Stolz und Vorurteil und die Liebe in Details

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Stolz und Vorurteil
Universal Pictures/ moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Stolz und Vorurteil
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In der Aktion Lieblingsfilm schreiben moviepilot User über ihre Lieblingsfilme und wie sie zu diesen wurden. Hier erklärt ein User, warum Stolz und Vorurteil diesen Titel verdient hat.

Die Verfilmung von Stolz und Vorurteil von 2005 kann ich mir immer und immer wieder ansehen und bin am Ende einfach glücklich und träume insgeheim davon, irgendwann meinem Mr. Darcy zu begegnen. Den Regisseur Joe Wright kannte ich zuvor nicht, doch nur mit diesen einem Film gehört er definitiv zu meinen Lieblingsregisseuren. Die ganze Stimmung, die er geschaffen hat, ist so herzerwärmend und erfrischend.

Im Mittelpunkt steht der rührende Familienzusammenhalt. Denn trotz inneren Zwistigkeiten, treten die Bennets gegenüber anderen als eine Einheit auf und würden sich in jeder Situation gegenseitig unterstützen. Mr. Bennet liebt immer noch seine Frau Mrs. Bennet und will im Grunde nur, dass seine Töchter glücklich sind. Mrs. Bennet sorgt sich besonders um die Zukunft ihrer Kinder und ihre Gedanken drehen sich scheinbar nur darum, sie so schnell wie möglich zu verheiraten. Auch, wenn es für unsere Zeit unmöglich klingt, spricht es doch für Mrs. Bennet als Mutter, die sich Sorgen macht und nur das Beste für ihre Töchter will.

Es ist auch überaus interessant, wie unterschiedlich die zwei jüngeren Töchter Lydia und Kitty zu den beiden ältesten, Jane und Elizabeth, in ihrem Verhalten und Denken erscheinen und wie sich Mary in der Mitte so grundsätzlich von all ihren Schwestern unterscheidet. Am intensivsten ist die Schwesterliebe zwischen der ältesten, Jane, mit ihrer jüngeren Schwester Elizabeth, was dem Film wiederum besonders macht. Zu verfolgen ist jedoch, wie sich ihre Beziehung im Laufe des Filmes ändert, indem sie zuerst buchstäblich unter einer Bettdecke stecken und später sich jedoch voneinander abwenden und nicht mehr wirklich ehrlich zueinander sein können, was so menschlich und so nachvollziehbar ist.

Zwar eine kleinere Familie, aber nicht mit geringerer Zuneigung gegenüber den anderen, stellen Mr. Darcy und seine kleine Schwester Georgiana dar. Er würde für seine Schwester alles tun und ihr Wohl ist ihm das Wichtigste. Sie wiederum bewundert ihn und genießt es sicherlich, ihn als ihren Beschützer zu haben.

Die Szenen, die mir in diesem Film besonders gefallen, kann man zusammenfassen, sind jene, in denen sich Elizabeth und Mr. Darcy begegnen. Vor allem durch die wunderbare schauspielerische Leistung von Keira Knightley, die ich erst richtig durch diesen Film als Schauspielerin lieben lernte und des mir zuvor unbekannten Matthew Macfadyen. Er schafft es nur mit Blicken und kleinen Gesten subtil auszudrücken, was in seinem Charakter Mr. Darcy gerade vorgeht und macht ihn so liebenswürdig.

Als sie zusammen tanzen und plötzlich stehen bleiben, sich anstarren, und sie schließlich scheinbar alleine im Saal sind, versuchen sie sich gegenseitig mit ihren Blicken zu durchleuchten. Ergreifend ist auch zuvor, als Mr. Darcy Elizabeth in die Kutsche hilft, indem er ihr die Hand reicht, weil zu ihrer Zeit Berührungen zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit kaum stattfanden. Mr. Darcys Antrag, der total schief geht, ist eine Glanzleistung von Macfayden und endet mit einem Beinahe-Kuss, von dem ich froh bin, dass er nicht ganz zustande gekommen ist. Denn das lässt den Zuschauer bis zum Ende warten und hoffen, was aus den beiden schließlich wird.
Was an Schauspielerei an diesem Film auch besonders ist, dass Joe Wright seinen Darstellern unglaublich oft freie Hand ließ und so viel Raum für Improvisationen, die diesen Film so echt, so authentisch machen, schaffte, wie beispielsweise ein Lacher von Mr. Bingley oder die kleine Blume von Mr. Collins.

Filmtechnisch finde ich wunderschön die Stelle als wir eine Nahaufnahme von Elizabeths Gesicht sehen, dass von der Sonne beschienen wird. Ich spüre jedes Mal beim Ansehen selbst die Wärme der Sonnenstrahlen auf meinem. Und dann plötzlich wechselt es zu einer sogenannten Weitwinkelaufnahme, wie sie am Rande einer Klippe steht und die weite Landschaft betrachtet. Ich bin sehr interessiert in das 18. Jh., in der dieser Film und dessen Vorlage spielen und bin begeistert von den gewaltigen und reizenden Häusern, die Joe Wright mit seinen Mitarbeitern ausgesucht hat und bin der Meinung, dass vor allem auch durch diese und die wunderschönen Kleider der Darstellerinnen das Gefühl dieser Zeit den Zuschauern vermittelt wird.

Die Verfilmung hat mich erst auf Jane Austen und ihre Romane aufmerksam gemacht und mich in eine frühere, aber keine unrealistische Welt entführt. Denn der Faktor, wieso so viele ihre Geschichten lieben, ist ja sicher der, dass sie aus ihrem wirklichen Leben schrieb. Im Roman geht ja die Geschichte weit über die Hochzeit der beiden älteren Schwestern noch hinaus, doch mir gefällt das abrupte Ende im Film. Die Besprechung mit dem Vater ist ja eigentlich nur ein Nachhang. Der eigentliche Schluss ist doch, als sich Elizabeth und Mr. Darcy endlich nahe sind und hinter ihnen die Sonne aufgeht. Einen besseren Schluss gibt es nicht. Auch wenn die Geschichte Vorstellungen präsentiert, die unserer Zeit weit hinterher hinken, würde ich manchmal, wenn mich der Stress oder auch Liebeskummer übermannt, am liebsten in diese Welt eintauchen. Einen kleinen Einblick bekomme ich dann ja durch diesen zauberhaften Film.


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