Michelle Williams - ein emotionales Wunderwerk

03.08.2011 - 08:50 Uhr
Michelle Williams in Blue Valentine
The Weinstein Company
Michelle Williams in Blue Valentine
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Michelle Williams schaffte etwas, wovon viele Seriendarsteller nur träumen: Nach dem Ende von Dawson’s Creek entwickelte sie sich zu einer Independent-Ikone. Ihr unvergleichlich emotionales Spiel ist uns ein Portrait wert.

Ihr aktueller Film Blue Valentine hat Michelle Williams ihre zweite Oscar Nominierung eingebracht. Die Trophäe hat sie leider nicht erhalten, doch Filmteam wie auch Kritiker zeigten sich begeistert. Während Regisseur Derek Cianfrance sie mit einer Stummfilm-Diva verglich, bezeichnete sie Filmpartner Ryan Gosling als weiblichen Cowboy: schweigsam, ihre Seelenlandschaft still durchschreitend. (epd 8/11)

Aber wer ist Michelle Williams wirklich?
Die 30jährige Schauspielerin hat stets versucht, die Presse zu meiden, bis der Tod ihres damaligen Ex-Freundes Heath Ledger sie plötzlich zum begehrtesten Opfer der Paparazzi machte. “Bitte respektiert unser Bedürfnis, alleine zu trauern. Mein Herz ist gebrochen”, teilte sie der Öffentlichkeit in einer Pressemitteilung mit und verschwand für fast 2 Jahre aus den Medien.

Michelle Williams wusste schon immer genau, was sie wollte. Um ihre Schauspielkarriere zu verfolgen, klagte sie schon mit 15 Jahren ihren Eltern gegenüber die Vormundschaft ein und ging nach Los Angeles. Ihr Spielfilmdebut hatte sie bereits 1994 mit dem Film Lassie, doch der Durchbruch gelang ihr erst vier Jahre später mit der Teeny-Serie Dawsons Creek. Dort spielte sie die Rolle der Jen Lindley, die von New York mit ihren Eltern in die ländliche Provinz zieht. Die selbstbewusste und nicht immer pflegeleichte Göre ist für Michelle Williams bis heute eine Ausnahmerolle. In ihren darauf folgenden Filmen zeichneten sich ihre Charaktere eher durch Sensibilität und emotionalen Tiefgang aus.

Der Sprung zum Independent Film
Michelle Williams schaffte als einzige aus ihrem Ensemble den Wechsel vom Teeny-Serien-Star zur ernstzunehmenden Schauspielerin. Nach dem Ende von Dawsons Creek verschrieb sie sich den Independent Filmen und wurde schnell zum Geheimtipp. Wim Wenders schrieb sein Skript zu Land of Plenty schon in Gedanken an die blonde Schauspielerin und Regisseurin Kelly Reichardt war so begeistert, dass sie Michelle Williams nach Wendy & Lucy nun schon zum zweiten Mal für einen Film engagierte (Meek’s Cutoff).

Das Besondere am Spiel von Michelle Williams ist ihre Fähigkeit, tiefe Emotionen auf eine subtile und zurückhaltende Art und Weise überzeugend zu transportieren. Manch einer denkt deshalb vielleicht, sie habe ein Faible für besonders traurige Filme, aber Michelle Williams selbst sieht in ihre Rollenwahl weniger tragisch: “Ich persönlich mag diese Art von Filmen. Sie spenden mir Trost, weil ich mich dann weniger allein fühle.” (Reuters)

Durchbruch im Kino
Brokeback Mountain war definitiv ihr Durchbruch auf der Kinoleinwand. Für ihren Part in dem Film von Ang Lee erhielt sie eine Oscar-Nominierung für die Beste Nebenrolle. Sie spielt die Rolle einer Frau, die erkennen muss, dass ihre große Liebe, gespielt von Heath Ledger, in seinen besten Freund verliebt ist. Hier – wie auch in vielen anderen ihrer Rollen – ist Michelle Williams eine Figur, die unter einer Situation leidet, die sie nicht selbst verschuldet hat.

Ihre zweite Oscar-nominierte Performance wird mit einiger Verzögerung jetzt auch bei uns im Kino zu sehen sein: In Blue Valentine spielt Michelle Williams an der Seite von Ryan Gosling in einer Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Regisseur Derek Cianfrance zeigt ein junges Paar von den überschwänglichen Anfängen ihrer Liebe bis zur Ernüchterung im ehelichen Alltag. Um die Beziehung besonders authentisch zu gestalten, lebten Michelle Williams und Ryan Gosling vor den Dreharbeiten für einen Monat zusammen.

Ursachenforschung und Ausblick
Warum Michelle Williams ein Faible für tragische Charaktere hat, bleibt eine offene – vielleicht auch überflüssige – Frage. Sie selbst sagt, dass sie sich schon immer mit Außenseitern und Einzelgänger identifizieren konnte und daher ihre Heimat im Independent Kino gefunden habe. (NY Times) Das mag daran liegen, dass sie zu Schulzeiten selbst derart gemobbt wurde, dass sie nach der 9. Klasse die Schule verließ und sich von ihren Eltern unterrichten ließ. Oder aber, Ryan Gosling hat Recht und die zurückhaltende Darstellung tiefer Gefühle ist etwas, das mit Michelle Williams’ eigener Persönlichkeit zu tun hat.

Wie auch immer: Michelle Williams hat den Höhepunkt ihrer Karriere noch lange nicht überschritten und besitzt das Potential, einmal zu den ganz großen Schauspiellegenden zu gehören. Vielleicht bringt ihr ja eine ihrer nächsten Rollen, zum Beispiel die als Marylin Monroe in My Week with Marilyn, nicht nur eine Oscar-Nominierung, sondern endlich auch eine der goldenen Trophäen ein. Verdient hätte sie es mit Sicherheit.

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