Die 2. Staffel der Zombie-Horror-Serie The Last of Us ist noch keine zwei Wochen alt und hat schon einen Moment abgeliefert, der uns noch Jahre begleiten wird. In der 2. Folge sehen wir ein Ereignis, das bereits in der Vorlage verstörte. Für Abby-Darstellerin Kaitlyn Dever waren die Dreharbeiten eine besondere Herausforderung.
Achtung, es folgen massive Spoiler!
Kaitlyn Devers Mutter starb kurz vor dem Dreh der Abby-Szene: So ist die Schauspielerin damit umgegangen
In den letzten Minuten der 2. Folge der 2. Staffel von The Last of Us erleben wir Abbys Racheakt an Joel (Pedro Pascal). Erst schießt sie ihm ins Knie, dann schlägt sie mit einem Golfschläger auf ihn ein, ehe sie zur rohen Gewalt ihrer Fäuste übergeht. Es ist ein unfassbar brutaler Moment, der auf mehreren Ebenen erschüttert.
Nicht zuletzt muss sich Ellie (Bella Ramsey) das Grauen mit anschauen, während sie selbst am Boden liegt und nicht eingreifen kann. Auf die Ohnmacht folgt Leere – auch in Abbys Blick. Sie hat ihre Rache bekommen, aber keine Erlösung gefunden. Wie dreht man einen solch eindringlichen, zutiefst verstörenden Moment?
Nach der Ausstrahlung der Folge sind diverse Hintergrundberichte erschienen, die uns ans Set von The Last of Us entführen. Im Gespräch mit Entertainment Weekly offenbart Kaitlyn Dever, dass der Dreh für sie besonders herausfordernd war, da sie kurz zuvor ihre Mutter verloren hatte. Die Produktion kümmerte sich jedoch gut um sie.
Ich will so ehrlich wie möglich sein: Meine Tage vor dieser Szene waren schrecklich. Ich habe meine Mutter zwei oder drei Wochen vor dem Dreh verloren. Die Beerdigung meiner Mutter war drei Tage, bevor ich meinen ersten Drehtag hatte. Ich befand mich also in einer Art Nebel und war wie betäubt.
Devers Mutter wurde mit 39 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Im Februar 2024 ist sie nach einem 14-jährigen Kampf gegen die Krankheit gestorben. Kurz darauf stand die Abby-Szene im Drehplan. Serienschöpfer Craig Mazin tat alles in seiner Macht Stehende, um dafür zu sorgen, dass Dever genügend Zeit hatte, um ihre Gefühle zu ordnen.
Wir sagten: 'Nimm dir Zeit. Nimm dir alle Zeit, die du brauchst.' Obwohl mir die Serie sehr am Herzen liegt, ist es am Ende nur eine Serie. Ich werde nicht den Trauerprozess von jemanden stören, die um einen verlorenen Elternteil trauert, schon gar nicht in einer Serie, die sich teilweise mit genau diesen Trauerprozessen beschäftigt.
Serienschöpfer Craig Mazin erklärt, wie er bei den Dreharbeiten mit Devers Situation umgegangen ist
Gedreht wurde die Abby-Szene an einem geschlossenen Set. Das bedeutet, dass wirklich nur die wichtigsten Cast- und Crew-Mitglieder anwesend waren. Bei Produktionen dieser Größenordnung passiert das oft, um Leaks und Spoiler zu vermeiden. In diesem Fall ging es Mazin jedoch darum, einen Safe Space für Dever zu schaffen.
In einem Interview mit dem Hollywood Reporter gibt Mazin noch mehr Kontext:
[Regisseur] Mark [Mylod] und ich fragten uns: Können wir ihr das antun?' Als sie [von der Beerdigung] zurückkam, war das die nächste Szene und unser Drehplan war so eng, dass wir nichts wirklich verschieben konnten. Pedro [Pascal] hatte andere Verpflichtungen. Isabella [Merced] arbeitete an Superman. Wir saßen also fest.
Daraufhin ist Mazin direkt auf Dever zugegangen:
Ich habe mit Kaitlyn gesprochen, und sie sagte: 'Es ist okay, es ist okay, ich komme schon irgendwie klar, ich komme nicht klar, aber ...' Die Professionalität und die Hingabe, die Kaitlyn gezeigt hat ... ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat. Ich würde nie so etwas Vulgäres sagen, wie dass sie diese Gefühle, die sie hatte, benutzt hat. Das ist etwas anderes. Aber sie ist aufgetaucht und hat sich sofort darauf eingelassen und es getan.
Mazin erinnert sich vor allem an die Szene, in der Abby den Golfschläger in der Ecke des Raums entdeckt. Genau in dem Moment läuft ihr eine Träne übers Gesicht. Das war offenbar nicht geplant. Mazin führt es auf Devers brillantes Schauspiel zurück, die sich trotz der Umstände komplett auf den (schrecklichen) Moment eingelassen hat.
Den Dreh selbst beschreibt Dever gegenüber Entertainment Weekly wie folgt:
Aufgrund meiner Lebenssituation war ich eigentlich nicht in der Lage, mich an meine normale Routine als Schauspielerin zu halten, was wirklich interessant war, weil ich mir irgendwie Sorgen gemacht habe.
Weiter erklärt sie:
Normalerweise lerne ich einen Monolog wie diesen drei Wochen vorher auswendig. Ich bin anders an die Sache herangegangen und ich glaube, das hat der Figur in vielerlei Hinsicht sehr gutgetan. Ich war in der Lage, einfach loszulassen und nicht zu viel darüber nachzudenken, weil die Worte im Drehbuch sowieso so kraftvoll sind.
Als wäre die Szene im Kontext der Serie nicht niederschmetternd genug, macht das Wissen um Devers Situation bei den Dreharbeiten die Sache noch mal eine ganze Spur intensiver. Das muss ein unglaublicher emotionaler Kraftakt gewesen sein, eine dermaßen grausame Szene vor dem Hintergrund eines echten Verlusts zu spielen.