The Last of Us Staffel 2: So gut ist die Fortsetzung der besten Serie 2023

09.04.2025 - 19:25 UhrVor 16 Tagen aktualisiert
The Last of Us
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Die 2. Staffel von The Last of Us hat einiges zu beweisen. Kann das neue Kapitel mit Pedro Pascal und Bella Ramsey qualitativ an die Debüt-Season anschließen? Hier unser spoilerfreier Serien-Check.

Das postapokalyptische Horror-Drama The Last of Us auf Basis des gleichnamigen Videospiels mauserte sich 2023 aus dem Stand heraus zur besten Serie des Jahres. Nicht zuletzt, weil Chernobyl-Mastermind Craig Mazin, der eng mit Game-Autor Neil Druckmann zusammenarbeitete, verstanden hatte, Menschen statt Zombies zum Dreh- und Angelpunkt zu machen. Und dass eine Adaption in erster Linie ein ansprechender Vertreter des eigenen Mediums sein muss.

Nun ist nach zwei langen Jahren endlich die 2. Staffel hier und hat einiges unter Beweis zu stellen. Die Messlatte ist hoch, aber das Team hinter und vor der Kamera ist zurück – und wie sich herausstellt, waren die hoffnungsvoll kredenzten Vorschusslorbeeren nicht komplett unangebracht. Wer allerdings glaubt, das Schlimmste sei bereits überstanden, irrt gewaltig.

The Last of Us Staffel 2 ist radikal anders, aber immer noch von höchster Qualität – nicht zuletzt durch das Star-Duo

Die herzaufweichende Real-Life-Freundschaft zwischen den beiden Co-Stars Bella Ramsey und Pedro Pascal dürfte ein wahrgewordener Traum der HBO-Marketing-Abteilung sein. Publicity wie die pure Freude füreinander, wie das echte Endzeit-Duo hinter Ellie und Joel sie regelmäßig an den Tag legt, kann man nicht für Geld kaufen. Doch selbst, wenn man nicht von ihrer drolligen Beziehung weiß, müsste man es spätestens in Staffel 2 erahnen bei dem Vertrauen, das sich die beiden Darstellenden gegenseitig vor der Kamera schenken. Dabei ist die Beziehung zwischen Ellie und Joel fünf Jahre nach den Ereignissen des ersten Staffelfinales alles andere als rosig.

Warum sich die beiden in der Zwischenzeit auseinandergelebt haben, wird erst im Laufe der späteren 2. Season aufgedröselt. Auf der Hand liegt aber eine Verbindung zur großen Lüge, die Joel seiner Endzeit-Ersatztochter im Staffelfinale aufgetischt hatte. Wir erinnern uns: Die Fireflies waren im Begriff, Ellies Gehirn zu einem Cordyceps-Gegenmittel zu verarbeiten, was Joel gewaltsam unterband, indem er die Mitglieder der Freiheitskämpfer:innengruppe um die Ecke brachte – inklusive des einzigen Spezialisten, der die Impfung hätte herstellen können. Das könnte noch wichtig werden.

So umgeben sich Ellie und Joel in der Jackson-Kommune eher mit andern Leuten im Alltag. Fans des Games können an dieser Stelle ganz beruhigt sein, denn die Casting-Abteilung hat wie schon in Staffel 1 ganze Arbeit geleistet: Die von Isabela Merced (Alien: Romulus) gespielte Dina, Ellies Love Interest, ist ein lebensfroher Sonnenschein als Gegenentwurf zu ihrem abgebrühten Zynismus. Die glaubwürdige Chemie der beiden trieft nur so aus jedem Pixel des Bildschirms. Aber auch der von Young Mazino (Beef) gespielte Jesse, Dinas bisheriger Partner, überzeugt als fünftes Rad am Wagen, ohne dabei zum unsympathischen Rivalen zu verkommen, den es zu überwinden gilt.

Einer der besten Cast-Neuzugänge ist allerdings eine Figur, die es im Videospiel gar nicht gibt: Die von Catherine O'Hara (Kevin - Allein zu Haus) gespielte Therapeutin Gail. Für Alkohol oder Gras hört sie sich in Jackson die Probleme der Überlebenden an, hat aber schon viel zu viel mitbekommen, um noch ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Gerade im Bezug auf Joel, auf den auch sie einen spezifischen Groll hegt, zieht sie keinerlei Samthandschuhe an. Und so schön es ist, dass HBO längst an Bord ist, was Staffel 3 (und gegebenenfalls 4) von The Last of Us angeht – in einer gerechteren Welt wäre das Gail-Spin-off (The Looney of Us?) längst mitbestellt.

Adaption, Abby und Absolution

Wie schon bei der Umsetzung des ersten Spiels hält man sich recht eng an die Vorlage, nimmt sich aber in den Details, beim Hereinzoomen in Situationen und im Ablauf der Dinge, einige Freiheiten. Szenen, die Game-kundige erst ganz am Ende der Serie erwarten würden, stellt man an den Anfang der 2. Staffel, andere Schlüsselszenen kommen erst viel später vor. Um Fans der endzeitlichen Handgreiflichkeiten bei der Stange zu halten, beginnt die Season mit einer großen Kampfsequenz, nachdem Jackson von Infizierten überrannt wird. Das zieht sich für mehr am zwischenmenschlichen Drama Interessierte etwas hin, vor allem Fans der Game of Thrones-Schlachtenfolge Hardhome werden hier aber auf ihre Kosten kommen.

Okay, genug hingehalten: Eine der Schlüsselfiguren der aktuellen Season ist die im Game spielbare Figur Abby, um die sich einige – größtenteils ignorante und reaktionäre – Kontroversen ranken. Wer nicht mit ihrem Charakter und den Themen, die durch sie erforscht werden, an Bord ist, erhält mit der Serie keinerlei alternative Ausweichflucht: Abby ist Abby mit Abbys Funktion in der Story, so sehr es manchen wehtun mag. Ihr Name erinnert aber nicht nur zufällig von der Phonetik her an unsere Ellie, was für die Kernthemen Rache, Gewaltzyklen und Vergebung mehr als relevant werden wird.

Der einzige Unterschied zwischen Spiel- und Serien-Abby: In der Vorlage ist sie ein ikonisches Muskelpaket, in der Verfilmung wird sie von der nicht ganz so aufgepumpten Kaitlyn Dever (Booksmart) gespielt, die bei einem früheren Filmvorhaben in der Ellie-Rolle vorgesehen war – was die dualistische Verbindung zwischen ihnen noch etwas bedeutungsschwerer macht. Abby ist Teil der paramilitärischen Washington Liberation Front (WLF) und nach dem von Joel angerichteten Firefly-Massaker auf Vergeltung aus.

Dever gelingt es dabei, sich die Rolle zu eigen zu machen und mit nachvollziehbarer Motivation und Menschlichkeit zu füllen – auch schon in Staffel 2, die noch gar nicht groß auf ihre Perspektive angelegt ist. Ob sie das vor ähnlich ablehnenden Reaktionen feit, die Game-Abby und ihrer Sprecherin entgegenkamen, muss sich zeigen.

The Last of Us Part II ist ein großes Spiel, das nicht in eine Staffel passt

Das zweite Spiel in der mutmaßlich damit abgeschlossenen Reihe aus dem Hause Naughty Dog ist um einiges umfangreicher als Teil 1. So passt die Story mit neuen Postapokalypse-Fraktionen wie der fanatischen Seraphiten-Sekte und den mit ihnen verfeindeten Soldat:innen der Washington Liberation Front nicht einmal ansatzweise in eine Staffel und spielt sich bisher eher im Hintergrund ab, während der Fokus auf den uns bekannten Figuren liegt. Staffel 2 endet an einer sinnvollen Stelle mit einem durchaus überraschenden Cliffhanger, der Serien- und Game-Fans gleichermaßen nach der Fortsetzung lechzen lässt.

Stellt sich nur die Frage, ob man den Rest der Spielehandlung in eine Staffel pumpt oder sich mit zwei weiteren Seasons Zeit lässt. Bis die Credits der 2. Season über den Bildschirm rollen, werden jedenfalls schon einige Highlights aus dem Spiel untergebracht. Ohne zu viel zu verraten, sollte man Taschentücher bereithalten, sobald eine Gitarre auf dem Bildschirm erscheint, oder wir uns in Flashbacks bewegen. Insbesondere Folge 6, die von Game-Macher Druckmann höchstpersönlich inszeniert wurde, wird ähnlich wie die emotionale Bill und Frank-Episode aus Staffel 1 von sich reden machen und Narben hinterlassen.

Schaut hier noch mal den Trailer zu The Last of Us Staffel 2:

The Last of Us - S02 Trailer 3 (Deutsche UT) HD
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Hater der Spielvorlage The Last of Us Part II, für die der Hass auf das Game längst Teil eines größeren Kulturkampfes geworden ist, wird all das kaum konvertieren. Dabei macht Season 2 eigentlich alles richtig, was eine Folgestaffel nur richtig machen kann: Mehr von dem liefern, was funktionierte, ohne sich auf dem Kult seiner Figuren auszuruhen, während man gleichzeitig neue Wege beschreitet, den Blickwinkel erweitert und das Publikum aus Respekt vor ihm herausfordert. Etwas, das man sonst eigentlich mit der Prestigeserie The Wire in Verbindung bringt, was für viele Serien-Fans der größtmögliche Ritterschlag sein dürfte.

Grundlage dieses Serien-Checks waren alle sieben Episoden aus der 2. Staffel von The Last of Us. Regulär gehen die neuen Folgen ab dem 14. April 2025 bei Sky und WOW an den Start.

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