Promi-Bonus bei Trickfilm-Stimmen

30.07.2010 - 16:20 Uhr
Woody hat jetzt eine neue Stimme.
Walt Disney Pictures
Woody hat jetzt eine neue Stimme.
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Wer am Wochenende ins Kino geht und sich Disneys neuestes Meisterwerk Toy Story 3 anschaut, wird höchstwahrscheinlich schnell merken, dass irgendetwas anders ist als in den ersten beiden Teilen. Der Unterschied ist einfach offensichtlich oder sollten wir besser sagen unüberhörbar?

Richtig, Cowboy Woody hat einen neuen Synchronsprecher: Michael Herbig. Während der amerikanische Kollege des kleinen Hauptdarstellers schon seit Teil eins von Tom Hanks gesprochen wird, war für uns Deutsche Woody bisher immer untrennbar mit der Stimme von Peer Augustinski verbunden. Der Star aus der 1970er Jahre Sketch-Show Klimbim erlitt jedoch 2005 einen schweren Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt. Disney nahm den Schicksalsschlag zum Anlass, die allseitsbekannte Bully-Crew um Michael Herbig ins Boot zu holen. Ein Schritt, der nicht bei jedem Toy Story Fan auf Zustimmung stößt. Peer Augustinski galt schließlich als absoluter Profi seines Faches und lieh im Laufe seiner Karriere einigen prominenten Schauspielern seine Stimme. So sprach er neben Robin Williams und Jeff Daniels auch den Flaschengeist Dschinni in Disneys Aladdin. Die Messlatte liegt also hoch.

Wie jeder Filmliebhaber weiß, ist es mehr als störend, wenn ein Schauspieler oder eine Zeichentrickfigur plötzlich mit einer anderen als der gewohnten Stimme spricht. Im Extremfall ist der ganze Film damit im Eimer. Besonders die Fans der beliebten Zeichentrickserie Die Simpsons können ein Lied davon singen. Als Mitte 2006 mit Elisabeth Volkmann die deutsche Synchronsprecherin von Marge Simpson starb, füllte Anke Engelke die entstandene Lücke. Die Kommentare zur neuen Stimme waren aber vernichtend. Viele enttäuschte Anhänger drohten sogar mit dem Boykott der Sendung und forderten Anke Engelke auf, abzutreten. Stellt Euch vor, wie groß der Aufschrei wäre, wenn Bruce Willis plötzlich dauerhaft eine andere Synchronstimme hätte als die von Manfred Lehmann.

Leider ist immer häufiger der Promi-Faktor das ausschlaggebende Kriterium, wenn das Engagement für Stimmen in Animations- und Zeichentrickfilmen vergeben wird. Statt professioneller Synchronsprecher werden also mehr und mehr unerfahrene Prominente verpflichtet – die berühmten Namen sorgen schließlich für zusätzliche Publicity. Daran, dass eine Synchronstimme ansatzweise zu ihrer Figur passen muss und dass auch eine professionelle Ausbildung nicht schaden kann, scheint kaum noch jemand zu denken. Während in den USA also George Clooney, Meryl Streep und Co. ihre Stimme zur Verfügung stellen, dürfen in Deutschland sogar Leute wie Sarah Connor oder Axel Stein vor das Mikrofon treten. Das Ergebnis ist nicht immer zufriedenstellend.

Im Gegenteil. Grausige Beispiele gibt es da viele. Während im amerikanischen Original von Garfield – Der Film Bill Murray den fetten, sarkastischen Kater sprechen durfte, hielten die Verantwortlichen bei 20th Century Fox Deutschland nur einen einzigen Mann geeignet für die Rolle: Wetten dass?-Moderator Thomas Gottschalk. Es kam, was kommen musste und viele Fans schon prophezeit hatten: Garfiel klang grausam. Im zweiten Teil Garfield 2 – Faulheit verpflichtet! wollte Thomas Gottschalk nicht mehr und so musste 20th Century Fox mit der zweitbesten Wahl Vorlieb nehmen: Oliver Kalkofe.

Eine weitere Sternstunde deutscher Synchronarbeit war der Auftritt von Tokio Hotel Sänger Bill Kaulitz in Arthur und die Minimoys. Eine Besetzung, für die es wirklich nur eine Erklärung geben kann: Die gemeinsame Zielgruppe von Tokio Hotel und Arthur und die Minimoys. Obwohl Produzent Luc Besson im Nachhinein nur lobende Worte für die Stimme von Bill Kaulitz gefunden haben soll, klang der Frontmann der Teenieband im Film gelinde gesagt wie ein Fremdkörper. Sein Gegenüber, Rockoma Nena als Prinzessin Selenia, war im direkten Vergleich sogar schon beinahe gut.

Bei den Fans sorgen solche offensichtlichen Fehlbesetzungen für reichlich Missmut und auch die professionellen Synchronsprecher gehen auf die Barrikaden. Die prominenten Kollegen drängen immer mehr ins Geschäft und bekommen zu allem Überfluss für eine Sprechrolle auch deutlich mehr Geld. Wie sich Michael Herbig und seine Mitstreiter Rick Kavanian und Christian Tramitz anstellen, könnt Ihr Euch ab heute in Toy Story 3 anschauen.

Was meint Ihr? Wollt Ihr Prominente hören oder lieber ausgebildete Synchronsprecher?

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