Topmodel und DSDS vertreiben das Kino aus dem TV

03.03.2009 - 11:15 Uhr
DSDS statt Kino
RTL Interactive GmbH
DSDS statt Kino
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NEWS» Die großen deutschen Fernsehsender haben immer weniger Platz für Filme in ihrem Programm.

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, nimmt die Bedeutung von Kinofilmen für das Fernsehen ab. Seit Mitte der 1990er Jahre haben die Sender ihre Spielfilmsendeplätze zur Hauptsendezeit drastisch reduziert; RTL um rund ein Drittel, ZDF und ProSieben um fast die Hälfte, das Erste und Vox um weit über die Hälfte, Sat.1 gar um fast zwei Drittel.

Nach wie vor werden jedoch Fernsehpremieren großer Hollywoodproduktionen breit vermarktet. Nach der Werbung wird schon für die große Free-TV-Premiere in vier Wochen geworben. Auch die jeweils Verantwortlichen der großen Sender sehen da größtenteils keinen Abwärtstrend. Dirk Schweitzer, Chefeinkäufer bei RTL meint beispielsweise, Erstausstrahlungen im Fernsehen “gehören nach wie vor zu den wichtigsten Programmformaten und sind nicht nur beim Zuschauer, sondern auch bei Werbekunden gefragt. Free-TV-Premieren können immer noch ein Ereignis sein. Das gilt vor allem für die großen Feiertagspremieren.”

Aber in der Quantität hat sich dennoch einiges geändert. Woher dieser Trend? Liegt es an Alternativen wie Video on demand oder der DVD? Der Geschäftsführer von Tele5, Kai Blasberg, sieht in den Alternativen keine Bedrohung für das Fernsehen. “Fernsehen ist ein unmittelbares Medium. Sie schalten ein und sehen zu. Bei den Alternativmöglichkeiten brauchen Sie erst einen Plan – Was will ich sehen? – und dann irre viel Geduld, um sich einen Film runterzuladen. Wir sind felsenfest von der Strahlkraft linearen Fernsehens überzeugt. Darum machen wir es auch.”

Strahlkraft linearen Fernsehens? Hypnotische Wirkung von bewegtem Nichts würde es eher treffen. Denn was nimmt denn die Sendeplätze in der Primetime ein, die einst den Filmen gehörten? Richtig! Germany’s Next Topmodel. Popstars. Das Dschungelcamp. Deutschland sucht den Superstar. The next Uri Geller. Casting-Shows produzieren wie am Fließband einen Pseudostar nach dem anderen, der zwei Wochen nach dem Finale wieder vergessen ist. Teenies sehen die einzige Perspektive ihres Lebens darin, Superstar zu werden. Irgendwelche D-Promis suhlen sich im Dschungelschlamm und verbringen dann den Rest ihres erbärmlichen Lebens damit, durch die Scheinwelt des Fernsehens zu geistern und zu allem nichts zu sagen zu haben. Der Zuschauer fiebert mit. Die Kandidaten werden zu Freunden, sie ersetzen reale Bekanntschaften. Ist ja auch viel einfacher, die Fernseh-Reality. Vielleicht sitzen deshalb Millionen von Deutschen jeden Abend vor der Glotze, um sich von bewegter Bedeutungslosigkeit hypnotisieren zu lassen … anstatt sich einen guten Film anzuschauen.

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