New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde ist ein Schmachtfilm. Ständig giert Bella (Kristen Stewart) nach dem alles verändernden Vampir-Biss, Edward (Robert Pattinson) sehnt sich nach seiner Liebsten und wacht über sie, Jacob (Taylor Lautner) begehrt, was schon ein Anderer hat. Liebe, zumal eine derart tiefe und junge, ist ein einziges Leiden, ist Herzschmerz, ungestilltes Verlangen und überschäumende Sehnsucht … aber auch sooo romantisch und sooo sexy. Wenn es einen Film gibt, der genau auf seine Zielgruppe zugeschnitten ist, dann ist es New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde. Die vier Mädchen in der Reihe hinter mir waren jedenfalls begeistert.
Als Edward in New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde zum ersten Mal ins Bild kam, gaben sie zunächst ein Murmeln von sich, das langsam zum Orkan anstieg … so sexy, kicherten sie sich zu. Als Bella und Edward sich auf dem Schulhof küssten, kam leichter Beifall auf … sooo romantisch; sie tun es, wirklich, sie tun es. Ganz still wurden sie, als Edward die Schlusszeilen aus “Romeo und Julia” zitierte … wie schön. Als Werwolf Jacob sich das Shirt vom Leib riss und seine Muskeln zeigen durfte, ging ein anerkennendes Johlen und Pfeifen durch die Reihen. Eigentlich passen Bella und Jacob sowieso besser zueinander, meinte eines der Mädchen, wurde aber prompt von ihren Freundinnen zurechtgewiesen. Überhaupt überzeugten die Werwölfe wegen ihrer knappen Bekleidung mehr als die bleichen, blutleeren Vampire, außer natürlich Edward. Knapp standen Bella und Jacob davor, sich zu küssen – werden sie es tun, fragte die eine und musste sich einen lauten Rüffel einfangen: Hast Du denn nicht die Bücher gelesen, das ist wie die Liebe zu deinem Bruder. Die zu Edward ist anders, die ist sexy.
Die Geschichte von New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde ist schlicht: Ein Mädchen will einem Jungen seine Jungfräulichkeit schenken, die er aber ablehnt. Sie ist derart schlicht, dass sie bei den weiblichen Zuschauern Entzücken hervorruft. Dies vollbringt aber nicht nur die Geschichte, sondern im gleichen Maße die Inszenierung. Ständig wird der entscheidende Moment hinauszögert; immer wieder wird innegehalten, um nochmals ein leidendes Gesicht zeigen zu können; Bella versinkt in ihrer Depression, fallende Blätter, Regen; fortwährend reißen sich die Liebenden wieder voneinander los, um sich noch intensiver anschmachten zu können. Alles wird derart in die Länge gezogen, dass die Mädchen hinter mir zum einen genügend Zeit hatten, jede Kleinigkeit zu kommentieren und zum anderen jeden Moment auch intensiv auszukosten.
Sex liegt bei New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde permanent in der Luft. Die Worte sind doppeldeutig, die Gesten vielsagend, jeder Blick will ihn, jeder Blick verheißt ihn. Aber er wird nicht praktiziert, er bleibt eine Projektion für die Zukunft. Es wird entsagt und verzichtet, dem Geliebten Opfer gebracht, Sehnsucht wird zum Lebensinhalt … das ist sooo romantisch und sooo sexy. Die Mädchen in der Reihe hinter mir benutzten diese Wörter wie ein Mantra. Als sich dann alles Leiden auflöst, weil dem Happy End nichts mehr im Wege steht, als Edward “bis in alle Ewigkeit” sagt und Bella, dass sie nie etwas anderes wollte, dann … Mist. Zu Ende. Schon. Dabei ist es doch sooo romantisch und sooo sexy.
Vielleicht gehe ich ja gleich noch in 2012, um mich zu erholen.