Gerichts-Shows wie Barbara Salesch haben genauso viel mit den wahren Abläufen in deutschen Gerichtssälen zu tun wie Love Island mit echter Liebe. In der wieder belebten Justiz-Soap überschlagen sich die Ereignisse: Zeugen tauchen aus dem Nichts auf, Täter:innen flüchten Hals über Kopf. Wenn ihr genau darauf steht, außerdem ein Herz für aufwendige TV-Experimente habt und vielleicht sogar mit dem Kultfilm Die Truman Show etwas anfangen könnt, dann müsst ihr Jury Duty schauen.
Wo läuft Jury Duty: Die wichtigsten Fakten zur Reality-Gerichts-Comedy
- Jury Duty ist komplett mit 8 Folgen verfügbar bei Amazon Freevee
- Der Dienst ist umsonst, aber ihr braucht ein Prime-Konto
- Freevee ist werbefinanziert: Die Folgen von Jury Duty werden von zwei Werbeblöcken mit je 60 bis 90 Sekunden unterbrochen
Was ist das Konzept von Jury Duty?
Jury Duty folgt einem zunächst normal wirkenden Gerichtsprozess in Kalifornien aus der Perspektive der Geschworenen. 11 Mitglieder der Gruppe sind Schauspieler:innen. Denn alles an diesem Fall ist gestellt und folgt einem (mehr oder weniger) festen Drehbuch. Ronald Gladden ist der einzige, der das nicht weiß. Er erlebt einen ausgedachten Fall, bei dem es um einen Unfall in einer Textilfabrik geht und bei dem am Ende alles davon abhängt, ob der Angeklagte auf einem Kleiderhaufen ein großes oder ein kleines Geschäft verrichtete.
Ronald begegnet einem falschen Richter, einer falschen Klägerin und falschen Anwält:innen. Und dem echten Schauspieler James Marsden (X-Men, Westworld), der ebenfalls als Geschworener vorgeladen wurde, aber das ist nur der Anfang einer grotesken Ereigniskette.
Wie Die Truman Show in klein: Warum das Jury Duty-Konzept großartig aufgeht
Fast alle Vorgänge in der Serie sind auf Ronald ausgerichtet. Jeder noch so kleine Riss in der Illusion könnte dazu führen, dass er misstrauisch wird und seine Wirklichkeit hinterfragt – womit die Show scheitern würde. Jury Duty ist sowas wie eine Light-Variante von Die Truman Show. In der Mediensatire wird der Hauptfigur (Jim Carrey) ab ihrer Geburt eine lückenlose Lebensrealität vorgespielt. Ganz so weit geht Jury Duty nicht, aber der Aufwand, der betrieben wird, um Ronald einen "echten" Prozess vorzugaukeln, ist gewaltig.
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Länger als eine Folge wäre ich wohl dennoch nicht drangeblieben. Woher holt Jury Duty seine süchtigmachende Sogwirkung? Ganz einfach: Der geschriebene, geskriptete Teil der Serie ist ebenfalls mit Liebe gestaltet. Die Figuren in Jury Duty leben auch dann weiter, wenn Ronald nicht im Raum ist. Die Serie könnte problemlos ohne ihren Reality-Einschlag funktionieren. Denn die Gags sind teilweise großartig, der Gerichts-Prozess zwar bizarr, aber durchaus spannend. Und die Geschworenen – vom Party-Girl über einen Lehrer bis zur schläfrigen Seniorin – haben ein komplexes Innenleben, das mit Mockumentary-Sitcoms wie Brooklyn Nine-Nine mithalten kann.
Wenn ihr nur eine Jury Duty-Folge schaut, dann die letzte
Jury Duty wohnt eine bittersüße Tragik inne. Die Geschworenen-Gruppe beginnt, sich wirklich zu mögen. Beziehungen entstehen. Der Gedanke, dass das alles gespielt ist und früher oder später aufgelöst werden muss, wird irgendwann extrem schmerzhaft. Gerade aus Ronalds Perspektive. Die Enthüllung des Experiments nimmt deshalb die gesamte letzte Folge ein
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und mit dieser Episode schafft Jury Duty den Sprung zum Meisterwerk.
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Cast und Crew stellen Ronald feinfühlig vor die Tatsachen des Schwindels. Die Serie bewegt sich dabei weit über einen simplen "Haha, reingelegt!"-Effekt hinaus, wie man ihn aus Prank-Shows zur Genüge kennt. Ronald wird durch das Set geführt, er erfährt die Mechanik hinter der Reality-Fassade. Gleichzeitig, und das ist viel wichtiger, lernt er die echten Menschen hinter den Figuren kennen. Aufrichtige Sympathie ersetzt gespielte Zuneigung in Echtzeit.
Wenn am Ende der Final-Folge ein Schriftzug verkündet, Ronald stehe mit der Besetzung nach wie vor in Kontakt, klingt das zwar kitschig, aber man will es unbedingt glauben.
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