Mehrere Monate wurde über ein Crossover zwischen den Serien Supergirl und The Flash spekuliert bis die Verantwortlichen der CBS-Serie vor einiger Zeit grünes Licht gaben und ein Zusammentreffen mit CWs The Flash gestatteten. Als Hommage an World's Finest #199 aus dem Jahre 1970, in dem sich Superman und Flash ein Rennen um die Erde liefern, wurde diese Episode Worlds Finest genannt und soviel sei verraten: Am Ende dieser Folge gibt es auch hier ein kleines Wettrennen zwischen Supergirl und Flash.
Ich werde versuchen Spoiler zu den letzten Episoden von Supergirl und The Flash weitestgehend zu vermeiden, doch an der einen oder anderen Stelle werde ich vermutlich nicht darum herumkommen, weshalb ich hier eine kleine SPOILER-WARNUNG aussprechen möchte.
Worum geht es in Worlds Finest?
In Karas ehemaliger Kollegin und Konkurrentin Siobhan Smythe erwachten am Ende der letzten Episode ungeahnte Kräfte, die sie, nach kurzem anfänglichem Zögern, dazu nutzen will, um sich an Cat Grant und Kara zu rächen. Da sie jedoch ahnt, dass Supergirl ihren Plan durchkreuzen könnte, befreit Siobhan die vom DEO eingesperrte Livewire aus ihrem Gefängnis, um sich mit ihr zu verbünden, da diese ebenfalls noch eine Rechnung mit Supergirl und Cat offen hat. Nach ihrer Verwandlung in Silver Banshee erscheint Siobhan bei CatCo, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Dabei katapultiert sie Kara aus dem Fenster des CatCo-Hochhauses, doch bevor Kara auf der Erde aufschlägt, erscheint Flash, der mit einem Wurmloch Karas Welt erreichte, und rettet ihr Leben. Kara meint, dass eine Rettung nicht nötig gewesen wäre und Barry staunt nicht schlecht, als sie wenige Sekunden später davonfliegt. Barry folgt ihr und als Kara erkennt, mit was für einer Geschwindigkeit Barry sich bewegt, führen beide eine kurze Unterhaltung, in der Barry feststellt, dass er nicht mehr auf seiner Erde sein kann. Supergirl und Flash beschließen daraufhin zusammenzuarbeiten, um einmal Silver Banshee aufzuhalten und außerdem einen Weg zu finden, um Barry zurück auf seine Erde zu bringen.
Easter Egg #1: Cat erfährt schnell, dass ein neuer Superheld in National City ist und will diesem, wie schon Kara vorher, einen Namen geben. Dabei entscheidet sie sich, trotz eines Gegenvorschlags von Barry, für "Der Fleck". Eine nette kleine Anspielung an The CWs Serie Smallville, in der Clark ebenfalls eine Zeit lang unter diesem Namen bekannt war.
Ist das Crossover geglückt?
Der Plan eines Crossovers dieser beiden Serien stand schon länger im Raum, sollte jedoch ursprünglich für die zweite Season von Supergirl aufgehoben werden. Nachdem die Meldungen über ein mögliches Zusammentreffen dieser beiden Superhelden-Serien jedoch immer größere Kreise zog und die Fans von dieser Idee begeistert schienen, entschlossen sich die Verantwortlichen der beiden Serien, diese Pläne vorzuverlegen und die Episode Worlds Finest war geboren. Flash sollte dabei die Rolle eines "Veteranen" zukommen, der Kara mit seinen Erfahrungen als Superheld weiterhelfen könnte, ähnlich wie man es bereits beim Crossover zwischen Arrow und The Flash machte, wo Oliver Queen diese Rolle zukam.
Im Laufe der Folge wird nicht erklärt, wie Barry genau auf Karas Erde kam, doch da Flash auf seiner Erde Probleme mit Zoom hat und seine Geschwindigkeit trainiert, um schneller zu werden, wäre es möglich, dass Barry bei einer seiner Trainingseinheiten eine Art Portal öffnete und so von seiner Erde auf Karas gelangte. Ein Hinweis darauf wäre auch die Vorrichtung, die Barry bei seiner Ankunft auf seiner Brust trug, die verdächtig an den Tachionen-Generator des Reverse Flash erinnert, der damit Energie aus der Speed Force sammelte, um seine eigene Geschwindigkeit zu erhöhen. Eine endgültige Antwort auf die Frage wird es allerdings erst in der heutigen Episode von The Flash geben, in der Barrys Ausflug auf eine fremde Erde thematisiert werden wird. Um welche Erde es sich bei Supergirls Welt genau handelt wurde zwar nicht bekanntgegeben, doch es wurde bestätigt, dass es weder Erde-2, noch Erde-3 ist, sondern eine Erde mit einer unbekannten Nummer.
Nun jedoch zurück zur eben formulierten Frage, die ich mit einem ja beantworten kann. Ja, das Crossover als solches ist geglückt und das hat, meiner Meinung nach, gleich mehrere Gründe.
Einmal liegt es an der Stimmung dieser beiden Serien. Gerade im Vergleich mit Formaten wie Arrow, Gotham oder dem vergangenes Jahr eingestellten Constantine, ist die Grundstimmung bei Flash und Supergirl deutlich optimistischer. Beide Serien zeigen, dass Helden nicht ständig von Selbstzweifeln geplagt und ihren inneren Dämonen zerfressen werden müssen, sondern dass es sogar Spaß machen kann, ein Superheld beziehungsweise eine Superheldin zu sein. Auch die Chemie zwischen den Darstellern ist nahezu perfekt und es scheint fast so, als wäre Grant Gustins Barry Allen ein Teil dieser für ihn fremden Welt. Besonders das Zusammenspiel mit Melissa Benoists Supergirl ist herrlich schön anzusehen und kommt in einigen Szenen wirklich charmant zur Geltung. Etwa wenn Barry Kara und ihren Freunden seine Geschwindigkeit demonstriert und ihnen blitzschnell ein Eis holt. Karas euphorisches "YES!" passt dabei wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.
Doch auch auf emotionaler Ebene weiß diese Episode zu überzeugen. So kann Barry Kara mit seinen eigenen Erfahrungen weiterhelfen. In der vorletzten Supergirl-Folge Falling wurde Kara rotem Kryptonit ausgesetzt, welches ihre schlechten Charaktereigenschaften verstärkte und sie dazu trieb, vielen Menschen Leid zuzufügen. So gab es nicht nur einen Bruch mit einigen ihrer Freunde, sondern sie verlor ebenfalls das Vertrauen der Menschen von National City. Barry erzählt ihr, dass er in seiner Welt ähnliche Erfahrungen machte und solche Dinge Zeit brauchen, um wieder in Ordnung zu kommen. Die Menschen würden erkennen, dass Kara ihnen nichts Böses will und ihr ihre Taten irgendwann verzeihen. Tatsächlich geschah gegen Ende dieser Episode genau das: Im finalen Kampf zwischen Supergirl, Flash, Silver Banshee und Livewire stellten sich die Menschen schützend vor Kara, nachdem diese bereit war für sie ihr Leben zu geben. Eine ähnliche Entwicklung habe ich zwar seit dem Ende von Falling bereits erwartet und die Art und Weise wie es umgesetzt wurde ist auch wirklich nicht schlecht, sondern, im Gegenteil, recht schön anzuschauen, doch es fühlt sich ein wenig überstürzt an und hätte etwas mehr Zeit benötigt. Vertrauen will verdient sein und wenn es einmal einen Bruch bekommt, kann dieser nicht von heute auf morgen wieder behoben werden. Auch andere Dinge, etwa die teils zu "netten" Dialoge ("You need a Make-Over") ziehen die Folge an der einen oder anderen Stelle etwas nach unten, da gerade dort etwas mehr Ernsthaftigkeit nötig gewesen wäre. Doch abgesehen von diesen kleinen Fehlern gibt es, zumindest für mich, nichts an dieser Episode auszusetzen und Supergirl vermag es somit das durchweg hohe Niveau der vergangenen Folgen zu halten.
Easter Egg #2: Barry versucht Kara und ihren Freunden das Konzept des Multiversums zu erklären und sagt, dass es eine schier unendliche Anzahl von Erden gibt, die sich mal mehr und mal weniger voneinander unterscheiden. Die Frage, ob es eine Erde mit lautet böser Doppelgänger gäbe, kommentiert Barry mit "I've been there. It sucks!"
Ein Gegenentwurf zu Batman v Superman?
Da dieses Crossover nur kurze Zeit nach dem Kinostart von Batman v Superman: Dawn of Justice ausgestrahlt wurde, in dem ebenfalls zwei Comic-Größen aufeinander treffen, gibt es natürlich gewisse Parallelen, sowie Unterschiede hinsichtlich der Art und Weise, wie diese Treffen umgesetzt wurden, auf die ich noch kurz eingehen möchte.
Beide Aufeinandertreffen
wurden exzessiv von Warner Bros. beworben, doch im Gegensatz zum
Giganten-Treffen auf der Kinoleinwand, drangen beim TV-Crossover
verhältnismäßig weniger Szene ans Licht, sodass es noch genug
Überraschungen und schöne Momente (bezüglich der gemeinsamen Szenen) für die Fans gibt und die
Vorfreude nicht sonderlich stark getrübt wird.
Auch hinsichtlich des Stils beziehungsweise der Atmosphäre gibt es deutliche Unterschiede. Die Filme setzen, wie Zack Snyder gerne betont, auf einen bewusst düsteren und härteren Ton als die TV-Serien. Ehrlich gesagt gibt es, mit Ausnahme von Arrow und Gotham vielleicht, keine DC-Serie, die dem Stil des Film-Universums wirklich nahe kommt. Dieser Optimismus der Supergirl und Flash auszeichnet, ist dabei ein angenehmer Gegenpol zur Tragik und Düsternis der DC-Filme, was auch ein Grund war Grant Gustin nicht als Flash für Batman v Superman zu besetzen: CWs The Flash ist schlicht zu positiv und optimistisch, um im düsteren Film-Universum bestehen zu können.
Die Art und Weise, wie es zur Zusammenarbeit der Helden kommt, wäre ein weiterer Unterschied zwischen beiden Crossovers. Wo bei Batman v Superman sowohl die Zusammenarbeit der beiden Hauptfiguren, als auch die Gründung der Justice League aus einer Tragödie heraus erwachsen und es kaum ein gegenseitiges Verstehen der Figuren gab, so zeigt sich bei Supergirl und Flash, dass selbst eine Kooperation zwischen zwei Universen funktionieren kann. Hier gibt es kein Misstrauen, keine Rivalität, sondern stattdessen sofort eine gewisse Art von Verbindung und Chemie.
Kara befindet sich zum Zeitpunkt von Barrys Ankunft in einer ähnlichen Situation wie ihr Film-Cousin. Beide haben das Vertrauen vieler Menschen verloren und hadern mit den Konsequenzen ihrer Taten. Doch wo Superman immer noch in einer Identitätskrise steckt und weder weiß, wer er ist, noch wer er sein muss, um auf der Welt etwas zu bewirken, erweist sich Barry in dieser Situation für Kara als Stütze und versucht ihr Wege aufzuzeigen, wie die Menschen wieder Vertrauen in sie und ihre Taten finden könnten.
Superhelden-Geschichten müssen nicht unbedingt "humorvoll" und "leichtfüßig" sein, um Erfolg zu haben, Watchmen und auch die The Dark Knight-Trilogie sind dafür gute Beispiele, doch es sollte, besonders für Fans, Spaß machen, diesen Figuren dabei zuzusehen wie sie gemeinsam Abenteuer erleben. Und genau das macht Supergirls Worlds Finest: Spaß. Es ist eine in vielerlei Hinsicht sehr gut gelungene Crossover-Episode zwischen zwei Serien, deren Helden zeigen, dass es tatsächlich Spaß machen kann, wenn man als Superheld versucht den Tag zu retten und das ist etwas, das ich an dieser Folge sehr genossen habe :)
Zum Abschluss noch ein Easter Egg #3: Als Kara und ihre Freunde ihrer Chefin Cat Grant Barry vorstellen kommentiert diese die Gruppe mit den Worten "You look like the attractive, yet not threatening, racially diverse cast of a CW Show."
Das war sie also, meine Meinung zu Supergirl – Worlds Finest, doch was ist eure Meinung? Werdet ihr euch die Folge angucken oder verfolgt ihr lieber die Kino-Abenteuer der DC-Helden?