Oldboy - Original vs Remake

02.12.2013 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Filmanalyse zu Oldboy
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Filmanalyse zu Oldboy
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Was macht Spike Lee besser als Chan-Wook Park. Der Filmanalytiker sagt es euch.

Im Jahr 2003 erschien Chan-Wook Parks Oldboy, der zweite Teil seiner Revenge-Trilogie, und erfreut sich von nun an einer internationalen Beliebtheit, die seinesgleichen sucht. Nicht nur das Publikum, auch die Kritik war sich selten so einig. Gekrönt wurde diese Anerkennung mit dem Großen Preis der Jury von Cannes. Zehn Jahr später erscheint mit Oldboy nun ein westliches Remake des Films.

Der Regisseur ist kein Unbekannter: es ist Spike Lee, den spätestens seit seiner Attacke gegen Tarantinos Django Unchained jeder kennt. Lee buchstabiert artig die Geschichte von Oh Dae-su nach, verzichtet jedoch auf die spektakulären Bilder des Originals. Zweifellos ist das Remake langweiliger zu schauen. Es ist konventionell, zeitweise betulich und uninspiriert. Doch in gewisser Weise muß man Spike Lee für diese künstlerische Bankrotterklärung dankbar sein, weil sich doch hier etwas ganz Entscheidendes offenbart. Wenn Chan-wook Park tolle Aufnahmen wie aus einem Modemagazin liefert, so steht man in Spike Lees Film, selbst angezogen mit dieser toll inszenierten Mode, vor dem Spiegel und merkt, dass das Zeug nichts taugt. Worüber uns noch ein paar ästhetische Spielerreihen (irrsinnige Perspektiven, ein paar Zeitlupen und crazy Close-ups) hinwegtäuschen konnten, offenbart sich nun im Remake ganz und gar. Hier wird nichts anderes als die barbarische Ideologie von Blutschande und Rache erzählt – 2003 noch in hipper Clipästhetik garniert.

Oldboy gefällt sich in der essentialistischen Pose, die eine Rückkehr zur Schwere und Tiefe verheißt. Der Film ist, betrachtet man die euphorische Rezeption, die er in der westlichen Welt erfahren hat, die Schattenseite unserer toleranten, liberalen, individualistischen Gesellschaft. Während man in westlichen Filmen genau diese sogenannten freien Werte wiederfinden möchte – am liebsten in tragikomischen Patchworkfilmchen wie The Kids Are All Right oder Starbuck – gibt man sich mittels Produktionen aus ‘fernen Ländern’ einer essentialistischen Sehnsucht hin – auf der Suche nach der Wahrheit. Je mehr Blut, desto mehr Wahrheit.

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