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New Slang - Wie ein Moment dein Leben verändern kann

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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Miramax
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Meine Lieblingsszene:

„In Momenten wie diesen frage ich mich, wie es dazu kommen konnte, dass ich mich in einer solchen Situation befinde. Eigentlich verschwende ich hier doch bloß meine Zeit. Und dann sind da noch diese Kopfschmerzen. Mein Leben ist in den letzten gut fünfzehn Jahren eine Aneinanderreihung von tauben Gefühlen, blassen Farben und fehlenden Emotionen gewesen. Ich kann nicht mal wirklich weinen. Doch dann sitzt dort neben mir diese Frau, die auf einmal so aufdringlich wird und mir ihre Kopfhörer hinhält. You gotta hear this one song, it’ll change your life, I swear!, behauptet sie steif und fest. Widerwillig lass ich mich dazu hinreißen. Eigentlich ist es mehr ein höflicher Reflex, um nicht beleidigend zu werden. Doch dann erklingen die ersten Töne vom The Shins-Song New Slang  und ganz subtil, beinahe schon zu unauffällig merke ich, wie sich etwas in mir regt. Ich blicke in das Gesicht der Frau neben mir und entdecke zum ersten Mal ihr zauberhaftes Lächeln.“

Andrew Largemans Situation kann man als leichte, zaghafte Analogie zu meiner eigenen werten, weshalb ich diese Szene  aus dem Film Garden State auch ausgewählt habe. Der erfolglose Schauspieler mit psychischen Problemen nach einem Unfall der Mutter in der Kindheit, der erst im Laufe des Films wirklich erwachsen wird, erlebt in der beschriebenen Szene einen Moment mit Aha-Effekt, einen solchen, den man nur ganz selten in seinem Leben erleben wird. Die Ankündigung Sams und der Zusammenhang mit dem Song führten dazu, dass diese Szene und vor allem das vorausgegangene Zitat sehr oft nicht nur Teil der Besprechung des Films wurden, sondern auch anderweitig häufiger benutzt wurden, zumindest in meinem Social Media-Dunstkreis. Aber gerade diese Kombination aus entscheidender, wichtiger Stelle im Film, der Aussage Sams und des wunderschönen Songs heben diese Szene für mich schon aus dem Werk Zach Braffs heraus, meine Gedanken werden bei Garden State immer zuerst dieser einen Szene gelten. Dies zunächst einmal als grundsätzliche Beschreibung, weshalb ich diese Szene zu meinen Lieblingen zähle.

Zurück zum persönlichen Teil: Andrews Lebensveränderungsmoment hängt deutlich mit dem Zusammentreffen mit Sam zusammen, seine neu entfachte Liebe zu ihr versetzt ihm den entscheidenden Schub zum Erwachsenwerden, eine tiefgreifende Veränderung in seinem Leben, vielleicht die größte bisher überhaupt. Bei mir ist der Einfluss der Szene wesentlich geringer anzusiedeln, aber aus persönlicher Sicht dennoch überaus wertvoll. In der Zeit, bevor ich diesen Film sah und damit dieser Szene begegnete, verhielt es sich mit meiner Beziehung zur Musik noch relativ normal. Wie viele hörte ich bevorzugt das meiste, was nebenbei im Radio dudelte und machte mir keine großen Gedanken darüber, merkte aber dennoch, dass mir irgendwas fehlte. Ich habe jetzt keinen direkten Hang zum Determinismus (finde den Gedanken aber trotzdem spannend), aber man könnte nun spaßeshalber annehmen, dass es mir irgendwie bestimmt war, in dieser Zeit auf diesen Film zu stoßen. Denn anders als bei Andrew Largeman, bei dem der Einfluss des Songs New Slang lediglich metaphorisch war und sein augenblickliches Verlieben symbolisierte, veränderte bei mir tatsächlich genau dieser Song mein Leben in musikalischer Hinsicht. Bis zu diesem Punkt war ich ungebildet in jeglicher Hinsicht gewesen, hatte noch nie richtigen Kontakt zum solchen als Indie klassifizierten Genre gehabt. Dies änderte sich nun, die Tür wurde ganz weit aufgestoßen und auch wenn es nur geschätzte zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Sekunden waren, die selbiger Song abgespielt wurde, wusste ich in diesem Moment so sicher wie zuvor nicht, dass ich endlich das gefunden hatte, was mir musikalisch immer gefehlt hatte. Man könnte schlagfertig behaupten, mein Musikgeschmack hätte nun einen neuen Slang – aber gut, das könnte man auch unterlassen, nicht jeder ist für solch flachen Humor zu haben.

Der weitere Verlauf ist dann wirklich wie vorherbestimmt: ich entdeckte The Shins ganz für mich, kaufte rasch alle bis dahin erschienenen Alben und versank regelrecht in der Musik, die für mich bis heute nie langweilig wird und die Leute mit und rundum James Mercer klar auf dem ersten Platz in meiner Gunst katapultierte. Bis heute blieben sie da und verteidigen diesen unangefochten. Und natürlich führte diese Entdeckung meinerseits auch dazu, dass ich mich mit diesem Genre auseinandersetzte und mittlerweile unzählige Songs und Künstler für mich entdeckte, die ich nicht mehr missen möchte. Vielleicht beschreibe ich das noch einmal an anderer Stelle etwas genauer, da daraufhin noch viele andere Faktoren Einfluss nahmen, aber Sams Aufforderung an Andrew bildet definitiv den Anfang. Genau deshalb wird diese Szene immer in meiner Topliste rangieren.


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