Nach dem Studio-Debakel rund um die Vier-Stunden-Version von Justice League schwärmt Zack Snyder mittlerweile von der Zusammenarbeit mit Netflix. Hier könne er sich austoben wie auf einem riesigen Abenteuerspielplatz und hätte mehr kreative Freiheiten. Mit Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers hat der Regisseur jetzt den Grundstein für ein neues Franchise gelegt, aus dem im besten Fall ein riesiges Sci-Fi-Universum erwächst.
Bei Netflix wurde allerdings eine Version von Rebel Moon veröffentlicht, bei der es sich offensichtlich um eine zusammengekürzte Rumpf-Fassung handelt. Später soll erst noch ein Director's Cut erscheinen, der wieder vier Stunden lang sein könnte. Ich kann es nicht fassen, dass Netflix das Snyder-Cut-Debakel wiederholt.
Rebel Moon erinnert an verhunzte Justice League-Kinofassung
Die derzeitige Rebel Moon-Version wirkt nicht nur durch die Aufteilung der Geschichte in zwei Filme wie eine zu lang geratene Einführung. Neben dem Wissen, dass die im April 2024 erscheinende Fortsetzung ihren Vorgänger abrunden oder aufwerten könnte, kommt Rebel Moon Teil 1 auch wie eine lieblos zusammengeschnittene Spar-Variante daher.
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Dass Gewalt für eine massentauglichere FSK-12-Version entfernt und Blut praktisch gar nicht zu sehen ist, ist bei Kinoauswertungen nichts Neues. Warum ein Streaming-Dienst mit Abo-System allerdings zuerst eine zahmere Fassung erstellen lässt und uns eine härtere Version in Form eines (noch nicht mal fest angekündigten) Director's Cuts vorenthält, ist einfach nicht zu fassen.
Der gerade als Stream verfügbare Rebel Moon-Cut erinnert an die schlampige Justice League-Kinofassung, die mit unpassenden Humor-Einschüben und weniger Gewalt glattgebügelt wurde. Durch die Joss Whedon-Nachdrehs und massiven Eingriffe in Snyders Pläne hatte der Film am Ende kaum noch Gemeinsamkeiten mit Snyders ursprünglicher Vision.
Hier könnt ihr noch ein Hinter-den-Kulissen-Video zu Rebel Moon schauen:
Es macht mich wütend, dass Netflix das Snyder-Cut-Chaos wiederholt
Mittlerweile ist es auch kein Geheimnis mehr, dass der Director's Cut von Rebel Moon genauso wie der Snyder-Cut von Justice League wieder ein komplett anderes Seherlebnis verspricht. Snyder hat selbst laut Comic Book Movie über die alternative Version des Sci-Fi-Blockbusters gesagt:
Viel brutaler. Bizarrer. Verhoeven-artig. Mehr RoboCop, als du denkst… in der Art und Weise, wie er Gewalt als eine andere Figur einsetzt. Und es steckt viel Sex darin.
Der Regisseur teaste auch, dass die R-Rated-Fassung wie ein anderer Film sein soll, der in einem anderen Universum als die aktuelle Netflix-Version existiert. Es spricht also viel dafür, dass Netflix Fans des Filmemachers ein neues Snyder-Cut-Chaos eingebrockt hat, von dem viele vielleicht noch nicht mal wissen.
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Das lässt mich wütend und mit Fragen im Kopf zurück:
- Wieso hat Netflix nicht gleich eine überlange Version veröffentlicht, die ähnlich wie Martin Scorseses The Irishman den Original-Vorstellungen von Snyder entspricht?
- Wieso werden Fans des Regisseurs, die sich lautstark für den Director's Cut eines anderen Snyder-Films eingesetzt haben, wieder mit einem unfertig-zerschnittenen Kompromiss abgefertigt?
- Und wieso darf Snyder schon jetzt den wohl stark veränderten Rebel Moon-Director's Cut anpreisen, wenn noch nicht mal die (wahrscheinlich auch verhunzte) FSK-12-Fassung von Rebel Moon - Teil 2: Die Narbenmacherin veröffentlicht wurde?
- Warum hat Snyder das abgesegnet?
Vielleicht gibt es bald mehr Details, wie es überhaupt zu dieser chaotischen Rebel Moon-Situation kommen konnte oder was genau dahintersteckt. Die Netflix-Strategie mit der Zweiteilung einer minderwertigen Version fühlt sich jedenfalls wie ein schlechter Witz an, den niemand erklären kann.