Eine unheimliche Stille liegt über dem alten Gewölbe. Das Licht meiner Fackel bricht sich in dem Gold zu meinen Füßen und wirft es tausendfach zurück.
Die Stützpfeiler der riesenhaften Halle verschwinden weit oben in der Dunkelheit und ich hebe den Blick, um mich umzusehen. Nur einen Augenblick bin ich unaufmerksam, doch der genügt für einen falschen Schritt. Die Münzen geben unter meinem Gewicht nach, geraten ins Rutschen und unter ohrenbetäubendem Getöse löst sich eine Lawine von funkelndem Metall und reißt mich mit. Als ich mich wieder aufrappeln kann, muss ich erkennen, dass ich bis zum Fuß des Goldberges getragen wurde. Und da sehe ich ihn.
Ich bräuchte nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren, so nah ist er. Mein Herz beginnt zu hämmern wie wild, als mir klar wird, dass er erwacht ist und die Augen aufschlägt. Wie flüssiges Feuer glühen sie in der Dunkelheit, lidlos und grausam. Und auf mich gerichtet. Ich lege den Kopf in den Nacken, um seine gesamte Gestalt sehen zu können. Ein Gigant aus blutroten Schuppen schält sich vor mir aus dem Gold. Trotz seines langen Schlafes sind seine Bewegungen kraftvoll und präzise. Mit der brachialen Gewalt eines Erdbebens pflanzt er die klauenbewehrten Hinterbeine auf den Felsboden, spreizt die riesigen Flügel und lässt Edelsteine auf mich herabregnen. Seine Schwingen streifen die Wände der Höhle, so gewaltig ist er. Ein tiefes Grollen steigt aus seiner Brust auf und lässt jedes Stück Gold um uns her vibrieren. Ein Klirren und Rasseln von der Lautstärke eines Orkans bricht los. Erst, als es verstummt ist und ich wieder wage, zu ihm aufzusehen, begreife ich, dass ich vor ihm auf die Knie gefallen bin. Sein riesiger Schädel schwebt jetzt direkt vor mir, die Nüstern gebläht, die Pupillen zu Schlitzen verengt. Seine Zähne sind länger als mein Arm und die Hitze seines Atems versengt mir die Haarspitzen. Als er die Stimme erhebt, spüre ich die Urgewalt seiner Gier und Bosheit in jedem einzelnen Knochen meines Körpers schwingen.
"Und ... weeeer bist du ... Dieb?"
So - ja, genau so - fühlte sich meine erste Begegnung mit Smaug dem Schrecklichen im Kino an. Mein ganzes Leben fasziniert mich kein fantastisches Monster mehr als der Drache. Ich trage ständig meinen Drachenring, ich zeichne sie, sammle sie in allen Formen und Farben. Die Wände meines Zimmers habe ich mit einem Frost- und einem Sumpfdrachen bemalt. Cornelia Funkes Drachenreiter ist das Buch, das ich in meinem Leben mit Abstand am häufigsten gelesen habe. Man könnte fast sagen, ich bin ein wenig besessen. Egal, ob chinesischer Long, Japanischer Ryu, Koreanischer Yong, Wyvern oder europäischer Schatzhüter: Ich liebe sie alle. Ich sonne mich in der Aura von Macht und Weisheit, die die uralten Sagengestalten umweht, genieße die geheimnisvolle Verkörperung einer Urgewalt.
Drachen sind in ihrer Art der Archetyp des Monsters in unserer Mythologie. Drachen faszinieren den Menschen seit Jahrtausenden. Echsen haben mit ihrem kalten Blut und ihrem starren Blick immer etwas Befremdliches für uns heißblütige Säuger. Sie erscheinen uns seit jeher ebenso außerweltlich wie gefährlich. Dabei kann das Überirdische, das ihn ausmacht, positiv oder negativ interpretiert werden. Als Wyrm in mittelalterlichen Sagen haust er als Monster in Brunnen und reißt arglose Durstige in die Tiefe. Im fernen Osten dagegen ist der Long ein Glücksbringer.
Doch trotz ihrer kulturellen Präsenz sind gut gemachte Drachen im Film ein rares Gut. Harry Potter und der Feuerkelch machte mit dem ungarischen Hornschwanz einen guten Schritt in die richtige Richtung. Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter dagegen war ein Fiasko und ein düsteres Kapitel in der Geschichte der erhabenen Schuppentiere. Nachtschatten Ohnezahn aus Drachenzähmen leicht gemacht war eine Innovation und sicherlich fantastisch gestaltet. Aber mir fehlte trotzdem immer noch ein richtig mächtiger, beeindruckender Flugriese, der einen den Atem anhalten lässt. Umso glücklicher war ich, als in Der Hobbit: Smaugs Einöde endlich Smaug auf die Leinwand gebannt wurde. Der Herr unter dem Berge ist ein Stück Drachenperfektion: Riesig, kraftvoll, wunderschön und unglaublich realistisch. Wie er sich anfühlt, habt ihr ja bereits gelesen. Mit seinem unglaublichen Auftritt wurde Drache Smaug glaube ich zu meiner liebsten Rolle des Benedict Cumberbatch und zu dem Filmmonster für mich.
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