Skeleton Crew: Wie gut ist die neue Star Wars-Serie wirklich?

03.12.2024 - 05:11 UhrVor 7 Tagen aktualisiert
Star Wars: Skeleton Crew
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Skeleton Crew ist eine charmante Star Wars-Überraschung. Durch die Augen von vier Kindern lernen wir die weit entfernte Galaxis aus einer spannenden Perspektive kennen.

Seit fünf Jahren hat es keinen neuen Star Wars-Film im Kino gegeben und die Realserien, die bei Disney+ erschienen sind, haben sich bis auf wenige Ausnahmen freiwillig in ein Gefängnis gesperrt. Das Volume, eine Studioumgebung aus riesigen LED-Leinwänden, sollte Star Wars an ungeahnte Orte tragen. Bisher haben wir jedoch vor allem graue Wüsten der Einfalllosigkeit in flachen Bildern zu Gesicht bekommen.

Wohin ist die grenzenlose Vorstellungskraft, die das Franchise einst beflügelte?

Um diese Frage zu beantworten, nimmt Skeleton Crew die Perspektive ein, mit der ein Großteil der Fans die Sternensaga entdeckt haben dürfte: durch Kinderaugen. Auch wenn die jüngste Live-Action-Serie aus dem Star Wars-Universum den Volume-Schranken nicht entkommen kann, schlummert hier eine berührende Coming-of-Age-Geschichte voller Entdeckung, Neugier und einem großen Geheimnis.

Großes Weltraumabenteuer: In Skeleton Crew sind vier Kinder verloren im Star Wars-Universum

Wim (Ravi Cabot-Conyers) ist besessen von den Jedi. Anstatt für seine bevorstehende Schulprüfung zu lernen, vertieft er sich stundenlang in Mythen und Legenden. Mit seinem besten Freund, Neel (Robert Timothy Smith), spielt er Lichtschwertkämpfe an der Bushaltestelle nach. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, hat er zufällig einen verborgenen Jedi-Tempel auf dem Schulgelände ausfindig gemacht.

Hier könnt ihr den Trailer zu Skeleton Crew schauen:

Star Wars: Skeleton Crew - S01 Trailer 2 (Deutsch) HD
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Ein Star Wars-Fan im Star Wars-Universum: Wim blickt mit kindlicher Unschuld in die Sterne und träumt von Abenteuern in den unendlichen Weiten des Weltraums. Genauso wie Luke Skywalker, der sehnsuchtsvoll in den Horizont blickt, ist Wim an seine Heimat, At Attin, gebunden. Schlimmer noch: Eine Barriere schirmt den friedlichen Planeten vom Rest der Galaxis ab. Hier wird nie etwas Aufregendes passieren.

Sein Entdeckergeist lässt sich aber keine Ruhe: Wim will den Jedi-Tempel ausgraben und rekrutiert Neel für eine Nacht-und-Nebel-Aktion, in die kurze Zeit später auch Fern (Ryan Kiera Armstrong) und KB (Kyriana Kratter) involviert sind. Der Fund im Hinterhof ist nicht, was er scheint: Ehe sich die vier Kids versehen, befinden sie sich an Bord eines Raumschiffs, das sich verselbstständigt und in der Dunkelheit verschwindet.

Verspielte Star Wars-Serie: Skeleton Crew erzählt eine ganz tolle Coming-of-Age-Geschichte

Die Goonies im Weltraum: So oder so ähnlich muss sich der Elevator-Pitch von Jon Watts und Christopher Ford angehört haben, die als kreative Köpfe hinter dem Projekt stehen. Coming-of-Age-Geschichten in etablierte Franchises zu schmuggeln, ist ihr Spezialgebiet. Das haben sie bereits mit Spider-Man: Homecoming im MCU bewiesen. Nun wiederholen die Kreativen den Trick bei Star Wars – und das ohne Ermüdungserscheinungen.

Peter Parker, der zwischen Highschool und Superheldentum durch New York stolpert, ist eine Sache. Vier Kinder, die sich hilflos im Weltraum verirren, treibt die Ungewissheit des Erwachsenwerdens auf die Spitze. Vor allem dann, wenn sich herausstellt, dass niemand etwas von ihrer Heimatwelt gehört hat. Selbst der ruppige, aber nicht weniger liebenswürdige Droide SM-33 (Nick Frost) findet At Attin nicht in seiner Datenbank.

Alderaan, Aldhani und Ahch-To vielleicht. Aber At Attin? Plötzlich wird der sonst verträumte Blick in den Sternenhimmel von etwas unheimlich Beängstigendem begleitet. Wie soll man sich in diesem Meer aus Lichtpunkten orientieren, wenn das Einzige, das man sein Leben lang für unumstößlich hielt, für niemand anderen existiert? Wim und Co. können nicht einmal nach Hause telefonieren. Sie sind komplett verloren.

Verloren im Weltraum: Am Rand der Galaxis kann man niemandem vertrauen, nicht einmal Jude Law

Neben Die Goonies ist E.T. der zweite große Amblin-Klassiker, der Skeleton Crew Pate stand, angefangen bei der behüteten Vorstadtidyll bis hin zur Kontaktaufnahme, was im Fall von At Attin gar nicht so einfach ist. Nicht nur fehlt von dem Planeten auf den gängigen Sternenkarten jegliche Spur. Hinter dem vermeintlichen Idyll verbergen sich einige Abgründe, die durch das abhebende Raumschiff aufgerissen werden.

Da passt sogar Poltergeist als weiterer Amblin-Vertreter gut ins Bild: Skeleton Crew hinterfragt die Heimat der Kids und baut ein großes Mysterium um den Planeten auf. Eine geschickte Entscheidung seitens Watts und Ford, denn so wird ebenfalls der nostalgische Grundgedanke der Serie auf den Prüfstand gestellt. Ist überhaupt eine der Geschichten über At Attin, an die sich Wim erinnert, wahr? Wem kann er vertrauen?

Besonders spannend wird diese Frage, wenn der zwielichtige Jod Na Nawood (Jude Law) auf den Plan tritt. Mit seinen Machtfähigkeiten sorgt er für ungläubige Blicke. Aber ist er wirklich ein Jedi, der die vier Kinder sicher nach Hause bringen kann? Nicht zuletzt trägt er verschiedene Namen, verfügt über eine undurchsichtige Motivation und weiß genau, dass in dieser Galaxis nur eine Sache von wirklichem Wert ist: kalte, harte Credits.

Skeleton Crew ist nicht nur eine Coming-of-Age-Serie, sondern auch ein aufregendes Piratenabenteuer

Manchmal schwappen somit die düsteren Untertöne von Stand by Me herüber, wo eine Leiche das Abenteuer von vier Kindern kreuzt. Apropos Abenteuer: Ein Subgenre darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben, nämlich der Piratenfilm. Skeleton Crew zehrt von einem ähnlichen Charme wie Fluch der Karibik, Der Schatzplanet und Peter Pan. Trotz aller Gefahren wird die Geschichte verspielt und mit Humor erzählt.

Das magischste Bild dieses Piratenabenteuers entsteht in der dritten Episode, wenn Jod Na Nawood mit den vier Kindern vor dem Hintergrund eines hell leuchtenden Monds über dunkles Planetengestein wandert und wir nur die Silhouetten der Figuren sehen. Für einen kurzen Moment kann man da sogar kurz die Volume-Einschränkungen vergessen, weil Star Wars einfach vor sich hinträumt. Fast schon unschuldig irgendwie.

Möglich ist das auch, weil Skeleton Crew kein großes Vorwissen um die Mythologie der Saga erfordert. Obwohl die Serie zum Mandoverse rund um The Mandalorian, Das Buch von Boba Fett und Ahsoka gehört, gibt es kaum Verbindungen zu den anderen Projekten. Watts und Ford bleiben ganz bei den staunenden Augen ihrer jungen Protagonist:innen – und davon kann man sich sehr leicht anstecken lassen.

Fazit: Skeleton Crew verdient definitiv eine Chance, allein für Neel, den putzigsten neuen Star Wars-Helden

Von einem Meisterwerk à la Andor sind wir zwar weit entfernt. Eine Niederlage wie Boba Fett wird die Skeleton Crew in den nächsten Wochen sehr wahrscheinlich aber nicht einstecken müssen. Die Figuren funktionieren wunderbar, gerade mit den Coming-of-Age-Elementen, und das Geheimnis um At Attin zieht in den Bann. Zu schade, dass der Planet wie jede andere Suburbia-Fantasie mit Futurismus-Einschlag aussieht.

Lasst euch davon jedoch nicht abschrecken, denn Skeleton Crew überzeugt als kleines, süßes Weltraumabenteuer, das obendrein mit einem absoluten Szenendieb aufwartet: Neel, der blaue Minielefant, ist der wahre Goldschatz der Serie. Selbst der knurrigste Pirat könnte ihn nicht über Bord werfen. Watts und Ford haben hier wirklich eine schöne Star Wars-Serie mit durchdachten Themen und Motiven geschaffen.

Skeleton Crew startet heute, am 3. Dezember 2024, bei Disney+. Als Grundlage dieses Serienchecks dienten die ersten drei von insgesamt acht Episoden.

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