2000 Kameras. 1000 Hektar. 30 Teilnehmer. 9 Monate. Mit diesen Zahlen wirbt die kommende russische Reality-Show Game2: Winter , die ihre Wettstreiter allein in die sibirische Taiga schickt. Das System erinnert dabei an die von Suzanne Collins erdachten Hunger Games. Die freiwilligen "Tribute" erhalten Überlebenstraining von einem ehemaligen Mitarbeiter eines russischen Geheimdienstes und werden dann in der Wildnis ausgesetzt. Danach bleibt es ihnen überlassen, ob sie sich im Team oder einzeln durchschlagen, während Zuschauer online ihre Mühen beobachten und ihren Lieblingsteilnehmern gegebenenfalls "Geschenke" zukommen lassen können.
Das Projekt hat in den vergangenen Tagen für viel Aufmerksamkeit gesorgt. "Vergewaltigung und Mord" seien "erlaubt" heißt es beispielsweise beim Guardian . "Alles ist erlaubt", lautet demnach ein Werbespruch, "Prügeleien, Alkohol, Mord, Vergewaltigung, Rauchen, alles". Wie groß die Gefahren des Passivrauchens auf 1000 Hektar sibirischer Taiga sind, ist an dieser Stelle nicht zu klären. Allerdings schreibt die Homepage von Game2: Winter in ihrem Regelkatalog fest: "Bei Verletzung der Gesetze der Russischen Föderation müssen Teilnehmer das Projekt verlassen, verlieren das Anrecht auf den Preis und werden den Behörden übergeben."
So viel Dystopie muss also doch nicht sein. Dennoch verspricht Game2: Winter eine Extremerfahrung. Teilnehmer können sich entweder durch eine Zahlung von rund 165.000 Dollar einkaufen oder werden von den Zuschauern hineingewählt . Die Siberian Times zitiert den Unternehmer und offensichtlichen Publicity-Experten Yevgeny Pyatkovsky , der hinter dem Projekt stecke:
Wir werden gegenüber den Teilnehmern jede Verantwortung ablehnen, selbst wenn sie getötet oder vergewaltigt werden. Wir werden damit nichts zu tun haben. Das wird in einem Dokument ausgeführt, das die Teilnehmer vor dem Start der Sendung unterschreiben müssen. [...] Es wird keine Filmcrew geben: das ganze Gelände wird von Kameras übersät sein und jeder Teilnehmer trägt eine Kamera mit einer wiederaufladbaren Batterie, die 7 Stunden hält.
Wer das Survival-Game antreten will, muss mindestens 18 Jahre alt und "mental gesund" sein. Ein Maximum an 100 Kilogramm Equipment darf mitgenommen werden. Schusswaffen sind nicht erlaubt, Messer nachvollziehbarerweise schon. Im Juli 2017 soll Game2: Winter beginnen. Dann gilt es, bei teils -40 °C bis zum 01.04.2018 zu überleben. Wer vorher aussteigen will, kann einen "Panik-Knopf" bedienen. Ärzte befinden sich nicht auf dem Gelände. Benötigt ein Wettstreiter medizinische Hilfe, muss er besagten Knopf drücken und scheidet damit aus. Dem Gewinner winken rund 1,65 Millionen Dollar, die bei mehreren "Überlebenden" geteilt werden.
Yevgeny Pyatkovsky bemüht sich der Siberian Times zufolge derzeit um Jagdgenehmigungen für das Gebiet der Reality-Show.
Wer seine Survival-Unterhaltung weniger reißerisch mag, sollte den famosen YouTube-Kanal Primitive Technology abonnieren. Wer einfach nur Sibirien mag, ist bei diesem Artikel über sibirische Weihnachtsmänner und -Mammuts besser aufgehoben.
Würdet ihr Game2: Winter schauen?