Greer Garson hält bis heute den Rekord für die längste Oscar-Dankesrede in der Geschichte. Fünfeinhalb Minuten bedankte sie sich 1942 für den Academy Award als Beste Hauptdarstellerin im Film Mrs. Miniver. Danach wurden die Redezeiten gekürzt und heute bleiben den Gewinnern nur noch 45 Sekunden Zeit ihren Dank auszudrücken, bis sie vom Crescendo des Orchesters von der Bühne gespült werden. Halle Berry reichte diese Zeit aus, um ganze 32 Mal “Danke” zu sagen und auch sonst gibt es immer wieder Filmstars, die uns mit ihren Reden in Erinnerung bleiben. Wir haben unsere Top 7 der unvergesslichsten Dankesreden beim Oscar zusammengetragen.
Platz 7: Gwyneth Paltrow – Die Heulsuse
1998 nahm Gwyneth Paltrow den Oscar für ihre Rolle der Viola in Shakespeare in Love entgegen. Im bonbonrosa Kleidchen schritt sie auf die Bühne, stammelte sichtlich gerührt die ersten Worte, sammelte sich dann etwas und präsentierte eine gut auswendig gelernte Rede, die darin gipfelte, dass sie mit schluchzender Stimme ihrer Familie und allen voran ihrem Großvater dankte. Angeblich ist ihr der Auftritt inzwischen so peinlich, dass sie den Oscar aus ihrem Blickfeld verbannt hat, um nicht ständig daran erinnert zu werden.
Gwyneth Paltrows Dankesrede auf Youtube
Platz 6: Joe Pesci – Der Wortkarge
Weniger ist ja bekanntlich mehr und in den Anfangsjahren der Oscar-Verleihung war es noch gang und gäbe, sich mit einem kurzen “Dankeschön” zu begnügen, bevor die Statue mit dem Gewinner nach Hause ging. Joe Pesci, ganz Meister der alten Schule, hielt es nicht viel länger, als er 1991 den Oscar für den Besten Nebendarsteller im Film GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia gewann. Er nahm die Trophäe, sprach “Es war mir eine Ehre, Dankesehr” und entschwand.
Schaut hier Joe Pescis Dankesrede
Platz 5: Adrien Brody – Der Ungestüme
2003 gewann Adrien Brody den Oscar als Bester Hauptdarsteller für den Film Der Pianist. Verkündet wurde der Sieg von Halle Berry, die er auf der Bühne spontan mit einem wortwörtlich überwältigenden Kuss bedachte und anschließend mit den Worten “Ich wette, sie haben dir nicht gesagt, dass das in der Geschenketüte ist” kommentierte. In seiner Rede drückte er dann seine Trauer über die US-Invasion in den Irak aus, die einige Tage zuvor begonnen hatte und wünschte sich eine “friedliche und schnelle Lösung”.
Adrien Brody küsst Halle Berry bei der Oscar-Verleihung
Platz 4: Michael Moore – Der Politische
Im gleichen Jahr wie Adrien Brody nahm auch Michael Moore den Oscar für seinen Dokumentarfilm Bowling for Columbine entgegen. Mit auf die Bühne brachte er seine Mitnominierten und sprach sich im Namen aller gegen die Präsidentschaft von George W. Bush und den Irakkrieg aus, was ihm sowohl Buh-Rufe, als auch Applaus einbrachte. Das Orchester versuchte seine Rede zu beenden, doch zu spät um das berühmte “Schämen Sie sich, Mr. Bush!” zu übertönen.
Schämen Sie sich Mr. Bush!
Platz 3: Marlon Brando – Der Boykottierer
Marlon Brando gewann 1972 den Oscar für seine Darstellung in Der Pate. Doch an seiner Stelle kam Sacheen Littlefeather in Apachenkleidung auf die Bühne, lehnte die Trophäe ab und erklärte, dass Marlon Brando den Preis auf Grund der schlechten Behandlung der Indianer durch die amerikanische Filmindustrie nicht akzeptieren würde. Eine von ihm geschriebene 15-seitige Rede, verlas sie nach dem Auftritt vor der Presse. Die Academy verbietet seitdem die stellvertretende Annahme des Oscars. Was aus der für Marlon Brando bestimmten Statue wurde, ist unbekannt.
Sacheen Littlefeather vertritt Marlon Brando bei den Oscars
Platz 2: Cuba Gooding Jr. – Der Euphorische
Cuba Gooding Jr. gewann 1996 den Oscar als Bester Nebendarsteller für den Film Jerry Maguire – Spiel des Lebens und versuchte sich in der eingeplanten kurzen Zeit bei allen wichtigen Leuten zu bedanken, doch nach nur wenigen Sätzen, setzte bereits das Orchester ein. Kurzerhand brüllte er einfach seine restlichen Danksagungen ins Mikrofon und die Musik erreichte genau das Gegenteil vom Gewünschten: Statt den überglücklichen Star von der Bühne zu vertreiben, machte sie seine Worte noch bewegender und die Rede endete mit Standing Ovations.
Cuba Gooding Jr. bedankt sich für seinen Oscar
Platz 1: Roberto Benigni – Der Akrobat
1999 gewann Das Leben ist schön als bester fremdsprachiger Film und Regisseur und Hauptdarsteller Roberto Benigni kletterte augelassen über die Stuhlreihen und ließ sich vom Publikum feiern, bevor er auf die Bühne hüpfte und Sophia Loren in die Arme fiel. Nicht zuletzt der fantastische Soundtrack von Nicola Piovani, der im Anschluss auch noch einen Oscar gewann, machte diesen Moment unvergesslich. Roberto Benigni bedankte sich anschließend in fürchterlichem Englisch und verkündete, als er auch noch als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde: “Das ist ein schrecklicher Fehler, ich habe mein ganzes Englisch verbraucht!”
Roberto Benigni klettert über die Stuhlreihen
Natürlich gab es noch unzählige andere erinnerungswürdige Dankesreden, die es nicht in unsere Liste geschafft haben, wie die von der elfjährigen Anna Paquin, die eine Weile nach Luft schnappte, bevor sie sich so souverän bedankte, als täte sie den ganzen Tag nichts anderes, Shirley MacLaine, die nach 26 Jahren des Wartens endlich wusste, wie es sich anfühlt, einen Oscar zu besitzen oder Tom Hanks, der bei seinem Gewinn einen Lehrer und einen Mitschüler outete und damit die Inspiration zum Film In & Out lieferte.
Wer fehlt euch noch in unserer Liste? Welches ist euer denkwürdigster Moment in der Geschichte des Oscars?