Mit einer Aussage provozierte Star Trek Irland so sehr, dass es die Folge bis heute nicht ausgestrahlt hat

11.03.2025 - 19:10 UhrVor 1 Monat aktualisiert
Raumschiff Enterprise: Das nächste JahrhundertParamount
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Als Science-Fiction-Serie macht Star Trek immer wieder Vorhersagen über unsere Zukunft. Eine besondere politische Prognose über Irland führte 1990 zu einer Kontroverse, die bis heute Wellen schlägt.

Eigentlich klingt der Plot der Episode Terror auf Rutia-Vier wie eine typische Geschichte aus Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert. Die Crew um Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) steuert einen von Krieg zerrütteten Planeten an, um Hilfsgüter zu liefern. Ungeplant wird ein Teil der Crew in einen Anschlag terroristischer Separatisten verwickelt: Dr. Beverly Crusher (Gates McFadden) gerät dabei in Gefangenschaft und wird von der Terror-Miliz als Geisel gehalten.

Es folgt eine Verhandlung, in der wie so oft die großen Fragen der Menschheit angesprochen werden. Es ist nicht das erste Mal, dass Star Trek: TNG schwierige moralische Themen aufgreift: Darf Terror als Instrument für politischen Wandel herhalten? Über genau diesem Thema fällt dann der verheerende Satz, der dazu geführt hat, dass die Folge auf britischen Fernsehsendern zensiert wurde.

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Data prophezeite die irische Wiedervereinigung für 2024

Denn auch den humanoiden Roboter Data (Brent Spiner) beschäftigt die moralische Vertretbarkeit von Terror. In einem Dialog mit Captain Picard wirft er die Frage auf, ob der Einsatz von Gewalt vertretbar sei, wenn er einem höheren Ziel diene. Dabei zählt er einige Beispiele für erfolgreichen politischen Terror in der Geschichte der Menschheit auf – und erwähnt hierbei die irische Wiedervereinigung im Jahr 2024.

Picard findet in der Serie eine mitfühlende Antwort auf Datas Problem:

Data, das sind Fragen, mit denen sich die Menschheit im Laufe ihrer ganzen Geschichte herumgeschlagen hat. Ihre Verwirrung ist... ausgesprochen menschlich.

In der Realität reagierten einige Leute allerdings weniger verständnisvoll.

In Großbritannien wurde die Folge lange zensiert – in Irland wurde sie bis heute nicht ausgestrahlt

Der Sender RTÉ, der die Rechte für Star Trek in Irland hält, hat die Folge bis heute nicht ins Programm genommen. Und auch die britische BBC zeigte die Folge erstmals 2007 unzensiert – 17 Jahre nach der originalen Ausstrahlung. Damit ist sie übrigens nicht die erste Star Trek-Episode, die zensiert wurde.

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Mutmaßlicher Grund für die Zensur waren in diesem Fall die anhaltenden politischen Konflikte in Nordirland, auch als The Troubles bekannt, die zum Zeitpunkt der Serie noch für gewalttätige Auseinandersetzungen und politische Kontroversen gesorgt haben. Die genaue Entscheidungsfindung für die Zensur lässt sich heute nicht mehr nachzeichnen. Die Autorin der Folge, Melinda Snodgrass, beschrieb der BBC  2024 ihre Überraschung über die Kontroverse und erklärte ihr Interesse an der Thematik:

Ich habe vor meinem Jurastudium Geschichte studiert und wollte mich mit diesem Thema befassen; die Tatsache diskutieren, dass der Freiheitskämpfer des einen ein Terrorist des anderen ist.

Star Treks Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Nordirland ist auch nach 2024 nicht mit dem Rest des Landes vereint – doch der Umgang mit der Folge hat sich mittlerweile etwas entspannt. So titelte ein Autor der Irish Times  zuletzt scherzhaft: “Die Wiedervereinigung wird kommen, aber die romulanische Annektion könnte noch vorher passieren.”

Die Folge beweist in jedem Fall eindrucksvoll, dass Science-Fiction mit der Politik der Zukunft immer auch die Konflikte der Gegenwart kommentiert.

Sämtliche Star Trek-Serien streamen bei Paramount+ im Abo.

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