Wer kennt diese Situation nicht: Es ist Sonntag Nachmittag, draußen regnet es in Strömen und eucht steckt wahlweise das Wochenende, das hinter euch liegt, in den Knochen, oder die Woche, die euch bevorsteht. Alles was ihr wollt, ist gemütlich die letzten freien Stunden genießen, Kaffe trinken und einen gemütlichen Film schauen.
Einer der Helden eben jener Stimmmung wird jetzt von Kinowelt mit zwei Sammelboxen geehrt: Louis de Funès – jener cholerische kleine Giftzwerg, der in zahlreichen Komödien unsere Vorstellung des typischen Franzosen seit den Sechziger Jahren in eine Witzfigur verwandelte. Was haben wir ihn hierfür geliebt.
Damit wir nicht länger auf die Willkür des Fernsehprogramms angewiesen sind, packt Kinowelt in jede Box drei Filme des Ausnahmekomikers. Darunter sogar Filme, die erstmals überhaupt auf DVD zu haben sind. Hierzu gehört ein Film, bei dem schon der deutsche Titel die Essenz des gebotenen Humors beinhaltet: Quietsch … Quietsch … Wer bohrt denn da nach Öl?. Hier hat Kinowelt sogar ein echtes Bonbon für uns: Zusätzlich zu der originalen Schwarz-Weiß-Fassung befindet sich auch eine wunderschön colorierte Farbfassung auf der DVD. Der Film selbst zeigt Louis de Funès auf der Höhe seiner Kunst: Als geiziger Börsenmakler muss er seine durchgedrehte Familie und einen ausgefuchsten Schwiegersohn in Spe unter Kontrolle bringen, um ein wertloses Grundstück an einen Geschäftsfreund zu verhökern. Auch der Episodenfilm Fünf Glückspilze ist erstmals auf DVD zu haben.
Die anderen Filme sind hingegen echte Klassiker von Louis de Funès: In Louis, das Schlitzohr spielt er einen Gangster, der einen Idioten (Bourvil) mit einem Auto voller Schmuggelware durch Italien schickt. Bourvil ist auch sein größtes Problem in Die große Sause, zumal ihm hier die Nazis auf der Spur sind. In Louis, der Geizkragen verleiht Louis de Funès dem klassischen Theaterstück Der Geizige von Molière eine Frischzellenkur, die sich gewaschen hat.
Der Höhepunkt der Sammlung ist allerdings Die Abenteuer des Rabbi Jacob, einer der letzen Filme von Louis de Funès, bevor er 1983 an einem seiner Herzinfarkte starb. Nachdem der damals fast 60-Jährige wiederholt in einem Kagummikübel gelandet ist, halbnackt durch einen See watschelt, ununterbrochen seine Angestellten zusammenstaucht und schließlich noch als gefälschter Rabbi eine Street-Dance-Einlage aufs Pflaster legt, ahnt man auch, wieso Louis de Funès dieses und kein anderes Ende ereilt hat.
Das beste an dieser Sammlung ist aber, dass Kinowelt ganz genau wußte, dass es die bittersüße Nostalgie ist, die uns immer wieder zu Louis de Funès treibt. Daher sind auf fast allen DVDs nicht nur die neuen Synchronfassungen enthalten, sondern auch die Stimme von Louis de Funès, die wir noch aus Kindertagen kennen: Gerd Martienzen, der dem aufbrausenden Überfranzosen bis in die siebziger Jahre eine derart markannte Stimme lieh, dass die Synchronfassungen bis heute jeder Originalfassung vorzuziehen sind. Neu ist hingegen das Bild, das bei allen Filmen frisch gemastert wurde und wirkt, als wären die Filme gestern erst im Kino gelaufen.
Nach so viel Lob für diese rundum gelungene Kollektion, folgt aber auch ein kleines Tröpfchen Wehmut: In nicht einem dieser Filme trägt Louis de Funès seine markante Gendarmerie-Uniform (Größe XS), in der er als Ludovic Cruchot die Straßen von Saint Tropez ins Chaos stürzt. Bleibt nur zu hoffen, das dies allein daran liegt, dass Kinowelt auch hier schon fleißig an Spezialboxen werkelt. Bei einem Gesamtwerk von über 200 Filmen haben sie noch eine Menge Arbeit vor sich.
Hier noch einmal der Inhalt der Boxen
Louis de Funès Collection 1:
Die große Sause
Fünf Glückspilze
Quietsch … Quietsch … Wer bohrt denn da nach Öl?
Louis de Funès Collection 2:
Die Abenteuer des Rabbi Jacob
Louis, das Schlitzohr
Louis, der Geizkragen