Es mag bizarr erscheinen, dass die Medien und die Menschen, die Michael Jackson in den vergangenen zehn Jahren verdammten und als pädophilen Freak karikierten, ihn jetzt mit der gleichen Verve in den Himmel schreiben. MTV Deutschland, deren gar nicht mal so lustiger News-Werbespot monatelang mit einer besoffenen Amy Winehouse und einem kinderjagenden Jackson aufmachte, widmet ihm jetzt Sondersendungen und spielt die Clips, die den Sender und den Sänger groß machten, in der Heavy Rotation.
Doch so funktioniert die Medienwelt nun einmal und wer ehrlich ist, der wird zugeben, sich auch mehr als einmal über die Marotten und den Abstieg des einzig verbliebenen Pop-Idols amüsiert zu haben. Michael Jackson war nun einmal beides: begnadeter Komponist, Tänzer, Performer und zutiefst gestörte Persönlichkeit, die ihr Leben lang versuchte, der verlorenen Kindheit nachzuholen. Es muss kein Widerspruch sein, Michael für ein bißchen meschugge und dennoch genial zu halten. Zumindest Zweifel zu haben, ob an den Vorwürfen, von denen er sämtlichst freigesprochen wurde, nicht doch etwas dran war und dennoch anzuerkennen, dass Jackson ein wichtiger Künstler war, der die 80er Jahre prägte wie wenige Musiker neben ihm.
Jetzt, da er tot ist, bleibt seine Musik. Auch wenn sich aus vielen Stücken Rückschlüsse auf sein Seelenleben ziehen lassen, seine Selbstinszenierung im Film Moonwalker und seine aufwendigen Clips genug Interpretationsfutter aufgeben (wie ich ja neulich schon näher ausgeführt habe), was bleibt ist das künstlerische Gesamtkonzept Michael Jackson. Ein Ausnahmetalent, dessen Musik und Tanzkünste das Drama, das sein Privatleben war, verblassen lässt.
Gestern wurde Jackson mit viel Pomp, Pathos, Gottesanbetung und Krokodilstränen von mindertalentierten Pop-Altlasten wie Mariah Carey beigesetzt (mit Brooke Shields als einer der wenigen nicht unangenehmen Teilnehmerinnen) und wir wollen, für alle jene, die es noch hören können, an seine Musik und seine Videos erinnern. Und die Peinlichkeiten der gestrigen Veranstaltung, die wie die kalkulierte letzte Promotionaktion eines unersättlichen Plattenlabels wirkte, am Besten ganz schnell vergessen.
“Ben”, einer seiner ersten großen Solohits zum gleichnamigen Ratten-Horrorfilm
“Say Say Say”, das Erfolgsduett mit Paul McCartney
“Smooth Criminal” mit dem legendären AntiGrav Move
“They don’t care about us” – Hier die berüchtigte Prison-Version des Videos
“Black or White” – Die lange Version mit Macaulay Culkin als Gast
Welches waren eure Lieblingssongs?