Litchfield ist der Name eines fiktiven Frauen-Gefängnisses im US-Bundesstaat New York und Schauplatz der Serie Orange Is the New Black, die auf den Erfahrungen von Piper Chapman basiert (gespielt von Taylor Schilling), die wegen eines Delikts aus ihrer Jugend zu 15 Monaten Knast verurteilt wird. Die Akademikerin aus wohlhabenden Hause hat es zunächst nicht leicht, sich in den sozialen Strukturen hinter Gittern einzufinden. Dazu trifft sie unerwartet auf ihre Ex-Freundin Alex (Laura Prepon), die Piper durch ihre Aussage ins Gefängnis wandern ließ. Wir liefern euch fünf Argumente, weshalb Orange Is the New Black nicht nur eine weitere Gefängnisserie, sondern eine bewegende und höchst amüsante Dramedy ist.
1. Viele starke Charaktere
Zu Beginn der Serie liegt der Fokus noch auf Piper, die als Frischling das Leben hinter Gittern kennen lernt. Nach und nach treten aber auch die Alteingesessenen in den Vordergrund, so dass eine Vielzahl an sehr unterschiedlichen, starken Charakteren den Cast der Serie bereichert. Suzanne alias Crazy Eyes (Uzo Aduba) trägt ihren Spitznamen nicht ohne Grund und überrascht selbst ihre beste Freundin immer wieder mit ihrem unberechenbaren Verhalten. Galina "Red" Reznikov (Kate Mulgrew) ist eine Köchin russischer Herkunft, die als Mutterfigur von den anderen Insassinnen respektiert wird. Nicky (Natasha Lyonne) kämpft gegen ihre Drogensucht, aber scheitert immer wieder an ihrem Vorhaben, Gloria Mendoza (Selenis Leyva)
führt die Gruppe der Latinas an, Aleida (Elizabeth Rodriguez) hat direkt ihre Tochter
Dayanara (
Dascha Polanco) mit hinter Gitter gebracht. Damit seien nur wenige Figuren kurz vorgestellt. Obwohl das Ensemble groß ist, nehmen sich die Drehbuchautoren die Zeit, vielschichtige, komplexe Personen zu zeichnen.
2. Witzige Dialoge und Situationskomik
Wer viele Jahre im Knast sitzt, muss auch viele lange Stunden füllen. Der Alltag gestaltet sich nicht besonders abwechslungsreich und das Freizeitangebot lässt zu wünschen übrig. Da den Insassinnen dazu kaum Raum für Privatsphäre bleibt, entwickeln sich Gespräche zwangsläufig. Die sind nicht immer von philophischer Tiefe (zumal nicht jede der Damen die hellste Kerze auf der Torte sein kann), dafür oftmals schreiend komisch. Diskutiert wird über Liebe ("sie ist wie eine Badewanne, die anstatt mit Wasser mit warmem Schokoladenpudding gefüllt ist, dazu spielen The Smith 'There is a light that never goes out' und es gibt Pizza"), den Sinn von Das Schicksal ist ein mieser Verräter und die Anatomie des weiblichen Körpers. Eigenwillige Interpretationen eines Krippenspiels und andere denkwürdige Bühnenauftritte bleiben noch lange in Erinnerung. Dazu lohnt es sich, aufmerksam den Lautsprecher-Durchsagen zu lauschen, die für einige Lacher sorgen.
3. Mut zur Diversität
Frauen verschiedener Ethnien, Altersgruppen, sozialer Herkunft und sexueller Orientierung treffen in Litchfield aufeinander. Zu den Stärken von
Orange Is the New Black
gehört, dass sie die Diversität der Insassinnen nicht nur zeigt, sondern konkret thematisiert: Piper ist bisexuell, zum Zeitpunkt ihrer Straftat führte sie eine Beziehung mit Freundin Alex, später ist sie mit ihrem Verlobten
Larry Bloom (Jason Biggs)
liiert. Homosexualität ist nicht nur wegen des Verbots von Liebesbeziehungen unter den Inhaftierten ein Thema. Laverne Cox spielt Sophia Burset, eine
transsexuelle Gefangene, die unter der schwierigen Beschaffung ihrer Hormontabletten und den Misstrauen mancher Insassinnen zu leiden hat. Sie sehen in ihr einen Mann, der somit nicht in Frauenknast gehört. Damit bildet OITNB eine der wenigen Ausnahmen in der Serienlandschaft, in der Mut zur Diversität nicht nur hinter Gefängnismauern stattfinden sollte.
4. Spannende Rivalitäten
Im Gefängnis haben es vor allem Einzelkämpfer schwer. Wer unangenehme Auseinandersetzungen vermeiden will, größere Portionen auf dem Teller finden möchte oder an rare bis illegale Güter wie Zigaretten, Kosmetik und Drogen zu gelangen versucht, der muss Allianzen eingehen. Ohne Vitamin B und Verbündete lässt es sich nachts nicht ruhig schlafen. Die Erfahrung macht Piper gleich zu Beginn ihrer Haft. Unter den verschiedenen Gruppen entbrennen oft Rivalitäten, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Während ein benutzter Tampon im Sandwich als unangenehme Warnung dient, sprechen Fäuste eine deutlichere Sprache. Das hält nicht nur die Insassinnen in Atem, auch wir Zuschauer rutschen nervös auf dem Sofa hin und her.
5. Die Geschichten hinter den Menschen
Jede der Frauen verbüßt aus einem bestimmten Grund ihre Haftstrafe. Im Verlauf der Handlung werden die individuellen Schicksale hinter den uniformierten Menschen aufgedeckt. Wir lernen die Vorgeschichten der Frauen kennen, ihre sozialen Hintergründe, Familien, die Umstände, die sie zu Verbrecherinnen werden ließen und die volle Tragweite einer Haftstrafe: Beziehungen zerbrechen, eine ungewisse Zukunft wartet auf die Frauen, die Suche nach einem neuen Job ist aussichtslos. Das eröffnet einen völlig neuen Blickwinkel auf Damen, die im Gefängnis eine ganz andere Facette zeigen, und stellt uns Zuschauer vor eine unangenehme moralische Frage: Wie beurteilen wir die Taten eines Menschen, wenn wir plötzlich die Ursachen und Gründe für sein Vergehen kennen?
Die 3. Staffel Orange Is the New Black ist nun auf DVD und Blu-ray erhältlich. Wer schnell ist, schafft es, alle 13 Episoden bis zum Start der 4. Staffel zu schauen. Diese ist ab dem 17. Juni 2016 auf Netflix verfügbar. Die Insassinnen müssen zu unserer Freude noch eine Weile einsitzen: Die nächsten drei Staffeln sind bereits bestätigt.