natürlich auch mit einer Intensität, die ich dem Texaner gar nicht zugetraut hatte. Der total schräge und etwas mysteriöse Rust Cole ist immer etwas neben der Spur und der Zuschauer weiß nie, woran man mit ihm ist. Ein zwielichtiger, faszinierender Charakter, der im Zusammenspiel mit Harrelson's Martin Hart, das beste Ermittler-Team bildet, das je auf der Leinwand ermittelte.