Marcel Reich Ranicki – Mein Leben erzählt in Rückblenden die frühe Lebensgeschichte des 1920 im polnischen Wloclawek geborenen Marcel Reich-Ranicki. Nach seiner Schulzeit in Berlin bleibt ihm als Jude das Studium verwehrt. Im Herbst 1938, wenige Monate nach seinem Abitur, wird er nach Warschau deportiert, 1940 ins Ghetto umgesiedelt, wo er in größter Not auch die Liebe seines Lebens findet: Der Hochzeitstag mit Teophila (genannt ‘Tosia’) fällt zusammen mit dem Beginn der Räumung des Ghettos. Marcels Eltern, sein Bruder und Tosias Mutter werden in die Vernichtungslager deportiert. Im Februar 1943 gelingt Marcel mit seiner Frau die Flucht aus dem Ghetto in den Warschauer Untergrund. In den 1950er Jahren entschließen sich beide zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie gehen in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Marcel Reich-Ranicki wird der deutsche ‘Kritiker-Papst’. Die Liebe zur deutschen Sprache und Literatur ist ihm trotz allem geblieben.
Bei allen Bemühungen um historische Genauigkeit ist die Verfilmung der Autobiographie laut Klaudia Wick in der Berliner Zeitung auch sehr unterhaltend. Die Kritikerin lobt besonders den Hauptdarsteller: Für den Film ist Matthias Schweighöfer "ein echter Glücksfall. Der 28-jährige Schauspieler ist seinem Vorbild tatsächlich wie aus dem Gesicht geschnitten und darf doch – ohne Zwang zum rollenden R – schauspielerisch ganz bei sich bleiben. Mit solchen dramaturgischen und inszenatorischen Entscheidungen ist ein berührender Film entstanden, der den Erwartungen der 1,2 Millionen Leser von “Mein Leben” genauso gerecht werden kann wie Marcel Reich-Ranicki, der der Filmadaption übrigens bereits mit einem uneingeschränkten “Fabelhaft” alle Ehre erwies."
Dagegen sah Claudia Tieschky in der Süddeutschen Zeitung keinen richtig schlechten Film und auch kein wirklich guten Film. Sie hätte von dem Hauptdarsteller etwas mehr erwartet. “Er muss halt einen Intellektuellen darstellen, und da spielt sich außen nicht so viel ab wie bei Der Rote Baron, den er zuletzt im Kino gab. Es ist aber auch so, dass sich Dror Zahavi s Film erkennbar seiner Hauptfigur nicht bemächtigen will, Interpretation findet fast unterhalb der Wahrnehmungsschwelle statt.”
Ganz anders sieht das Lars Grote in der Märkischen Allgemeinen: “Die Stärke dieses Stückes ist das Handwerk, voran jenes von Matthias Schweighöfer, der in den letzten Filmen zwar mit einer telegenen Kernigkeit daherkam, doch dem Facetten fehlten, um Emotionen auszubuchstabieren. In seiner Reich-Ranicki-Rolle kommt diese Schwäche nicht zum Tragen, da er gefasst spielt, würdig, souverän – so, wie man sich den Reich, wie er sich damals nannte, vorstellen möchte: schwer nur aus der Ruhe zu bringen. Welten fort also von jenem Temperament, das man aus jüngeren Fernsehauftritten kennt, wo Reich-Ranicki geifern kann, schmeicheln oder toben. Matthias Schweighöfer trägt den Film, er zieht ihn mit sich, interpretiert die Rolle smart und lebenstüchtig.”
Wenn Ihr Euch den Fernseh-Zweiteiler anschauen wollt, dann schaltet am 10. April um 21. Uhr ARTE oder am 15. April um 21.45 Uhr ARD ein.