Überraschend hat sich Thomas Gottschalk zu Wort gemeldet: Nach einer letzten Tournee möchte er seine 50-jährige Karriere beenden. Eine Sache störe ihn besonders: Angeblich dürfe man heute nichts mehr sagen. Warum Gottschalk sich damit nur selbst schadet, gibt's im Artikel zu lesen.
Thomas Gottschalk kündigt Karriere-Ende an: Mit seinem neuen Buch möchte er sich "verabschieden"
Thomas Gottschalk hört auf - das zumindest hat er am 16.09. auf Instagram verlauten lassen. Bereits der erste Satz seines Postings sorgt für Aufsehen: "Stefan Raab kommt zurück - ich verabschiede mich!", so der Senior-Entertainer. Während Raab also jüngst sein gefeiertes TV-Comeback feierte, will Gottschalk nun endgültig die TV-Karriere an den Nagel hängen. Allerdings wählt er keinen stillen Abgang: Der Entertainer wolle sich mit der Veröffentlichung seines neuen Buches "Ungefiltert" verabschieden - nach einer großen Lese-Tour durch ganz Deutschland.
Die Tatsache, dass Gottschalk seinen Abgang im selben Atemzug mit einem neuen Buchprojekt ankündigt, hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack. Will der TV-Star wirklich abdanken oder handelt es sich dabei um eine Marketingstrategie, das neue Buch mitsamt Tour zu bewerben? Wir alle kennen das Spiel aus dem Musikbusiness: Gefeierte Rockbands kündigen ihre große Abschiedstournee an - nur um zwei Jahre später erneut auf Tour zu gehen. Ob Gottschalk wirklich Ernst macht und sich nach der Lesereise von der Bühne verabschiedet, weiß aktuell nur er selbst.
Jetzt auch in schriftlicher Form: Gottschalk zetert über die verweichlichte Gesellschaft
Thomas Gottschalk ist eine Legende der deutschen Medienlandschaft. Als Radiomoderator startete er seine Karriere beim Bayerischen Rundfunk, dann gelang ihm der erfolgreiche Wechsel ins TV. Gottschalk war stets für seinen bissigen Humor bekannt, den er mit einer Prise Herzlichkeit abschwächte. 1987 dann der Aufstieg in den TV-Olymp: Mit Wetten, dass..? moderierte sich der Blondschopf in die Herzen des TV-Publikums. Provokativ, unkonventionell und stets ein bisschen grenzüberschreitend - in den 90ern war Gottschalks Moderationsstil absolut en vogue.
Doch in den letzten Jahren gerät das Bild vom perfekten TV-Entertainer immer mehr ins Wanken. Gottschalk schießt gegen die zu woke Gesellschaft – liebend gern inszeniert er sich dabei als Galionsfigur der Meinungsfreiheit. Diese Sichtweise wird auch im Posting zu seinem neuen Buch überdeutlich: “Der Raab hat sich schon verhauen lassen. Kann sein, dass man mich, für das, was ich denke, auch vermöbeln wird! Aber ich stehe dazu ...”
Die Ironie an der Sache: Gottschalk darf vor einem Millionenpublikum lamentieren, dass man heutzutage nichts mehr sagen dürfe - eingeschränkte Meinungsfreiheit sieht wahrlich anders aus. Vielmehr scheint sich Gottschalk daran zu stören, immer häufiger Kritik für seine kruden Aussagen zu bekommen. Ist es Cancel Culture, wenn nachfolgende Generationen die antiquierten Meinungen eines 74-jährigen Multimillionärs kritisieren? In der katastrophalen letzten Wetten,dass..?-Sendung legte Gottschalk offen, dass der Sender mehr Political Correctness fordere – er diesem Wunsch jedoch nicht nachkommen möchte: “Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen. Und das ist auch keine dolle Entwicklung. Bevor hier irgendein verzweifelter Aufnahmeleiter hin und her rennt und sagt, du hast wieder einen Shitstorm her gelabert, dann sage ich lieber gar nichts mehr.”
Gottschalk tritt sein eigenes TV-Erbe mit Füßen: Dieser Legende hätten wir ein würdigeres Karriere-Ende gewünscht
Gottschalk wird aktuell mit einer Wahrheit konfrontiert, die viele alternde Medienlegenden mit voller Härte trifft: Die jüngere Generation lässt ihn mit voller Härte spüren, dass er nicht mehr am Puls der Zeit ist. Viele kämpfen dafür, dass sexistische und diskriminierende Aussagen nicht mehr unkommentiert ins Netz gespuckt werden - doch Gottschalk fühlt sich von diesem Diskurs persönlich angegriffen. Kein Wunder: Er selbst galt früher als Provokateur im TV, der vieles neu machte - da muss es erst recht schmerzen, plötzlich selbst zum alten Eisen zu gehören.
Sicherlich mag diese Erkenntnis unangenehm sein, doch die Ursache der Kritik liegt gewiss nicht in einer verweichlichten Gesellschaft. Viel eher ist es ein Generationskonflikt, der sich seit Anbeginn der Zeit endlos wiederholt: Ältere Generationen sind daran gewöhnt, dass ihnen die Welt gehört, während die Jüngeren alles dafür tun, alte Strukturen aufzubrechen. Es bleibt zu hoffen, dass Gottschalk doch noch versöhnliche Worte für sein Karriere-Aus findet – doch die Promo zu seinem neuen Buch erstickt diese Hoffnung schon jetzt im Keim. Hätte er seine Karriere vor 20 Jahren beendet, würde ganz Deutschland ihn heute als TV-Legende feiern - doch dieses Schicksal bleibt ihm nun verwehrt.