Komplett ohne aktuellen Anlass zollen wir Scrubs – Die Anfänger heute unsere Ehrerbietung mit einem Tribut in der Rubrik Mein Herz für Serien.
Im Jahr 2001 ging alles so unscheinbar mit einer Gruppe junger Assistenzärzte im Sacred Heart Unfallkrankenhaus in Chicago los. Eine Handvoll angehender Mediziner, alle noch grün hinter den Ohren, aber eine riesige Portion Selbstbewusstsein in den Taschen des Krankenhauskittels. “Ich bin der Größte”, sagt unser Hauptdarsteller John “J.D.” Dorian (Zach Braff) gleich in der ersten Scrubs Szene überhaupt, nachdem er sich mit Rasierschaum einen BH auf den blanken Oberkörper modelliert hat. Und damit ist die Marschroute für Scrubs – Die Anfänger klar. Totale Selbstüberschätzung bei absoluter Ahnungslosigkeit. Wer hätte damals gedacht, dass die Story um einen Quacksalber mit Tagträumen und seine Freunde schon bald Seriengeschichte schreiben würde.
I’m no Superman…
Es ist ihr erster Tag im Krankenhaus und es hätte alles so schön werden können, aber J.D., sein bester Kumpel Turk (Donald Faison), die blonde Elliot (Sarah Chalke) und der Rest der Truppe merken relativ schnell, dass im echten Leben ein ganz anderer Wind weht als an der Uni. Die Schonzeit ist vorbei, jetzt geht es um Menschenleben. Und der, der den naiven Anfängern das ganz deutlich und lautstark klarmacht, ist Chefarzt Dr. Percival Ulysses „Perry“ Cox.
Schauspieler John C. McGinley, der vor Scrubs – Die Anfänger eher unbekannt war, hat sich mit dieser Rolle unsterblich gemacht. Ohne seine Sprüche wäre die Serie nur noch sehr gut und nicht mehr fantastisch. Dabei ist Dr. Cox zunächst alles andere als ein Sympathieträger. Zynisch, sarkastisch, narzisstisch, bitterböse, es fehlen die negativen Adjektive, um Dr. Cox zu beschreiben, der sich besonders auf J.D. eingeschossen zu haben scheint. Im besten Fall nennt er ihn Flachzange, in der Regel lässt er sich aber Mädchennamen für seinen Schützling einfallen. Und sein Repertoire ist schier unendlich. Doch wer hätte das geahnt, Dr. Cox ist nicht das herzlose Arschloch für das ihn alle halten…
Das Personal des Sacred Heart Krankenhauses
Scrubs – Die Anfänger bietet aber noch so viele andere Charaktere, die uns schneller ans Herz wachsen, als wir Bananarama sagen können. Zum Beispiel Turk, der schräge, schwarze Chirurg, absolut bester Freund von J.D. und leidenschaftlicher Tänzer. Er und die rassige Oberschwester Carla Espinosa (Judy Reyes) lieben sich, streiten sich und gründen schließlich eine kleine Familie. Oder Elliot, die tollpatschige, naive Blondine, die ihren ersten Sex-Traum mit dem Krümelmonster hatte. Sie und J.D. sind füreinander bestimmt, doch es dauert bis zum bitteren Ende bis die Beiden nach langem Hin und Her endgültig zusammenkommen. Nicht vergessen dürfen wir den Hausmeister (Neil Flynn), der J.D. jeden Tag auf’s Neue das Leben schwer macht und dessen richtiger Name eines der großen Mysterien der neun Staffeln ist. Heißt er Dr. Jan Itor, Glenn Matthews oder doch Tommy? Und wer hat eigentlich den Penny in die Tür gesteckt?
Des Weiteren gibt es noch etwa 5992 Nebendarsteller im Sacred Heart, die mit ihren liebgewonnenen Marotten auch alle zur Familie gehören. Der suizidgefährdete Rechtsanwalt Ted, der prollige Chirurg Todd, Bob Kelso … Alle können wir leider nicht nennen, der Platz hier ist begrenzt und außerdem sind da ja auch noch die zahlreichen Hollywoodstars wie Michael J. Fox, Heather Locklear oder Tara Reid, die die Anfänger mit ihren Gastauftritten unterstützen.
Die geniale Mischung aus spaßigem Klamauk und tiefgründigen Lebensweisheiten
Scrubs – Die Anfänger ist nicht nur eine bloße Sitcom. Nein, bei Scrubs – Die Anfänger lernen wir auch was für’s Leben. Wir lernen, dass wir nicht mit der Ex-Frau vom Chef schlafen sollten, nicht mit der Schwester von der Ex-Frau vom Chef und auch nicht mit der aktuellen Frau eines Komapatienten. Wir erfahren den Wert wahrer Freundschaft und wie es ist, erwachsen zu werden. Keine Folge Scrubs – Die Anfänger ohne eine Moral oder die Frage nach dem Sinn des Lebens. Das mag vielleicht für eine Comedyserie etwas überambitioniert klingen, doch die Anfänger schaffen es immer wieder, dass wir als Zuschauer uns Gedanken über unser eigenes Leben machen.
Die allergrößte Stärke von Scrubs – Die Anfänger ist es aber, dass es die Serie schafft, Comedy und Ernsthaftigkeit zu verbinden, ohne dass dabei ein Bruch entsteht. In einem Moment schmeißen wir uns vor Lachen fast weg, zwei Sekunden später treibt uns eine besonders traurige Szene die Tränen in die Augen. Kein Scrubs Fan wird die Stelle in der 20. Folge der fünften Staffel vergessen haben, als einige Patienten der Reihe nach an Tollwut sterben und ein von Schuldgefühlen geplagter Dr. Cox am Ende unrasiert und völlig fertig mit sich und der Welt das Krankenhaus verlässt. Dazu ertönt der melancholische Song “How to save a life” von The Fray und schon kullern die Tränen. Ja, neben all dem Klamauk ist das auch eine Seite von Scrubs – Die Anfänger.
Time to say goodbye
Doch bekanntermaßen hat ja alles ein Ende, so auch Scrubs – Die Anfänger. Hauptdarsteller Zach Braff hatte sich schon in der achten Staffel langsam aus dem Betrieb zurückgezogen, Produzent Bill Lawrence wollte es aber nochmal wissen und wagte mit der neunten Staffel und ein paar frischen Nachwuchsärzten einen kleinen Neuanfang. Das lief zwar besser als von vielen Fans erwartet, trotzdem ist danach endgültig Schluss. An sich eine traurige Nachricht, dennoch ist es besser, dass die Serie eingestellt wird, solange wir sie noch in guter Erinnerung behalten können. Übrigens heißt es An-algetikum und nicht Anal-getikum. Die Tabletten gehören in den Mund.
So, jetzt seid Ihr dran. Wie findet Ihr Scrubs – Die Anfänger, welche Figur mögt Ihr am meisten und welches Zitat werdet Ihr nie vergessen?