Filme von Lars von Trier sind deshalb keine leichte Kost, weil sie schonungslos und ungefiltert in jede noch so finstere Ecke der menschlichen Gefühle hinabsteigen und dort den gesamten Film über bleiben. Der Umgang, oder wohl eher Kampf, mit der eigenen drückenden Psyche liegt von Trier in jedem seiner Filme am Herzen, doch in keinem anderen schlug er dem Zuschauer die Depressionen dermaßen gewaltig um die Ohren wie in Melancholia. Sofern man gewillt ist, in diesem suizidalen Geflecht nochmal genauer hinzusehen, wird man auf eine Menge künstlerische Kniffe stoßen, die Evan Puschak in obigem Video-Essay aufzuzeigen versucht hat.
Dabei weist Puschak vor allem auf von Triers Techniken hin, das verschobene Zeitgefühl seiner Protagonistin angemessen umzusetzen und die Depression anhand von Referenzen an andere Kunstformen greifbar zu machen. Es ist ein sehr gelungener, spannender Essay, der dem ein oder der anderen eine neue Sicht auf Melancholia verschaffen könnte. Evan Puschak hat sich mit seinem Nerdwriter-Channel auf Youtube bereits einen Namen als Video-Essayist gemacht. Seine Videos beschäftigen sich unter anderem mit den Arbeiten von Michael Mann, Alfred Hitchcock und Howard Shore, allerdings beschränkt Puschak sich nicht nur aufs Kino, sondern hat auch Beiträge zu (sozial-)wissenschaftlichen Fragen, beispielsweise eine Analyse zum Sprachgebrauch von Donald Trump . Reinschauen lohnt sich.
Was haltet ihr von dem Video-Essay zu Melancholia?