Nachdem wir euch gestern die Kritiken zu Maniac präsentiert haben, stellen wir euch nun unsere eigene Meinung zu dem neuen Netflix-Werk vor. Mit Maniac bringt Netflix die zwei Superbad-Darsteller Jonah Hill und Emma Stone wieder zusammen. Die Serie ist ab heute weltweit bei dem Streaming-Anbieter verfügbar. Wir haben uns vorab die ersten zwei Folgen angesehen und einem Serien-Check unterzogen. Wie viel Inception, Legion, Black Mirror und Co. steckt in der Serie des neuen Bond-Regisseurs Cary Fukunaga?
Worum geht es in der Netflix-Serie Maniac?
Maniac basiert auf der gleichnamigen norwegischen Serie und spielt in einer Gegenwart, die sich etwas von unserer unterschiedet. So werden einem immer wieder veraltete Elemente präsentiert, die in einem den Gedanken aufkommen lassen, dass die Serie in der Vergangenheit angesiedelt ist, etwa die Neon-Reklamen. Genau dann tauchen jedoch wiederum futuristische Techniken auf unserem Bildschirm auf, sodass wir uns in einer scheinbar undefinierbaren Zeit befinden.
Im Mittelpunkt von Maniac steht ein psychisches Experiment, in welchem den Versuchspersonen besondere Drogen injiziert werden. Diese sollen durch die Substanzen eine neue Bewusstseinsebene erreichen, in der sie zu allem werden können, was sie wollen. So erklärt uns Justin Theroux (The Leftovers), dass es nichts an uns gibt, "was nicht geändert werden könnte" und dass der Verstand "entschlüsselt werden" kann.
Wir werden an diese Geschichte durch Emma Stones Annie Landsberg und Jonah Hills Owen Milgrim herangeführt. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. So ist sie ein Drogenjunkie, der überaus rebellisch und vorlaut ist. Sie kümmert sich nicht darum, was andere von ihr denken und demonstriert das auch stets nach außen. Im Gegensatz dazu ist Owen ein ruhiger Typ, der sich von allem relativ schnell einschüchtern und beeindrucken lässt.
Doch sie haben auch viel gemeinsam. Beide versuchen ihren äußerst zerrütteten Familien zu entfliehen. Außerdem sind beide dort, um sich ihren psychischen Dämonen zu stellen. Während er Halluzinationen hat, in denen ihm Stimmen Befehle erteilen und Dinge weismachen wollen, die nicht der Realität entsprechen, sind Annies Dämonen etwas anderer Natur. Sie nimmt Drogen, um einem Ereignis aus der Vergangenheit aus dem Weg zu gehen. Da sie nun nicht mehr an diese herankommt, versucht sie durch die Studie an ihren Stoff zu gelangen.
Insbesondere in jenen Szenen, in denen wir Owen verfolgen, werden wir so sehr in seine Realität hineingezogen, dass auch wir anfangen an dieser zu zweifeln. So kommen stellenweise Gedanken auf, dass wir selber Versuchspersonen in einem ebensolchen Experiment sind.
Fukunaga, Stone und Hill machen Maniac so fantastisch
Nach Sichtung der ersten zwei Episoden ist deutlich zu spüren, dass diese lediglich als ausführlicher Prolog dienten, auf die im Verlauf der Serie gebaut werden kann. Cary Fukunagas Handschrift lässt sich in der Netfflix-Serie deutlich erkennen. So ist diese visuell wundervoll umgesetzt. Es besteht ein starker bildlicher Kontrast zwischen den angesprochenen alten und modernen Elementen von Maniac. Annies Wohnung ist zum Beispiel total heruntergekommen. Um das zu verdeutlichen wurden nur triste und eintönige Farben eingesetzt. Außerdem tauchen immer wieder neonfarbene Logos und knallbunte Outfits auf, die uns daran zweifeln lassen, in welcher Zeit wir uns gerade befinden. Im Gegensatz dazu ist das Labor in sehr reinlichen weißen Tönen gehalten, die an die Funktionalität dieser Räume erinnert.
Abgesehen davon ist die schauspielerische Leistung, wie vorher erwartet, hoch. So demonstriert Stone uns eine aufbrausende Figur, bei der zu erkennen ist, dass dieser Zorn einen tragischen Ursprung hat und sie ohne den Zorn an dieser Tragik zerbrechen würde. Indem dem Zuschauer immer wieder diese zwei Gesichter von Annie präsentiert werden - eines, was sie der Gesellschaft und eines, das sie nur uns (unfreiwillig) zeigt - macht Annies Charakter höchst spannend. Dass diese Spannung entsteht, ist größtenteils der wandlungsfähigen Emma Stone zu verdanken.
Doch nicht nur Stone sollte hier Erwähnung finden, auch Jonah Hill führt uns vor Augen, was er schauspielerisch alles in petto hat. Der Zuschauer kann seinem Owen sehr gut nachfühlen, wie nahe er daran ist, den Kampf gegen seine psychische Krankheit zu verlieren. Dabei wird der Zuschauer so sehr von seiner Darbietung mitgenommen, dass Mitgefühl oder sogar Mitleid aufkommt - egal, ob aufgrund der Tatsache, dass er psychisch krank ist oder, dass er das vielleicht eben doch nicht ist, ihm aber niemand glaubt. In solchen Momenten kommen Vergleiche zu Legions Protagonist David Haller auf.
Maniac verspricht eine "multi-reale Gehirn-Magie-Scheiße" zu werden
Verschwörungstheoretiker dürfen bei Maniac ihre Aluhüte hervorkramen. So liefert uns die Serie genug Material, um über Geheimnisse katastrophalen Ausmaßes nachzudenken. In der ersten Folge wird angedeutet, dass es ein solches experimentelles Verfahren schon mal gegeben hat und dass damals etwas schief gelaufen ist. Was hat es damit genau auf sich? Außerdem bekommen wir Justin Theroux bisher lediglich in einem Erklär-/ Vorstellungsvideo zu Gesicht. Er ist jedoch nicht wie die anderen beiden Ärzte während den Versuchen anwesend. Könnten diese zwei Ereignisse etwas miteinander zu tun haben?
Die angesprochenen Erklärvideos erinnern zudem stark an Videos ähnlichen Formats der Dharma-Initiative von Lost. Diese haben stets hochtrabende Worte verwendet und den Versuchsteilnehmern das Blaue vom Himmel versprochen. Die Frage ist jedoch, ob Theroux und Co. alles werden einhalten können, was sie versprechen und ob dabei alles mit rechten Dingen zugeht. Zudem erinnert Maniac durch die wissenschaftlichen Versuche, bei denen die Grenzen des menschlichen Verstandes ausgelotet werden, an Netflix-Kollege Stranger Things. Vergleiche zu anderen Formaten kommen auch in der ersten Bewusstseinsreise auf. So entsteht dort bereits eine leichte Inception-Stimmung. Somit können sich Fans auf eine echte "multi-reale Gehirn-Magie-Scheiße" freuen.
Als Grundlage für diesen Serien-Check dienten die ersten zwei Episoden von Maniac, die uns im Vorhinein zur Verfügung gestellt wurden.
Werdet ihr euch Maniac ansehen? Bzw. was haltet ihr von der neuen Netflix-Serie?