Nach 177 Episoden und einer größtenteils trödelnden 11. Staffel hat The Walking Dead das Unmögliche geschafft. Die Serie hat ein fast perfektes Ende abgeliefert, das die 12 Jahre lange Reise auf einer hochemotionalen und hoffnungsvollen Note beendet. Und das, obwohl das TWD-Universum mit mehreren Spin-offs fortgesetzt wird.
Der Franchise-Aufbau hält sich im Finale glücklicherweise weitestgehend zurück, um einen gebührenden Abschied zahlreicher Figuren zu ermöglichen. Für einen Charakter gilt das leider nicht. Daryl Dixon (Norman Reedus) muss mit Blick auf sein kommendes Frankreich-Abenteuer eine ärgerliche Entscheidung treffen, die das sonst gelungene Finale überschattet.
Ein gelungener The Walking Dead-Abschluss, der keiner ist
Die finale XXL-Staffel von The Walking Dead hatte mit einigen Problemen zu kämpfen. Spin-off-Ankündigungen hüllten viele Hauptfiguren in undurchdringliche Plot-Rüstung. Es fehlte an Dringlichkeit und lange Zeit kam nicht das Gefühl auf, als wären die letzten 24 Folgen das Abschluss-Event, das Fans verdient haben. Umso größter ist die Überraschung, dass die Serie in letzter Sekunden die Kurve bekommen hat.
Das Finale ist auf zahlreichen Ebenen eine Abkehr von der sonst so tristen und trägen 11. Staffel. Die epische Musik, die temporeiche Inszenierung sowie zahlreiche Callbacks zum Beginn der Geschichte kreieren ein aufregendes Serienerlebnis, wie es The Walking Dead in den letzten Jahren nur noch selten heraufbeschwören konnte.
So darf das große Ensemble der Zombieserie nochmal in spannungsgeladenen und hochemotionalen Szenen glänzen, ehe uns ein Zeitsprung in eine farbenfrohere und hoffnungsvollere Zukunft katapultiert, die den thematischen Bogen der Serie schließt. Team Familie hat endlich den wohlverdienten Frieden gefunden.
Natürlich endet The Walking Dead am Schluss offen. Das ist eigentlich kein Problem. Eine Ensemble-Serie, die mehr Fokus auf Charaktere als auf Handlung setzt, kann nun mal keinen endgültigen Schluss liefern – es sei denn, sie lässt alle Figuren sterben. Und die Zombie-Apokalypse zu beenden, war nie das Ziel von The Walking Dead.
Selbst wenn es keine neuen Serien mehr geben würde, könnte das Ende als solches für sich stehen bleiben. Wie es für die liebgewonnenen Charaktere in Zukunft weitergeht? Sich ihre Schicksale und künftigen Abenteuer selbst auszudenken, wäre der Fantasie der Fans überlassen. Nur der Fall Daryl Dixon ist ein anderer. Denn hier wird offensichtlich, dass zugunsten des nächsten Franchise-Projekts jegliche Charakter-Entwicklung aus dem Fenster geworfen wurde.
The Walking Dead verhindert ein befriedigendes Ende für Daryl
Die finale 11. Staffel gab sich alle Mühe, um Daryl als Vaterersatz für Judith und Rick Jr. zu etablieren, die von ihren Eltern zurückgelassen wurden. Im Commonwealth nahm er die Rolle des alleinerziehenden Vaters an, der mit seinen Kindern in einer kleinen Einzimmerwohnung haust und hart als Soldat arbeitet, um Essen auf den Tisch zu bekommen. Diese ganze Entwicklung wird am Ende über den Haufen geworfen.
Die größten Verlustängste der Grimes-Kids werden bittere Realität. Judith gestand zuvor, dass sie all die Zeit ihr Wissen über das Überleben von Rick geheim hielt, da sie befürchtete, von Daryl wieder verlassen zu werden. Und was tut der grummelige Einzelgänger am Ende? Er lässt seine Ziehkinder (und Hund!) einfach zurück! Zumindest ein Jahr hat er durchgehalten.
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Das Finale ist bemüht darum, Daryls neue Mission möglichst unkonkret zu lassen. Die Rede ist von der Erkundung des Grenzgebiets. Aber für eine kurze Patrouille mit dem Motorrad ist der anschließende Abschied doch zu emotional. Dass Daryl schon wieder all seine Freunde zurücklässt und allein loszieht, wirft die Figurenentwicklung zwei Staffeln und um Jahre zurück. Schon den Sechs-Jahre-Zeitsprung in Staffel 9 verbrachte er als einsamer Wolf mit der Suche nach seinem Bruder Rick.
Selbst Negan (Jeffrey Dean Morgan) und Maggie (Lauren Cohan), die ebenfalls im nächsten Jahr eine eigene Serie namens The Walking Dead: Dead City anführen, erhielten einen tränenreichen Abschluss ihres Konfliktes inklusive Negans ergreifender Entschuldigung für den Mord an Glenn. Für Daryl besteht das The Walking Dead-Ende hingegen aus Verabschiedungen. Die Serie selbst kann uns aber keine eindeutige Antwort geben, warum selbst eine (platonische) Liebesbekundung von Carol (Melissa McBride) ihn nicht aufhalten kann.
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Der erzwungene Abschied in Spin-off-Gefilde beraubt die Figur um einen sinnvollen Abschluss in der Mutterserie. Mit Blick auf Daryls bisherige Entwicklung hätte es mehr Sinn ergeben, wenn er schlussendlich bei seiner Familie geblieben wäre.
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Judith und RJ mögen jetzt zwar in einer sicheren Gemeinschaft leben. Aber sie sind immer noch Kinder, die von ihrer wichtigsten Bezugsperson sich selbst überlassen werden. Vielmehr hätte Daryl einsehen können, dass die Familie, die unmittelbar in seiner Nähe ist, mehr zählt, als in alte Muster zu verfallen und allein von dannen zu ziehen.
"Daryl, du hast auch ein Happy End verdient", spricht Judith (Cailey Fleming) am Ende allen Fans aus der Seele.
The Walking Dead verweigert dem Fanliebling jedoch einen würdigen Abschluss und verschiebt ihn auf unbekannte Zeit. Nach 12 Jahren hätten Daryl und wir etwas Besseres verdient.
Podcast: Wir diskutieren über das Finale von The Walking Dead
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