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Metal Gear Solid 3: Snake Eater - Eine nostalgische Rückbesinnung auf alte Werte

17.05.2015 - 10:10 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Metal Gear Solid 3: Snake Eater
Konami
Metal Gear Solid 3: Snake Eater
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Was nun folgt ist nicht nur eine Lobeshymne auf eines meiner absoluten Lieblingsspiele aller Zeiten. Was folgt, ist eine Lobeshymne auf Metal Gear Solid 3: Snake Eater, eine Rückbesinnung auf die Jugend und die Antwort darauf, warum mir dieses Spiel so manchen Lieblingsfilm streitig machen könnte.

Nachdem ich vor wenigen Tagen dachte: Jetzt fängst du endlich mal mit Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots an, welches sein kümmerliches Dasein nun schon seit mehr als einem Jahr auf dem Stapel ungespielter Spiele fristet. Um wieder in die Story und in das Gameplay zu finden, musste allerdings noch einmal Metal Gear Solid 3: Snake Eater ausgekramt werden, ebenso die eingemottete Playstation 2 (upps, noch während des Verfassens dieses Textes fiel mir rein zufällig noch die HD-Collection in die Hände, was für noch mehr Spielspaß sorgen wird…).
Beim Blick in die Hülle fiel mir die Quittung heraus, die mir das Kaufdatum vom April ’05 datierte. 10 Jahre ist es schon wieder her… der letzte Speicherstand immerhin 7 Jahre. Und was soll ich sagen? Nachdem ich in den letzten Tagen knapp 20 Spielstunden investierte, saß ich am Ende erneut mit Freudentränen in den Augen vor dem Fernseher – wie schon damals mit meinen 12 Lenzen. Es war dieselbe Freude wie damals, im Jahre 2005, als mich Hideo Kojima mit seiner Geschichte so unglaublich berührte und auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle entsandte.

 

Doch was genau ist es, das mein Herz höher schlagen lässt? Ist es die Geschichte, die tiefgründigen Dialoge sowie die komplexen Beziehungen untereinander, die Musik, die Optik, die Liebe zum Detail? So klischeehaft das auch klingen muss, es ist alles. Das Gesamtpaket ist so stimmig, dass es das alles für mich zum perfekten Spiel macht.
Wer mit der Metal Gear-Reihe vertraut ist, weiß zumindest um das konfliktgebeutelte Setting. Snake Eater, der Prolog zu den nachfolgenden Teilen, schickt uns in die Wirren des Kalten Krieges. Zwar mit reichlich Fiktion gespickt, wird der damalige reale Konflikt mitsamt der daraus resultierenden bedrohlichen und angespannten Stimmung perfekt eingefangen. Der Zeitgeist ist bei all den fiktiven Elementen so greifbar, was stets durch kleine Details aufgefrischt wird. Und handle es sich dabei nur um die berühmt berüchtigten Funksequenzen. Die Gespräche zwischen Para-Medic, der Sanitäterin auf “Abruf” und Snake, sind ein Genuss für jeden Cineasten. Wenn Para-Medic versucht, Snake über die damalige filmische Landschaft aufzuklären und mit Filmen wie Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, über James Bond um die Ecke kommt… dann geht einem als Filmfreund doch das Herz auf. Und das ist nur eine der vielen Kleinigkeiten, die MGS so reizvoll machen.

Es ist doch nur ein Spiel  

Wer im größeren Maßstab denkt, der wird um die cinematischen Videosequenzen nicht herum kommen. Für den einen ist das die pure Epik, der andere wiederum wird von den Cutscenes wenig angetan sein, die zum Teil weit mehr als 10 Minuten für sich beanspruchen. Doch genau das gehört zum Spielerlebnis dazu. Das ist eines der Kernelemente der Reihe. Mastermind Hideo Kojima, der sich mit der Metal Gear Solid-Reihe ohnehin ein Denkmal setzte, ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Er bringt historische sowie fantastische Elemente, wie hier zum Beispiel die COBRA-Einheit – die zudem die Bosskämpfe bilden – unter einen Hut, was so flüssig von der Hand zu gehen scheint. Fast möchte man meinen, dass das, was einem das Spiel auftischt, glatt der Realität entzogen sein könnte, obwohl ständig das Wissen um die Fiktion im Hinterkopf schwebt. Es ist das feingliedrige Einflechten in das Große und Ganze, was die Spiele so besonders machen und eine selten dagewesene erzählerische Dichte erzeugt.

Natürlich darf bei all der Lobbekundung der eigentliche Spielanteil nicht fehlen. Wir schleichen uns als “Naked Snake” durch das Unterholz, gehen auf die Jagd nach Nahrung – vom kleinen Fallobst bis hin zu Schlangen – versorgen Wunden und infiltrieren feindliche Basen. Wie man dabei vorgeht, ist dem Spieler selbst überlassen. Entweder man bemüht sich um möglichst wenig Aufsehen und schaltet die feindlichen Einheiten bedacht mit der Betäubungspistole aus, nachdem man das Gebiet sorgfältig studiert hat und erhält anschließend in der Tarnung als Wissenschaftler Zutritt, oder man schlägt sich im Rambomodus mit feinster Musik  von Harry Gregson-Williams untermalt durch feindliche Späh- und Unterstützungstrupps und lässt Maschinengewehre und Granaten ihre Arbeit erledigen. Doch leicht ist das nicht.
Es gab und gibt Spiele, die ihre Handlung, das Allumfassende, komplett ins Gameplay einbinden. Und es gibt Spiele wie Metal Gear Solid, die genau das in filmreifen Sequenzen zeigen. Den Spielanteil strikt vom Storyanteil unterscheiden und deshalb eine unglaublich dichte Atmosphäre und Spannung für den weiteren Spielverlauf aufbauen.

Ist das überhaupt noch ein Spiel?

Natürlich. Ich mache es zwar nicht gerne, da sich die Spiele doch unterscheiden, aber The Last Of Us geht ähnliche Wege, auch wenn außerhalb der Cutscenes mittels tiefergehenden Gesprächsfetzen eine emotionale Bindung zu den Figuren erreicht wird. Aber darum soll es hier und jetzt nicht gehen. Lieber möchte ich auch weiterhin von Metal Gear Solid 3: Snake Eater schwärmen. Denn eigentlich ist es eine glatte Lüge. Auch in Snake Eater gibt es diese Gesprächsfetzen. Doch da man die meiste Zeit über allein der Mission nachgeht, fallen diese nicht so sehr ins Gewicht. Stattdessen komme ich lieber nochmal zu den Videosequenzen zurück. In diesen Teilen des Spiels bleibt uns nicht viel anderes übrig, als zuzusehen (oder den Dialogmuffeln das wegklicken). Doch manche Parts erlauben an bestimmten Stellen mit Drücken der R1 Taste, in die Sicht von Snake zu wechseln. Es mag wie ein unnötiges Gimmick erscheinen, und doch ist die Wirkung dessen immens. Während man sonst nur unbeteiligt als dritte Person zuschaut, erhält man als Spieler die Möglichkeit der Identifikation. Ich sehe genau das was meine Spielfigur auch sieht. Aus genau dem gleichen Winkel, aus genau den gleichen Augen.

Unbedeutend? Im Prinzip ja. Nimmt es Einfluss auf die Handlung? Nicht im geringsten. Ist es geschickt? Und wie! Wir werden Teil des Films, korrigiere: der Geschichte, wenn auch nur auf den kleinstmöglichen Nenner gebracht. Noch dazu sind diese Einschübe hin und wieder mit einem netten Gimmick geschmückt. Zudem verlieren wir nicht das Gefühl, von der Handlung ausgeschlossen zu sein, sie als Außenstehender zu sehen. Stattdessen erleben wir sie in ihren Grundzügen mit. Und das ist wichtig.

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