Roscoe Arbuckle - Menschliche Bombe mit Babyface

03.08.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Roscoe Arbuckle
Keystone Studios
Roscoe Arbuckle
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Roscoe Arbuckle war einer der großen Slapstick-Stars der frühen Stummfilmzeit. Sein Babyface-Image und die Tollpatschigkeit, mit er durch die Gegend stampfte, machte ihn zum Publikums-Liebling. An der Seite von Buster Keaton lief er zur Hochform auf.

Stummfilmstars sind so gut wie vergessen. Da passt doch unsere Aktion Liebingsstar, um sie für kurze Zeit dem Vergessen zu reißen. Roscoe ‘Fatty’ Arbuckle war ein solcher Star, der in unseren Tagen bestimmt wie etwa ein Bud Spencer, John Goodman oder ein Kevin James verehrt werden würde.

Schon in den 1910er Jahre stand Roscoe Arbuckle vor der Kamera, aber 1913 war eines seiner Schicksalsjahre. Filmproduzent Mack Sennett, seines Zeichens Chef des Keystone Studios, entdeckte ihn. Das Studio gilt heute als die Schule der frühen amerikanischen Komödie, da die meisten der späteren Komiker aus ihm hervorgegangen sind, zum Beispiel Charlie Chaplin, Harold Lloyd und Ben Turpin. Slapstick und körperliches Spiel standen hier im Vordergrund. Zunächst war Roscoe Arbuckle Mitglied der Keystone Cops, einer Gruppe von Polizisten. In kleinen Filmchen sollten sie Verbrecher jagen, hinterließen dabei aber eine Spur der Zerstörung. Die Ordnungshüter waren es letztlich, die das Chaos anrichteten, welches sie eigentlich abstellen sollten. Hier entwickelte Roscoe Arbuckle bald Starqualitäten, so dass er an der Seite von großen Komikern vor der Kamera steht. Er arbeitet mit Charles Chaplin und Mabel Normand zusammen. Sein Erfolgen konnte er auch in echte Münzen umwandelt: Er ist einer der ersten Darsteller, der in Werbefilmen auftrat. 

Seine Beinamen – Fatty oder auch die menschliche Bombe – verweisen auf sein Image und die Rollen in seinen Filmen. Er war der träge Dicke, ein übler Faulenzer. Sein Körper war eine ruhende Wucht. Wenn diese einmal in Bewegung gesetzt wurde, dann war sie nicht mehr zu halten. Trotz seiner Körperfülle zeichnete ihn eine dynamische Beweglichkeit aus, die er gezielt einsetzte. Seine Komödien waren ausgelassener Klamauk. Sie wurden von diversen Verfolgungen beherrscht, von Hunderten Varianten des Fallens, von witzigen Kampfszenen. Tortenschlachten gehörten ebenfalls zum Repertoire, sie wurden zu seinem Markenzeichen, weil er die Torten mit beiden Händen in verschiedene Richtungen werfen konnte. Auch mit Wurfmessern konnte er geschickt umgehen.

Der 160 kg-Mann gehörte in den frühen Stummfilmtagen zu den Babyface-Komikern. Das Image baute er mit zu kurzen Hosen und zu kleinen Hüten aus. Häufig trug er Monteuranzüge, die an einen übergroßen Strampelanzug erinnern. Tollpatschig stampfte er durch die Gegend. Doch das Babyface war oft nur Fassade, seine Augen könnten böse aufblitzen und andere terrorisieren. 1917 begann auch seine langjährige Zusammenarbeit mit Buster Keaton, den er entdeckte und anlernte. Der später Star-Komiker verdankte ihm vieles und betonte dies auch immer wieder öffentlich: “Ich lernte alles von ihm”. Durch die zwei Darsteller wurden gegnerische Parts gegenübergestellt: Trägheit und Bewegung, Masse und Grazie. Es war – und ist auch heute noch – der Kontrast, der den Witz produzierte und die Zuschauer zum Lachen brachte.

1921 fand die Karriere des Roscoe Arbuckle ein abruptes Ende. Die junge Schauspielerin Virginia Rappé kam nach einer versuchten Vergewaltigung auf einer Party mysteriös ums Leben. Roscoe Arbuckle wurde beschuldigt und musste sich vor Gericht verantworten. Obwohl er nach drei Prozessen freigesprochen wurde, war seine Karriere vor der Kamera zu Ende. Kinoketten boykottierten seine Filme, Regisseure wollten nicht mit ihm arbeiten, die Presse nahm den Skandal zum Anlass, um über den Sündenpfuhl Hollywood zu schreiben. Roscoe Arbuckle wurde dafür zum immer wieder zitierten Beispiel, auch Jahrzehnte später. Unter dem Pseudonym Will B. Good bzw. William Goodrich konnte er noch Regie führen, aber erfolgreich waren seine letzten Filme nicht. Alkohol und Drogen sollten ihn über die schwere Zeit hinweg helfen, waren aber für ein Comeback nicht förderlich. Er starb 1933 im Alter von nur 46 Jahren an einem Herzanfall.


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