Es kann durchaus vorkommen, dass ihr es nicht merkt, wenn Robin Wright in einem Film mitspielt, den ihr gerade schaut. So erging es mir neulich bei einer zweiten Sichtung der Dürrenmatt-Verfilmung Das Versprechen, bei der ihr Ex-Mann Sean Penn Regie geführt hat. Da stand sie als gebeutelte Mutter des Mädchens, das Jack Nicholson als Lockvogel für einen Mörder benutzt, in der Küche; ganz ungeschönt, ohne Schminke wie eine Frau, die mal eben etwas im Supermarkt besorgen muss und vor einem an der Kasse wartet. Die Herausforderungen ihres Lebens sind in ihren Falten, dem Farbton ihrer Haut, ihren Augen zu sehen. Eine ganz normale Frau Ende 30, die vielleicht etwas mehr mitmachen musste, als gut für sie wahr. Ich habe schon einige Filme mit Robin Wright gesehen, aber erst beim Abspann ist mir aufgefallen, wer denn diese stinknormale Mutter gespielt hat. Heute vor 45 Jahren wurde die beeindruckende, aber nicht aufdringliche Robin Wright geboren.
In den Medien taucht Robin Wright höchstens auf, wenn es um ihre Beziehung zu Sean Penn geht, die im letzten Jahrzehnt ein scheinbar ewiges Auf und Ab erlebt hatte, bis 2009 schließlich die Scheidung eingereicht wurde. Ansonsten ist nicht viel bekannt über die Schauspielerin, die hinsichtlich ihrer politischen Ansichten und privaten Aktivitäten weitaus schweigsamer ist als Penn. Aber das ist auch gut so. Im Idealfall bleiben Charakterdarsteller wie sie offen für alle möglichen Projektionen des Zuschauers, die nicht durch irgendwelche Celebrity-News getrübt sein sollten.
Vielleicht aber wäre Robin Wright heute ein viel größerer Star. Denn immer wieder lehnte sie Rollen wegen ihrer Kinder ab, die sie nach eigener Aussage nicht von Nannies aufziehen lassen wollte. Das aber bleibt Spekulation. Filme wie Im Vorhof der Hölle und Die Braut des Prinzen brachten sie Ende der 80er, Anfang der 90er ins Scheinwerferlicht. Mit Forrest Gump und Message in a Bottle – Der Beginn einer großen Liebe fand sie Eingang in die Welt der Box Office-Hits.
Doch zumeist glänzt Robin Wright in den Nebenrollen, wie es für Charakterdarsteller üblich ist. Zerrissene Figuren spielt sie häufig, hin und her schwankend zwischen Manie und Depression, ob exaltiert, wie in Hurlyburly oder traurig ruhig wie in Unbreakable – Unzerbrechlich. Den entspannt lächelnden Figuren, denen das Glück aus jeder Pore trieft, geht sie jedenfalls aus dem Weg. Robin Wrights Filmfrauen schreien nicht danach, dass wir sie lieben, manchmal sind sie auch einfach abstoßend oder nervtötend. Das trifft auch auf ihre berühmte Figur mit dem (natürlich!) schönsten Namen der Welt zu, als Jenny, in die sich ein gewisser Forrest Gump unsterblich verliebt. Sie ist schwierig und alles andere als fehlerfrei, aber genau das macht Robin Wrights Rollen aus. Die leichten Sachen können andere machen.
Alles Gute zum Geburtstag, Robin Wright!