Letztes Jahr noch schlüpfte der Beau Ryan Reynolds für Green Lantern in das Kostüm des DC-Superhelden und hatte mit Blake Lively alias Carol Ferris eine Romanze am Start. Und auch im kommenden Sequel Green Lantern Corps darf er als Harald ‘Hal’ Jordan beziehungsweise Grüne Leuchte sicher wieder eine schöne Frau im Arm halten. Der Testpilot Hal Jordan war allerdings erst die zweite Green Lantern und sein Vorgänger Alan Scott, sozusagen die Original-Green Lantern, wurde jetzt offiziell als homosexuell geoutet. Offensichtlich nicht für jeden eine Freudensnachricht.
Wie wir berichteten hatte DC Comics bereits angekündigt, die wahre sexuelle Orientierung von einem seiner bekanntesten Charaktere zu enthüllen. Und auch, wenn dabei zunächst Namen wie Batman und Robin in die Diskussion eingeworfen wurden, ist die Wahl laut Entertainment Weekly nun auf Green Lantern gefallen. Die erste Grüne Laterne und damit einer der ältesten DC-Helden war Alan Scott. Anders als Hal Jordan, der erst 1959 seinen ersten Comic-Auftritt hatte, erblickte Scott bereits 1940 das Licht der Welt. Jetzt erscheint mit Earth 2 allerdings ein Reboot seiner Geschichte, in der der eigentlich verheiratete Scott nun jünger ist – und deshalb keine Kinder mehr hat. Autor James Robinson erklärte gegenüber Entertainment Weekly, dass Green Lantern ursprünglich den über Supermächte verfügenden Sohn Obsidian hatte, der bereits homosexuell war. Um den Verlust dieser Figur wieder auszugleichen, habe man sich schließlich dazu entschlossen, stattdessen seinen Vater Alan Scott als schwul zu definieren. Ich fand, es war eine Schande, dass DC eine solch positive homosexuelle Figur verlor. Also sagte ich: Warum lassen wir nicht einfach Alan Scott schwul werden?" Im neuen Comic ist Scott jetzt außerdem ein Billionär, der à la Mark Zuckerberg in den Medien sein Geld verdient.
Über seine neue sexuelle Orientierung sind aber nicht alle glücklich – nicht nur wegen der Tatsache, dass Alan Scott jetzt auf Männer steht, sondern weil das Verhalten von DC als opportunistisch und deshalb als mit dem Strom schwimmend verstanden wird. Schließlich ist der erste Green Lantern-Charakter bereits seit einiger Zeit aus dem Mainstream der Comic-Szene verschwunden. Wäre es nicht ‘mutiger’ gewesen, wenn tatsächlich Hal Jordan das Ufer gewechselt hätte? Das hätte dann schließlich auch Konsequenzen für weitere Kinofilme haben können bzw. müssen. Alan Scott war noch nicht einmal Mitglied des Green Lantern Corps. Letztlich ist es aber sicherlich auch richtig, dass James Robinson betont: Alan Scott ist zwar schwul, aber das ist ja nur ein Teil von ihm. Er ist Geschäftsmann, er ist ein Held. Er verkörpert viele unterschiedliche Dinge. Seine Sexualität ist nicht sein einzig entscheidender Charakterzug." Jemanden auf seine sexuelle Orientierung zu reduzieren, sollte sicherlich nicht unser Ziel sein.
Nichtsdestotrotz erscheint es als nötig, dass sich die großen Comic-Verlage DC und Marvel verstärkt dem Thema Homosexualität annehmen, das vielen (US-)Bürgern noch ein Dorn im Auge ist. Die evangelikale Gruppe One Million Moms hat nämlich sofort zum Angriff geblasen, als sie von dem Green Lantern-Outing gehört hat. Sie wehrt sich gegen diese schwulen Comic-Figuren, weil Kinder und erwachsene Männer ihrer Meinung nach zu den Superhelden aufschauen und jetzt einer “Gehirnwäsche” ausgesetzt seien. Sie befinden sich angeblich in Gefahr – denn schließlich sei Homosexualität nach wie vor eine Sünde. Unfassbar, aber selbst im 21. Jahrhundert lassen sich solche Meinungen anscheinend nicht ausrotten.
Was haltet ihr von dem Coming Out der ersten Green Lantern-Figur? Ist es eurer Meinung nach ein richtiger Schritt oder haltet ihr das Ganze für aufgebauscht?