Ich kann mich noch ganz genau an meine erste Begegnung mit dem Empire Team erinnern. Ich muss ungefähr vierzehn gewesen sein und in meinem Kinderzimmer stand ein Fernseher, der genau vier Kanäle empfing. Mit Hilfe einer Zimmerantenne, die weiß Gott wie dort hin gekommen war und meist dafür sorgte, dass das Bild mehr Schnee als Filmgenuss zeigte.
Doch das war mir egal. Vor allem in dieser Nacht, in der unerwartet und ohne Vorwarnung ein kunterbuntes Team von Freunden und Mitarbeiter eines Plattenladens den kleinen Bildschirm stürmte und mein Herz für immer erobern sollte.
Wie gebannt saß ich vor dem Bildschirm und hatte keine Ahnung, dass Renee Zellweger, Liv Tyler und Co nur wenige Jahre später zu großen Stars werden sollten und der Soundtrack mich nie wieder loslassen würde.
Dabei ist die Story des „Empire Teams“ so denkbar simpel. Eine Gruppe junger Leute arbeitet in einem Plattenladen. Aber was heißt hier arbeiten? Sie hauchen dem Laden Leben ein, füllen ihn mit dem Sound der 90er und sind auf schrecklich kitschige, kuriose und in so einer Art füreinander da, wie jeder Teenager es sich wünscht.
Der Film spielt an einem Tag, an dem das absolute Chaos herein bricht.
Geschäftsführer Joe hat erfahren, dass sein Mitarbeiter Lucas mit seinen Ersparnissen durchgebrannt ist und diese in einem Casino verzockt hat. Das Geld, das Joe gespart hatte, um seinen Traum wahr zu machen und dem seelenlosen Beistzer des Ladens „Empire Records“ abzukaufen. Dieser hat nämlich vor, das Geschäft an eine noch seelenlosere, gar teuflische Ladenkette zu verkaufen.
Doch nun ist das Geld erst mal weg, doch Joe bekommt gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Denn zu allem Überfluss findet an diesem Tag im Plattenladen der „Rex Manning-Day“ statt.
Rex Manning ist ein alternder Samtanzüge und Rüschenhemden tragender Dieter Bohlen/Modern Talking Verschnitt, der sich für Gottes Geschenk an die Musikindustrie hält. Doch nicht nur er hält das Team in Atem: Da wäre auch noch der Selbstmordversuch von Debra, die sich plötzlich eine Glatze rasiert. Und nicht zu vergessen Warren, der Ladendieb.
Es fällt schwer, die Geschichte in wenige Worte zu verpacken, weil einfach so viel in diesem Film passiert, er aber dennoch nicht vollgestopft wirkt. Hier werden einem die 90er Jahre geradezu auf einem komödiantischem Silbertablett serviert. Wären die 90er das Spanferkel darauf, sind der Witz und Humor die Kruste, die Freundschafts- und Liebesgeschichten die Salatdeko drum herum und die Musik wie ein fetter roter Apfel im Maul des Ferkels.
Die Musik ist einfach das Tüpfelchen auf dem i. Denn egal ob die Buggles ihr „Video Killed The Radio Star“ bringen, oder immer mal wieder Songs der „Cranberries“ die Szenen unterlegen, es mal mehr rockt, dann Metal oder kitschige Balladen auftauchen. Spätestens, wenn Renee Zellweger auf dem Dach des Plattenladens ihre Version von „Sugar High“ schmettert, bin ich immer wieder kurz vorm durchdrehen, bekomme Gänsehaut und den unwiderstehlichen Drang, laut mit zugröhlen. Egal, ob ich auch nur einen Ton treffe oder nicht.
Dass der Streifen aber so ein Garant für gute Laune ist, liegt auch an den hervorragenden Performances der Darsteller. Rory Cochrane in der Rolle des Lucas zuzusehen, wie er den halben Film über mit einem Sofakissen unter dem Arm herumläuft, oder Johnny Withworth, wie er Kleingeld auf den Fußboden klebt, um es dann Kunst zu nennen, sind grandios. Aber auch die weiblichen Stars sind der Hammer. Wie erwähnt, wird Zellweger hier zur Rockröhre und Liv Tyler darf Everybody's Darling spielen, die gar nicht so perfekt ist, wie sie gerne tut. Keiner der Charaktere ist perfekt, alle haben ihre Macken und jede noch so kleine Rolle hat ein Herz und eine eigene, kleine Geschichte.
Für mich ist das „Empire Team“ in Zeiten von am Fließband produzierten und oftmals seelenlosen Hollywoodfilmen wie ein nach Hause kommen. Ich scheine die Luft im Plattenladen förmlich riechen zu können und komme mir nach gefühltem 100 mal ansehen inzwischen selbst vor wie ein Teil des Teams. Und genau das macht für mich einen Lieblingsfilm aus. Dass er es immer wieder schafft, mich in seine Welt hinein zu ziehen. Meinetwegen noch gerne weitere hundert mal.
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