Seinfeld - Warum George mein liebster Sitcom-Misanthrop ist

07.09.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
George Costanza: So unscheinbar und doch so fiesNBC
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Obwohl Jerrys bester Freund, der kleine, untersetzte Glatzkopf George auf den ersten Blick so brav und unscheinbar wirkt, macht er seinen Mitmenschen das Leben gerne mal zur Hölle.

Als ich das erste Mal begann, Seinfeld aktiv von Anfang bis zu Ende anzusehen, war George Costanza (Jason Alexander) für mich nur der tollpatschige Kumpel von Jerry, doch das änderte sich schon nach den ersten Folgen. Heute bin ich immer noch hin und weg davon, wie viel negative Energie in so einem kleinen Körper stecken kann. Der unter Haarausfall leidende Neurotiker basiert auf Seinfeld-(Mit-)Erfinder Larry David und ist ein wichtiger Bestandteil des Vierergespanns um Jerry, seine Ex-Freundin Elaine (Julia Louis-Dreyfus) und den wirren Nachbarn Kramer (Michael Richards).

Was macht George so liebenswert bescheuert?

Als erstes fallen mir da seine Karriere-Entscheidungen ein. Nachdem der selbsternannte Herr der Idioten bei seiner Kündigung seinem Chef gegenüber ausfallend wurde, bereut er seine Entscheidung sofort und kommt am nächsten Tag zum Meeting als wäre nichts gewesen. Nach seinem Rausschmiss entscheidet er sich kurzerhand, den ehemaligen Chef auf einer Party zu vergiften. Das ganze Szenario ist so schön absurd, dass es mich jedes Mal wieder vom Hocker haut. Als er dann mit Elaines Hilfe endlich wieder einen Job findet, fällt ihm nichts besseres ein, als an seinem Arbeitslatz mit der Putzfrau zu schlafen, was ihm eine weitere fristlose Kündigung einbringt.

Da wären wir auch schon beim nächsten Thema: George und die Frauen. Nichts ist witziger als die Strapazen, die er auf sich nimmt, um die Herzen der Damenwelt zu erobern. In einer Folge hat er es zum Beispiel auf eine Mitarbeiterin im Fotolabor abgesehen. Das verleitet ihn dazu, einen Film voller Bilder, die ihn halbnackt zeigen, dort entwickeln zu lassen. Von ihm können wir wohl alle einiges lernen - zumindest aus seinen Fehlern, denn in einer Folge lädt sein Date ihn abends noch mit nach oben ein, um einen Kaffee zu trinken. Darauf antwortet er nur, dass er befürchte, nicht mehr einschlafen zu können, wenn er so spät noch Koffein zu sich nimmt. Ein anderes Mal versäumt er ein Bewerbungsgespräch, nur um von einer attraktiven Frau, die er auf dem Weg dorthin trifft, ausgeraubt zu werden. Eins muss man ihm aber lassen: Er ist ist der einzige Hauptcharakter, der es schafft, eine Beziehung über mehrere Staffeln aufrecht zu erhalten. Wenn auch mit fatalen Folgen ...

Georges Alter Ego

George erfindet Art Vandelay bereits in einer der ersten Folgen. Er und Jerry behaupten, den Architekten in dem Gebäude zu treffen, in dem Jerrys Angebetete arbeitet, deren Namen er blöderweise nicht kennt. Später gründet Art sogar seine eigene Firma, Vandelay Industries, die sich sowohl auf Import und Export als auch als Hersteller von Latex und latexbezogenen Produkten spezialisiert. Bei einem Termin im Jobcenter gibt er an, dort ein Bewerbungsgespräch gehabt zu haben, um weiterhin Geld zu bekommen. Wie George in einem Bewerbungsgespräch in einem Verlag bekannt gibt, handelt es sich bei dem vielseitigen Art Vandelay auch um den Autor seines Lieblingsbuches Venetian Blinds. Später gibt George sich selbst als Art aus, um während einer Parade an einer Wohnungsbesichtigung teilzunehmen, da er dort im Fernsehen ein Spiel der NY Mets sehen möchte.

Doch George möchte nicht nur gerne Architekt sein, sondern auch Meeresbiologe. Nachdem Jerry einer alten Schulfreundin auf deren Frage hin erzählt, dass George nun Meeresbiologe sei, möchte sie sich unbedingt mit ihm treffen. Bei einem Spaziergang am Meer treffen die beiden dann auf eine Menschenmenge, die um einen im Sterben liegenden Wal herum steht. Als eine hilflose Frau in der Menge nach einem Meeresbiologen ruft, gelingt es ihm zufällig, das Tier zu retten.

https://www.youtube.com/watch?v=0u8KUgUqprw

Wie so oft, ist das Verhältnis zu den Eltern Schuld

Spätestens sobald der arbeitslose George bei seinen Eltern einziehen muss, merkt man, woher er seine Marotten hat. Denn die Costanzas feiern kein Weihnachten. Sie feiern Festivus. Ein von Georges Vater Frank, der die religiösen und kommerziellen Aspekte von Weihnachten hasst, erfundener Feiertag. Anstelle eines Baumes feiern die Costanzas Festivus mit einem Pfosten. Da erspart man sich die Deko. Die Familienmitglieder versammeln sich am Tisch, um sich gegenseitig vorzuwerfen, wie sie sich das Jahr über enttäuschten. Als Frank und Kramer Festivus nach vielen Jahren zurückbringen wollen, ist der arme George verständlicherweise kurz vorm Nervenzusammenbruch.

Curb Your Enthusiasm!

Falls ihr Seinfeld schon kennt und wie ich nicht genug von George kriegen könnt, solltet ihr euch unbedingt (das im Deutschen etwas unglücklich benannte) Lass es, Larry! ansehen. In der Serie eckt Larry David, auf dem Costanza basiert, mit all seinen Mitmenschen an, darunter sogar Jason Alexander. Curb Your Enthusiasm fand leider in Deutschland (ähnlich wie Seinfeld) nicht besonders viel Anklang, obwohl sie das Vorbild der erfolgreichen deutschen Serie Pastewka ist. Sie gehört meiner Meinung nach trotzdem zu den besten Comedy-Shows und wenn ihr euch beeilt, werdet ihr rechtzeitig bis Oktober mit den Staffeln 1 bis 8 fertig. Denn dann erscheint nach 6 Jahren Pause endlich Staffel 9.

https://www.youtube.com/watch?v=BGkq3MeHrcY

Findest du dich in George Costanza wieder?

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