Sigourney Weaver erblickte am 8. Oktober 1949 als Susan Alexandra Weaver das Licht der Welt, was bedeutet, dass wir heute den 65. Geburtstag der Frau feiern, die in einer ihrer ersten Rollen immerhin ganze sechs Sekunden im Woody-Allen-Klassiker Der Stadtneurotiker zu sehen war. Ihren Vornamen wählte sie nach einer Figur aus F. Scott Fitzgeralds großem Roman Der große Gatsby. Passend zu ihrem heutigen Geburtstag feiert dieses Jahr aber auch ein Film sein 35. Jubiläum, der für Sigourney Weaver den Durchbruch im Filmgeschäft und für das weibliche Geschlecht den Einmarsch ins Action-Genre bedeutete.
Die Geburtsstunde eines Aliens ist die der Action-Frau
Ein Film markiert zweifellos und unumstritten den Beginn von Sigourney Weavers bewegter Filmkarriere und zwar Ridley Scotts Sci-Fi Klassiker Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt von 1979 (Achtung, Spoiler!). Mit dem Schlüpfen des ersten Aliens an Bord der Nostromo wurde auch etwas geboren, das dem Filmgeschäft damals genauso fremd war, wie jene außerirdische Entität den Menschen an Bord des Raumschiffs, und das ist die Frau in der Rolle des Actionhelden. Es war der Beginn einer Karriere und zugleich ein kleiner, filmhistorischer Meilenstein. Denn Sigourney Weaver spielte nicht, wie selbst heute in so vielen Horrorfilmen üblich, die schöne, aber meist völlig langweilige Jungfrau, die aufgrund ihrer "Reinheit" und "Unschuld" vom harten Schicksal der um sich herum Sterbenden verschont bleibt und am Ende als einzige Überlebende übrig bleibt. Nein: Ridley Scott inszenierte mit Ellen Ripley eine Frau mit Charakter, die in einer Welt bzw. einer ganzen Galaxie, die geprägt ist von den dummen Entscheidungen anderer Menschen (größenteils Männer), mit Vernunft, Menschlichkeit und weiblicher Intuition heraussticht.
Sie ist nicht die Ranghöchste an Bord des Raumschiffs Nostromo und dennoch weigert sich Ellen Ripley zunächst, den von einer außerirdischen Lebensform befallenen Kane an Bord zu holen. Sie ist die einzige Person auf dem Schiff, die einen Schritt weiter zu denken scheint als alle anderen. Als die unvermeidliche Katastrophe geschieht und das Alien nach und nach die gesamte Crew dezimiert, ist es Ripley, die nur knapp dem Monster entkommt, das ihre Kollegen an Bord geholt haben. Am Ende bekommt sie ihr Leben nicht geschenkt - sie hat es sich verdient. Und das unterscheidet die Rolle der Ellen Ripley grundlegend von vielen überlebenden Eye-Candy-Blondchen des Horror-Genres.
Von der Überlebenden zur Actionheldin
Das Motiv der starken Frau setzt sich auch im sehr guten Nachfolger, Aliens - Die Rückkehr fort und wird bis zum furiosen Finale auf die Spitze getrieben. Ripley ist eine direkte Überlebende und Augenzeugin, doch ihrem kapitalistisch-imperialistisch geprägten Umfeld hat sie nicht viel entgegenzusetzen, ihre Warnungen prallen nur auf taube Ohren. Obwohl sie von den Schrecken auf dem Mond LV-426 weiß, kehrt sie schließlich dorthin zurück - und entwickelt sich im Laufe des Films zur starken Actionheldin, was direkt mit ihrer Beziehung zur kleinen Newt zusammenhängt. Aus Beschützerinstinkt und Mütterlichkeit wird schließlich die Heldin geformt, die im furiosen Finale am Steuer eines Laderoboters gegen die Alien-Königin kämpft. Zwei Mütter, im ultimativen Überlebenskampf - perfekt inszeniert durch James Cameron, der mit Aliens einen der besten Actionfilme aller Zeiten schuf.
Leider läutete für viele Fans ausgerechnet Regiemeister David Fincher mit seinem Alien³ das Qualitätstief der Alienreihe ein, aus dem sie sich leider nie erholen sollte, auch nicht mit dem vierten Teil, Alien - Die Wiedergeburt von Jean-Pierre Jeunet. Aber auch in diesen beiden Sequels zeigte Sigourney Weaver, dass sie sich im Actionfach zu Hause fühlt. Und obwohl die Alien-Reihe als Gesamtwerk keine runde Sache mehr wurde, haben die ersten beiden Teile eindeutige Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen. Alien wurde zum Klassiker des Sci-Fi-Genres, der auch heute noch besser aussieht als so mancher moderne, größenteils am Computer geschaffene Film. Teil 2 ist ebenfalls sehr gute Sci-Fi-Kost, heute aber vor allem einer der wichtigsten Vertreter des Action-Genres und neben so Filmen wie Terminator 2 der perfekte Beweis dafür, wie viel Herz ein vermeintlich stumpfer Actionfilm besitzen kann. Und Sigourney Weaver wurde völlig zu Recht zur Mutter der weiblichen Actionhelden in einer Industrie, die sich (in dieser Hinsicht) seitdem etwas mehr traut als vorher. Sicherlich ein großer Verdienst der Autoren und Regisseure, doch ohne Sigourney Weaver wäre die Rolle der Frau im Medium Film vermutlich nicht mit einem solchen Rumms reformiert worden.
In diesem Sinne: Happy Birthday, Frau Weaver!