Viele User machen ihrem Unmut Luft, indem sie einen Film, den sie gerade im Kino oder zu hause gesehen haben, schlecht bewerten und diesen dann mit dem Prädikat „Scheiße“ versehen. Gefühle sind menschlich und viele mögen impulsiv handeln, allerdings machen manche User daraus einen Volkssport. Auch wenn es die Filmschaffenden nie zu lesen bekommen, finde ich ein solches Verhalten nicht nur beschämend, sondern auch höchst respektlos.
Arbeit, Arbeit!
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wir konsumieren nicht
nur Essen, sondern auch Musik, Werbung, Posts in sozialen Netzwerken und
natürlich Filme. Unsere Aufmerksamkeitsspanne ist dabei kaum merklich höher,
als die einer Fruchtfliege. Das liegt vor allem daran, dass unser Umfeld im
kurzlebiger wird, aber auch an der schieren Masse an Filmen – Blockbuster wie
Independent. Das verleitet einige Zuschauer sicherlich zur Nutzung von Streams,
die sich – zumindest im Moment noch – in einer gesetzlichen Grauzone befinden.
Andere, wie ich, gehen ins Kino. Wenn der Film dann doch nicht so gut ist, wie
erwartet, ist er gleich „Scheiße“. Was viele dabei vergessen: hinter einem
zweistündigen Film – und mag die Story noch so marginal sein und die
Schauspieler noch so durchschnittlich – steckt immer noch ein Haufen Arbeit und
Organisationsaufwand, der mit einem „Scheiße“ nicht abgetan werden kann. Ich
stehe ja auch nicht hinter Euch an Eurem Arbeitsplatz und flüstere Euch ins Ohr:
„Das ist aber Scheiße, was Du da machst“ oder „So eine Drecksarbeit“.
Filme sind Kunst...
... und Kunst ist Geschmackssache. Jeder darf seinen eigenen
Geschmack haben, aber selbst, wenn mir ein Film nicht gefällt, ist es unwürdig
und auf menschlicher Ebene überaus schwach, ihn als „Scheiße“ zu beschreiben.
Sicherlich: es werden auch Filme produziert, um die Cashcow zu melken oder um
möglichst viel Geld zu machen, aber selbst da stecken Leute mit Herzblut
dahinter – egal welches Franchise bis zum Erbrechen ausgeschlachtet wird.
Selbst wenn einem nicht gefallen hat, was man sah, sollte man zumindest die
Höflichkeit besitzen und erklären können, wieso der Film nun „Scheiße“ war.
Behauptung, Begründung, Beleg. Das haben wir alle in der Schule gelernt und
wenn es hier nicht zum Einsatz kommt, wo dann?
Die Objektivität
nicht vergessen
Wenn man etwas rezensiert, dann ist das immer subjektiv. Bei
manchen mehr, bei manchen weniger. Man sollte sich dabei aber immer einen
gewissen grad an Objektivität bewahren. Natürlich hat Transformers 4: Ära des Untergangs keine
epochal aufgeblasene Geschichte oder herausragende Darsteller, aber hier muss
man einfach die Technik und CGI loben, die sich wirklich hervorragend
präsentiert. The Place Beyond the Pines ist ein Film mit Längen und ohne
Gigantismus, aber auch jemand, dem so ein Film nicht liegt, muss die eine oder
andere Schauspielleistung honorieren. Wenn wir ehrlich sind, dann kommen aus
Hollywood (und auch aus den vielen Independent-Schmieden) "eigentlich" keine wirklich
„schlechten“ Filme. Sich über den Der Hobbit 3: Die Schlacht der Fünf Heere zu beschweren, ist nämlich ein
absolutes Luxusproblem, egal ob künstliche CGI, nicht vorhandener Story oder
plötzlicher Charakterwandlungen. Diesen Film als „Scheiße“ abzutun ist
schlichtweg falsch und zeugt von Unvermögen.
Abschließend möchte ich sagen, dass sich viele User, selbsternannte Kritiker und Analysten, die hier ihre qualifizierte Meinung posten, selbst ein wenig am Riemen reißen sollten. Die Anonymität des Internets erlaubt uns nicht, dass wir arrogant über jeden „Scheiß“ herziehen dürfen. Lieber mal vom hohen Ross absteigen und sich mit anderen auf Augenhöhe begeben, um eine Diskussion zu ermöglichen – deswegen bin zumindest ich hier: um mich auszutauschen und auch mal eine gegenteilige Meinung zu meinem Lieblingsfilm zu hören. Das fördert nicht nur die Harmonie, sondern auch den Umgang miteinander. Oder macht es eben besser, als die ganzen „Scheiß“ Regisseure, „Scheiß“ Schauspieler, „Scheiß“ Kameramänner oder „Scheiß“ Autoren. ;)