Bad Banks-Macherin Jana Burbach und Almania-Autor Brix Vinzent Koethe nehmen sich einen klassischen RomCom-Stoff vor und machen daraus ein wildes Multiversums-Abenteuer – ganz ohne bei Marvel und Co. abzuschreiben. Wie die Erfolgsserie Dark setzt Parallel Me dabei auf einen uralten Mythos, bleibt dabei aber alltagsnah.
Ein was-wäre-wenn-Drama über Liebesleid, das Band der Freundschaft und einen gewissen Mutterkomplex. Welches Leben dann das wirklich richtige ist, erfährt man jetzt auf Paramount+.
Eine Person in vielen Leben: Darum geht's in Parallel Me
Als Change-Managerin jettet Toni (Malaya Stern Takeda) durch die ganze Welt. Heute Paris, morgen Dubai. Jeder Kunde bekommt eine andere Präsentation, das Thema ist ihr eigentlich egal. Hauptsache das Geld stimmt. Als sie eine Präsentation vertauscht, redet sie sich vor Scheichs in Dubai in die Bredouille, kippt um und verliert ihren Job. Zu Hause in Berlin stellt Toni dann fest, dass die Eltern ihr Kinderzimmer in eine Sauna umgebaut haben. Dumm nur, dass sie auch keine Wohnung hat, weil sie eigentlich nie da ist.
Toni streitet sich mit ihrer einzigen Freundin Bea (Larissa Sirah Herden), begegnet ihrem Ex Jonas (David Kross) und kriegt endgültig die Krise. War er doch der richtige und wann sind sie und ihre Freundin so falsch abgebogen, dass sie sich nicht mehr verstehen? Toni kennt die Lösung nicht, aber als ihr die Viertelgöttin Ariadne (Maria Schrader) erscheint, darf sie selbst mithilfe eines magischen Multiversen-Schals die Antwort suchen.
Fortan kann sie alternative Toni-Leben besuchen. Dabei springt sie nicht elegant wie ein Dr. Strange in einen Zeitschleifenring und beamt sich auch nicht wie in Loki in einen neuen Zeitstrahl. Stattdessen fällt sie in eine Art Tunnel, landet im neuen Leben und immer auf dem Boden der Tatsachen. Ganz ohne keine Superkräfte oder Ahnung, was sie tut.
Die Realitäten sind echt und Teil eines Toni-Multiversums. Weil nur ihre Seele wandert (das wird dankenswerterweise später aufgeklärt), bekommen alle anderen Figuren den Toni-Wechsel äußerlich nicht mit. So ist unsere hüpfende Heldin ganz auf sich allein gestellt.
Warum ist Parallel Me so ein großer Spaß?
Sich ihrer neuen Rolle zu fügen, ist teilweise gar nicht so einfach für Toni, weder als Popstar in Thailand, noch mit Babybauch. Vor allem, weil Toni die Mission hat, ihren Ex zurückzugewinnen, kann das bisweilen ziemlich chaotisch werden. Dass sich die Hauptfigur immer mehr von ihrem (Traum-)Leben entfernt, ist zwar vorhersehbar, nervt aber nicht, weil man mit ihr auf ein Happy End in einer ungewissen Welt hinfiebert.
Abwechslung wird hier großgeschrieben. Die Leben sind auch dank wechselnder Regisseure wie Felix Binder (Club der roten Bänder), Vanessa Jopp (Engel & Joe) und Sebastian Sorger (Der Lehrer) unterschiedlich, variieren in der Länge und sind alle auf ihre Weise fantastisch. Berlin, Bali, Bangkok und Dubai bleiben als Settings aber glaubhaft und lassen die Serie auch nicht überladen wirken. Man kann sich einfach in das Möglichkeitsspiel fallen lassen, ohne zu ahnen, was als Nächstes kommt oder wie lange Toni in einem Leben verweilt.
Es macht auch wahnsinnig viel Spaß, ihr beim Verzweifeln zuzusehen. Vielleicht auch, weil man weiß, dass Toni jederzeit in ein anderes Leben flüchten kann, indem sie am losen Ende des wundersamen Wollschals zieht. Und auch dem hochkarätigen Cast sieht man die Spielfreude an. David Kross wirkt mit seinem Labrador-Hundeblick wie so oft einfach liebenswert, Caroline Peters ist als Mutter etwas drüber aber großartig, Ulrich Noethen gibt den ruhigen Vater zum Besten und Maria Schrader verzaubert als geheimnisvolle und trotzdem nahbare Schicksalsgöttin.
Seht hier den Trailer zu Parallel Me:
Die Mythologie hinter Parallel Me
Der Gedanke, sich mithilfe eines Fantasy-Fadens fortzubewegen, bezieht sich auf den griechischen Mythos der Ariadne, die Theseus ein ebensolches Band schenkte, um den Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus zu finden. Der Hauptfigur in Parallel Me hilft der Faden aus der alternativen Welt in eine andere Realität, und sogar die Netflix-Erfolgsserie Dark bezieht sich auf Ariadne, während sich der Protagonist (Jonas alias Louis Hofmann) wie Toni durch Zeit und Raum bewegt.
Doch Parallel Me setzt im Gegensatz zu Dark auf eine einfache Struktur. Es gibt nie ein Zurück und keine zu enthüllenden Mysterien und Geheimnisse, nur immer wieder einen neuen Alltag. Das reicht auch voll und ganz. Man folgt der Hauptfigur Toni, gerade wegen einer Anzahl von Fehlentscheidungen, gerne. Die Szenarien sind aber nicht reißerisch, sondern innerhalb ihrer Welt ziemlich realistisch.
So ist Parallel Me auch keine weibliche Kopie von David Schalkos Sky-Serie Ich und die Anderen, in der sich die Hauptfigur (Tom Schilling) in eine neue Welt wünschen kann, die immer durch das Verhältnis der Figuren zu seiner resultiert. Wünscht sich Tristan, dass ihn alle lieben, dann endet das wie eigentlich so jedes Szenario in der persönlichen Apokalypse. Ganz so drastisch wird es bei Parallel Me nicht, chaotisch aber schon.
Bei Parallel Me sucht die Hauptfigur eigentlich nur Normalität. Bis sie das versteht, ist es eine lange, streckenweise wilde Reise durch ein Was-Wäre-Wenn-Spiel mit unsicherem Ausgang und einer Liebesgeschichte über Multiversen hinweg, der man das Happy End mehr als gönnt.
Alle acht Folgen von Parallel Me werden ab dem 26. April 2025 bei Paramount+ veröffentlicht. Grundlage für diesen Serien-Check ist die komplette Staffel.