Uma Thurman wurde mit einer Rolle zur Stil-Ikone der 1990er Jahre: Als Gangsterbraut Mia Wallace in Pulp Fiction (1994) verhalf sie John Travolta tanzend zum Comeback, schnupfte etwas zu viel Drogen und fasziniert Kult-Regisseurs Quentin Tarantino seitdem als Muse. Dass die große Blonde einmal zu den angesagten Schauspielerinnen Hollywoods gehören würde, erträumte sie sich schon in Kindertagen.
Ihr Vater war Professor für Tibetologie und Buddhismuskunde an der Columbia University. Er galt als erster Mann aus der westlichen Zivilisation, der in Tibet zum buddhistischen Mönch geweiht wurde. Ihre schwedische Mutter arbeitete zunächst als Fotomodell, später als Psychotherapeutin. Schon mit 15 Jahren verließ Uma Thurman die Highschool und wollte in New York als Schauspielerin Karriere machen. Neben der Ausbildung verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Model und Tellerwäscherin, machte den amerikanischen Traum zum wiederholten Mal wahr: 1987 erhielt sie ihre erste Rolle, gleich eine Hauptrolle in einem Kinofilm. Zunächst war sie auf die junge Schöne festgelegt, die die Männer fasziniert.
Aber dann wurde Uma Thurman von Terry Gilliam entdeckt: In seiner Verfilmung Die Abenteuer des Baron Münchhausen (1988) hatte sie einen kurzen, aber erinnerungswürdigen Auftritt als Liebesgöttin Venus. In Gefährliche Liebschaften (1988) von Stephen Frears spielte sie an der Seite von Glenn Close und John Malkovich. Sie ist das Opfer Cécile de Volanges, die dem bösen und frivolen Ränkespiel der intriganten Adligen nichts entgegensetzen kann. In Henry & June (1990) von Philip Kaufman spielte sie die Rolle von Henry Millers bisexueller Frau June. In der Nachstellung des Verhältnisses zu Anaïs Nin kokettierte der Film mit viel Erotik und Skandal. In Amerika erregte er einigen Anstoß, Uma Thurman wurde als neuer Sex-Star umjubelt. Diesem Klischee entsprach sie aber nicht, verzichtete in den nächsten Produktionen auf ähnliche Rollen.
Uma Thurman wählte eher anspruchsvollere Rollen als blinde Frau, die von einem Serienkiller verfolgt wird oder als psychisch Kranke. Sie spielte Sissy Hankshaw mit dem übergroßen Daumen, eine Königin der Tramperinnen. An der Seite von Robert De Niro und Bill Murray wurde sie in Sein Name ist Mad Dog (1993) als unfreiwilliges Geschenk vom Gangster zum Polizisten weitergereicht.
Aber erst Quentin Tarantino machte aus ihr eine Ikone. Ihr Tanz mit dem Killer Vincent Vega (gespielt von John Travolta) wurde eine der wichtigsten Szene der 1990er Jahre, ihr Todeszucken nach einer Überdosis ebenso. Mit der Rolle stieg Uma Thurman in den Hollywood-Olymp auf. Für ihre faszinierende Darstellung wurde sie mit einer Oscar-Nominierung als Beste weibliche Nebendarstellerin belohnt. Nochmals arbeitete das Paar Quentin Tarantino / Uma Thurman bei Kill Bill: Volume 1 und Kill Bill: Volume 2 zusammen. Hier agierte die Schauspielerin als Die Braut, die als einzige das Massaker an ihrem Hochzeitstag übersteht, aus dem Koma erwacht und einen blutigen Rachefeldzug beginnt.
Mit ihrer Rolle der Irene in dem Science-Fiction Gattaca (1997) von Andrew Niccol überzeugte sie einmal mehr alle Kritiker. Sie spielte Irene, eine junge Frau, die ähnlich wie der Held, nicht ganz makellos in der genmanipulierten Welt lebt. Im selben Jahr war sie in der Comic-Verfilmung Batman & Robin (1997) zu sehen, gab Dr. Pamela Isley / Poison Ivy, die die Menschheit zugunsten der Natur auslöschen will. Als Emma Peel rettete sie in Mit Schirm, Charme und Melone (1998) gemeinsam mit Ralph Fiennes die Welt. Beide Filme konnten weder die Kritiker noch die Zuschauer überzeugen. Für ihre Darstellung der Emma Peel wurde sie sogar als schlechteste Schauspielerin des Jahres nominiert. Die Schauspielerin war in der Komödie Be Cool – Jeder ist auf der Suche nach dem nächsten großen Hit (2005) in den deutschen Kinos zu sehen, wo sie an der Seite von John Travolta dessen alte Freundin, eine Plattenproduzentin spielte. In einer Tanzszene lieferten beide eine Reminiszenz an Pulp Fiction (1994) ab.
Nun sind es immer mehr Komödien, in der die 38-jährige Schauspielerin zu sehen ist. In der Großstadtkomödie Couchgeflüster – Die erste therapeutische Liebeskomödie (2005) nahm sie sich als Karrierefrau einen 14 Jahre jüngeren Liebhaber, der zugleich der Sohn ihrer Therapeutin (Meryl Streep) ist. In The Producers: The Movie Musical (2005) spielte sie eine Schwedin, die – obwohl sie kein Englisch kann – als Hauptdarstellerin für ein Bühnenstück über Hitler engagiert wird. In Die Super Ex (2006) mimt sie die besitzergreifende, neurotische Jenny, die eigentlich eine Superheldin ist.
Ab Donnerstag läuft ihr neuer Film Zufällig verheiratet in den Kinos an. Auch hier handelt es sich um eine Hollywood-Romanze, die an ihre großen Filme wie Pulp Fiction oder Kill Bill: Volume 1 nicht heranreicht. Vielleicht ist die Zeit der Drogen und der Rache im Film für eine 38-jährige Schauspielerin einfach vorbei, vielleicht ist sie aber auch erwachsen geworden, vielleicht hat ihr Regisseur Quentin Tarantino andere Musen gefunden, vielleicht gibt es einfach keine anspruchsvollen Rollen mehr für sie, vielleicht … wir wissen es nicht. Schade ist es jedenfalls, dass Uma Thurman nicht mehr schwertschwingend und tanzend auf der Leinwand zu sehen ist.