Community

The Witcher III vs. The Elder Scrolls V

26.05.2015 - 13:45 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Mein Hexer in "the witcher 3" und mein Vampir in "skyrim"
CD Project Red, Bethesda
Mein Hexer in "the witcher 3" und mein Vampir in "skyrim"
22
4
Seit wenigen Tagen steht die Roleplay-Community Kopf, denn der lang ersehnte dritte Teil der Fantasy-Saga rund um den Hexer Geralt von Riva ist endlich erschienen. Zu diesem Anlass gibt es eine kleine Gegenüberstellung mit Bethesdas Elder Scrolls V - Skyrim, dem bisherigen Spitzenreiter des Genres.

Seit nun knapp einer Woche durchstreife ich als Geralt von Riva eine düstere, atmosphärische Welt, bewohnt von bizarren Geschöpfen, beeinflusst von magischer Energie und geprägt vom grausamen Krieg der Menschen. Aufgeknüpfte hängen warnend an Bäumen und Galgen, Klageweiber beweinen ihre zerstörten Höfe. Eine beängstigende Szenerie von Leid und Tod zieht mich schnell in ihren Bann. So roh, dreckig und hart muss sie wohl sein, eine mittelalterliche Welt. Dazwischen gibt es aber auch eben diese warmen Sonnenaufgänge, grüne Wälder und bunte, umtriebige Städte, welche erstgenanntes Gefühl in Bruchteilen in eines von Freiheit und Entdeckerlust verwandeln. Man will losreiten, in vollem Galopp durch die fasziniernde Flora und Fauna, will unbekannte Orte, unbekannte Aufgaben entdecken. Doch ein solches Erlebnis hatte ich schon einmal, so kam es mir vor, und zwar als ich das erste Mal Himmelsrand betreten habe und die Drachenfeste in Weisslauf erblickte.

Ohne Frage ist die Grafik bei The Witcher 3  wohl das Feinste vom Feinsten. Jeder Baum, jeder Grashalm, ja sogar jedes silbergraues Haar von Geralt bewegt sich im rauen Wind. Die Landschaften sind Märchenbuchhaft animiert und auch die Menschen und Monster, denen man auf seiner Reise begegnet, sind liebevoll und charakterstark umgesetzt. Doch eine schöne Verpackung allein ist ja bekanntlich nicht alles.

Auch wenn Skyrim  optisch nicht mit dem Witcher mithalten kann, so kann es sich dennoch mehr als nur sehen lassen. Die Landschaft Himmelsrands, mit ihren kargen, eisigen Berghängen, der weiten Tundra und den dichten Wäldern gelingt es fast ebenbürtig eine magische, fantastische Welt zu schaffen, die von vorne bis hinten erkundet werden will. Ebenso sind seine Bewohner mit viel Liebe zum Detail geschaffen. Flatternde Haare und wehendes Gebüsch sind für ein passendes Gesamtbild nicht unbedingt ausschlaggebend.

Einen weiteren klaren Vorteil für den Witcher gebe ich im Ausrüstungsmenü, das mich stark an "Diablo" erinnert. Man sieht, doch recht übersichtlich und mit wenigen Klicks, Vergleichswerte und was man alles so mit sich herumträgt, wogegen man in Skyrim manchmal gefühlte MInuten mit dem Suchen nach etwas verbringen kann, das man irgendwann mal irgendwo eingesammelt hat und einfach zuviel hin und her switchen muss.

Abzüge hingegen und wiederum einen Punkt für Skyrim gibt es ganz klar im "looten", also dem Einsammeln von Gegenständen. Dieses geschieht beim Hexer doch sehr lieblos. Man drückt einfach mal drauf los, ohne sich anzuschauen, was es denn eigentlich so zu holen gibt und auch wenn man einen Gegener, der eine Axt führt, erschlagen hat, heisst es nicht dass man seine Axt auch aufheben kann. Skyrim ist hier auch deutlich realistischer, da man nahezu jeden Gegenstand, den man beim Gegenüber sieht, auch nach erfolgreichem Kampf einsammeln kann. Zudem sind die Gegenstände bei Geralt auch noch Levelgebunden, was wieder etwas demotivieren kann und eine Schippe Realismus rausfegt.

Das Perksystem finde ich bei beiden durchaus gelungen, jedoch bietet TES V auch hier noch etwas mehr Individualität, durch das Spezialisieren auf beispielsweise bestimmte Magieschulen oder Kämpferklassen, wenngleich natürlich klar ist, dass man in Wild Hunt eben eine Hexer und keinen Bogenschützen oder Necromanten spielt.

Einen weiteres Plus für Skyrim gibt es in diesem Zusammenhang mit der kompletten Interaktion der in der Welt gezeigten Gegenstände. Bei Bethesda darf alles aufgehoben, rumgekickt und kaputt gemacht werden. Wenn irgendwo ein Leib Käse liegt, dann darf man den auch essen. Nicht so beim Witcher. Volle Regale, ein leerer Magen, aber das Brot vom Tisch kann nicht genommen werden. Es sieht alles liebevoll aus, doch eine Interaktion ist nicht drin.

Was die Quests angeht, geben sich beide sehr viel Mühe. Für mich ein klares Unentschieden. Die Aufträge sind abwechlsungsreich, sehr unterhaltsam und mit tollen Hintergrundgeschichten ausgestattet, so z.B. "Eine Einladung von Keira Metz" und "Der Fehlgeborene" im Witcher oder "Eine denkwürdige Nacht" in Skyrim. Die kleinen teils sehr lustigen aber auch teils sehr bewegenden Erzählungen haben Charme und überraschen immer wieder mit Wendungen und fein ausgeleuchtetetn Charakteren.

Ähnlich verhält es sich mit dem Entdecken und Erkunden. Beide Spiele animieren, unbekanntes Gebiet zu bereisen, stetig getrieben von der Motivation, ein besseres Schwert, eine dickere Rüstung oder ein neues magisches Artefakt zu finden. Hier liegt sicherlich einer der größten Reize beider Fantasy-Universen und schließlich hat CD Project Red auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass man dieses erfolgreiche Konzept von Bethesda mit einfließen lassen möchte.

Einen weiteren Vorteil für Skyrim sehe ich auch in der Gestaltung des Spielercharakters, der nahezu alles erlaubt, vom Orkkrieger bis hin zur Elfenmagierin, aber klar: Geralt ist nun mal Geralt und um seine Person dreht sich die Geschichte. Der Hexer ist ja auch ein cooler, sympathischer Typ. Mit dem Barber-DLC, viel Entscheidungsfreiheit und einer Menge unterschiedlicher Kleider kann man sich auch in "The Witcher 3" gut ausleben, aber eine völlig individuelle Charaktergestaltung ist natürlich nicht möglich.

Schwer fällt mir der Vergleich des Kampsystems, hier will ich so recht keinen Favoriten ausmachen. Das vom Witcher ähnelt etwas der "Arkham" - Reihe, was ich als sehr positiv wahrnehme. Es ist einigermaßen übersichtlich und schnell. Ab und an gibt's da noch etwas Probleme mit der Feinjustierung, aber im großen und Ganzen stimmig. Jedoch fehlt mir die Option, wie in Skyrim in die Ego-Perspektive wechseln zu können, da ich diese für Kämpfe besser zu steuern finde und es mir mehr das Gefühl gibt, in der Haut des Charakters zu stecken.

In puncto Begleiter und NPC's gibt's den Sticker ebenfalls für Skyrim, da hier langfristig Partnerschaften eingegangen werden können, die das Spiel noch individueller und vielseitiger machen. Auch Haus, Frau und Kinder sind in Himmlesrand möglich und mit nahezu jeder Person gibt es Dialog-Optionen. Beim Witcher hat man nur temporäre Begleiter, was wiederum aber auch mit der Storygebundenheit des Spiels zusammenhängt. Zudem sind wirkliche Interaktionen mit den Einwohnern der Hexer-Welt nicht möglich, da gibt es von den meisten nur ein simples "Hallo" oder einen witzigen Spruch zu hören.

Fazit: Ich fühle mich sehr wohl mit dem Witcher, wissend, dass ich noch etliche Stunden spannende Abenteuer vor mir habe, jedoch hängt mein Herz noch immer in Himmelsrand. Hier hatte ich das erste mal das Gefühl, einen wahren, ausgereiften Fantasy-Epos mit tiefen Eindrücken zu spielen. Skyrim war ohne Frage wegweisend. Wäre "the witcher 3" zuerst dagewesen, dann wäre es wahrscheinlich umgekehrt, aber so ist es ein bischen wie mit Sex.

Das erste Mal bleibt halt immer in besonderer Erinnerung, egal, was danach noch kommt.




Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News