Nachruf: Claude Berri ist tot

13.01.2009 - 15:29 Uhr
AFP PHOTO PIERRE VERDY
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NEWS » Einer der größten französischen Filmemacher des 20. Jahrhunderts ist tot

Claude Berri, der gestern an den Folgen einer Hirnblutung verstarb, war einer der größten französischen Filmemacher des 20. Jahrhunderts. Sein Name steht für das, was das französische Autorenkino seit der Nouvelle Vague ausmachte. Er war Regisseur, Schauspieler, Filmproduzent und Drehbuchautor. Wer die letzten Erfolge des französischen Kinos bei uns in Deutschland gesehen hat, muss wissen, dass ohne Claude Berri keiner dieser Filme einen solchen Erfolg gehabt hätten. Der Erfolgsmann zeichnet für die Produktion des erfolgreichsten Films aller Zeiten, Willkommen bei den Sch’tis (2008), verantwortlich, der bei uns vor kurzem in den Kinos lief. Auch Zusammen ist man weniger allein produzierte Berri. Seit 2004 war Berri Präsident der Cinémathèque française.

Als Sohn des ashkenazischen jüdischen Kürschners Hirsch Langmann und Mutter Beila Bercu kommt Berri im Juli 1934 unter dem Namen Claude Langmann als Sohn von in Paris zur Welt und wächst dort mit Schwester Arlette auf. Nach der Ausbildung zum Kürschner entdeckt er seine Liebe zum Theater. Seine erste Kinorolle erhält er 1953 in der Komödie Rue de l’Estrapade von Jacques Becker, der etliche Nebenrollen folgen. Der erste von ihm produzierte Film, Le Comportement des époux Bradbury von François Billetdoux ging jedoch unter. Berri ließ sich dennoch nicht abschrecken und avancierte in den folgenden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu einem der gefragtesten französischen Regisseure.

1962 spielt er eine Rolle in Janine, einem Film seines zukünftigen Schwiegersohnes Maurice Pialat und dreht ein Jahr später seinen ersten Kurzfilm, Le Poulet, der bei den Oscars und in Venedig ausgzeichnet wird. 1966 folgt Berris erster Langspielfilm Der alte Mann und das Kind, der ihm großen Erfolg einbringt. Die 1960er und 1970er Jahre dienen Berri als Gelegenheit, einen autobiographischen Zyklus zu drehen: die Kindheit in Die kleinen Französinnen – Das erste Mal (1976), seine Beziehung zu seinem Vater in Le Cinema de papa (1970), der Militärdienst in Le Pistonné (1969) und die ersten sexuellen Erfahrungen in Sex-shop 1972). Die Scheidung seiner ersten Ehefrau Anne-Marie Rassam wird in Je t’aime (1980) reflektiert.

Mit seiner Produktionsfirma Renn Productions finanziert Berri eine Reihe von Filmen, unter anderem von Roman Polanski und Jean-Jacques Annaud. In den 1990er Jahren landet er so einige Kinoerfolge, z.B. mit Asterix & Obelix gegen Caesar (1999) und Asterix & Obelix: Mission Kleopatra (2002). Für die Adaption des Zola-Roman Germinal engagiert er 1993 u.a. Miou-Miou und Gérard Depardieu.

Als Regisseur folgen seit den späten 1990er Jahren persönliche Werke, so die Komödie La Débandade mit Fanny Ardant und ihm selbst, Une femme de ménage (2002), L’Un reste, l’autre part (2005) mit Daniel Auteuil und Charlotte Gainsbourg. 2007 verfilmt er den Roman von Anna Gavalda, Zusammen ist man weniger allein mit Audrey Tautou. Seine Vorliebe zu Romanadaptionen zeigt sich ebenso in dem von ihm produzierten Schmetterling und Taucherglocke (2007), der in Cannes vorgestellt wurde.

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