The Walking Dead: Staffel 10 entfesselt die Nacht des Grauens in Alexandria

03.03.2020 - 13:20 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 10, Folge 10: HinterhaltAMC
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Mit Hinterhalt, der 10. Folge der 10. Staffel, liefert The Walking Dead eine nervenaufreibende, sagenhafte Folge ab, die das gesamte Potential der aktuellen Staffel entfaltet.

Hoffnungslosigkeit und Finsternis dominierten die Rückkehr der 10. Staffel von The Walking Dead. Gefangen in einer Höhle kämpften die Überlebenden rund um Daryl (Norman Reedus) und Carol (Melissa McBride) nicht nur gegen die Ungeheuer aus der Tiefe, sondern auch jene, die über der Erde auf sie lauerten, als hätten wir uns in einen Survival-Thriller à la The Descent verirrt.

Für Hinterhalt, die 10. Folge der 10. Staffel, haben sich die kreativen Köpfe hinter der Serie ein neues filmisches Vorbild genommen: John Carpenters Halloween - Die Nacht des Grauens blitzt in einigen Momenten durch den Schrecken der Zombie-Apokalypse. Dazwischen gibt es Close-ups von verschwitzten und tränenden Gesichtern, die erschrecken und ergreifen. The Walking Dead liefert eine richtig starke Folge ab.

Drei Beobachtungen zur neuen The Walking Dead-Folge

  • In der neuen Folge mutiert Beta endgültig zum Michael Myers des The Walking Dead-Universums und liefert ein blutiges Massaker ab.
  • Noch stärker ist aber alles, was mit Gamma passiert, die sich erneut zwischen den Fronten wiederfindet und ihren Platz sucht.
  • Daryl und Alpha liefern sich derweil ein tödliches Duell, das schließlich im emotionalen, geradezu transzendenten Höhepunkt der Episode mündet.

Ging es letzte Woche vor allem darum, der Finsternis zu entkommen, wird diese Woche der Spieß umgedreht. Gleich in den ersten Minuten von Hinterhalt begibt sich Beta (Ryan Hurst) in die Dunkelheit, allerdings nicht die Dunkelheit jener schicksalhaften Höhle, die zuvor als Schauplatz diente. Dieses Mal handelt es sich um ein geheimes Tunnelsystem, das direkt ins Herz von Alexandria führt.

Beta als Halloween-Monster in The Walking Dead

Eine unheimliche Vorstellung, die Jim Barnes hier in sein Drehbuch einflechtet: Während sich die Überlebenden auf den Kampf gegen die gewaltige Beißer-Herde vorbereiten und dabei ihren Fokus ausschließlich auf außerhalb der Mauern ihrer Festung richten, taucht das Böse unerkannt in ihrer Mitte auf. Gewappnet für die große Schlacht rechnet niemand damit, dass es am Ende nur ein Mann ist, der für unaussprechliche Taten sorgt.

Bronwen Hughes, bekannt für Filme wie, äh, Auf die stürmische Art, leistet hier eine wirklich bemerkenswerte Arbeit, wenn es um die Inszenierung des Bösewichts geht, der aus dem Tunnelsystem steigt, als wäre er ein Zombie, der sein Grab verlässt. Dann baut er sich mit seiner mächtigen Gestalt auf und beginnt seinen Feldzug durch die Häuser, während die Kamera aus der Distanz das von ihm veranstaltete Grauen beobachtet.

Genauso wie jegliche rettende Unterstützung werden wir an die Seite verbannt und sind im wahrsten Sinne des Wortes in unserer Eigenschaft als Zuschauer gefangen, während sich der Terror steigert und The Walking Dead ein verstörendes Blutvergießen heraufbeschwört. Das Vorbild Halloween ist in jeder Einstellung zu spüren und wird ebenso eindrucksvoll vom treibenden Score gespiegelt.

The Walking Dead punktet mit einer starken Inszenierung

Gänsehaut ist garantiert bei diesem unbarmherzigen Schlachtfest, das mit einer weiteren bösen Überraschung aufwartet: Die Leichen, die Betas erschreckende Silhouette hinterlässt, raffen sich schon bald zu einer eigenen, kleinen Beißer-Herde zusammen, um Alexandria aus dem Inneren heraus zu zerstören, während alle beschützenden Kräfte an der falschen Front nach dem Feind Aussicht halten.

Auch abseits davon erweist sich Bronwen Hughes als einfallsreiche Regisseurin und ermöglicht neue, ungewohnte Blickwinkel auf die Ereignisse die Zombie-Apokalypse. Sehr lebendig wirkt ihre erste The Walking Dead-Folge, bei der sie auf dem Regiestuhl Platz nimmt. Insbesondere beschwört sie ein Gefühl für die Tragweite der Ereignisse und das große Drama, sowohl mit Totalen als auch intensiven Close-ups.

Wo eben noch die Kamera über ein Flussbett gleitete, sind es im nächsten Moment die Augen von Gamma (Thora Birch), die einen den Schrecken nicht mehr vergessen lassen. Erneut findet sie sich zwischen den Fronten wieder und muss Rosita (Christian Serratos) und Gabriel (Seth Gilliam) ihre Loyalität beweisen, was ausgehend von den jüngsten Ereignissen geradezu unmöglich scheint.

Die unheimlichen Echos aus der Vergangenheit

Ein alter Konflikt, der in Hinterhalt dennoch lebendig wirkt, weil wir hier es mit einer Figur zu tun haben, die trotz ihrer überschaubaren Screentime bereits viele eindrucksvolle Szenen für sich beanspruchen konnte. Wenn die Kamera nun auf Thora Birchs Gesicht verweilt, erzählt The Walking Dead eine tragische Geschichte über das Leid und das Trauma, das Gamma widerfahren ist, und wie schwer es ist, dem Unheil zu entkommen.

Noch eindringlicher wird die Folge am Ende, wenn wir nach dem brutalen Zweikampf zwischen Alpha (Samantha Morton) und Daryl in die Augen der Bösewichtin blicken, die blutend am Boden liegt und schließlich mit ihrer Tochter Lydia (Cassady McClincy) konfrontiert wird. The Walking Dead saugt hier die Sterblichkeit der Figuren in tranceartigen Bildern auf und schenkt ihnen trotzdem nicht den Tod.

So viele wuchtige, fatale Begegnungen in einer Folge - einen Ausweg aus diesem ewig andauernden Weltuntergang gibt es allerdings nicht. Vielmehr müssen die Figuren entdecken, dass sie gemeinsam im Schlamm feststecken und diesem nicht entkommen werden. Trotzdem gibt es einen anderen Weg als den Untergang, wie Alpha erfährt, auch wenn sie nicht von ihrem Wir-sind-das-Ende-der-Welt-Mantra abkommen will.

  • The Walking Dead schauen: Die neuen The Walking Dead-Episoden werden sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und sind hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen.

Überwältigend ist die Szene zuvor mit ihrer Tochter: Nicht perfekt will Lydia sein, sondern einfach nur ein Mensch, mit Schwächen und Fehlern. Ein Mensch in einer Welt, in der es so gut wie keine Menschen mehr gibt. Doch das Missverständnis zwischen den beiden ist zu groß, der Graben unüberbrückbar. Lydia ist nicht Alpha und Alpha erst recht nicht Lydia. In dieser Szene kommt niemand nach Hause.

Ein unfassbar trauriges Schlaflied stimmt The Walking Dead nach dem Halloween-Terror der ersten Episodenhälfte an.

Podcast für The Walking Dead-Fans: Daryl vs. Alpha bis zum Nahtod

In der neuen Folge unseres Podcasts Moviepilot Live: The Walking Dead - auch bei Spotify  - diskutieren Yves, Andrea und Sebastian über die grandiose 9. Folge der 10. Staffel:

Mit der Folge Hinterhalt kehrt The Walking Dead zu seinen größten Stärken seit Ricks Abgang zurück. Starke Charaktermomente wechseln sich mit starken Horrormomenten ab. Im Podcast besprechen wir alles im Detail - und mutmaßen, wann Maggie zurückkommt und Michonne endgültig geht.

Wie hat euch die neuste Folge von The Walking Dead gefallen?

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