Der gestrige Polizeiruf 110: Risiko lebte weniger von seinem Fall als von einer durchgehend konstanten dramaturgischen Inszenierung und soliden Wendungen. Die Ermittler tappten zwar sehr lange im Dunkeln und ließen sich als Stichwortgeber das Gros des Tathergangs von den Tätern selbst aufbröseln, doch blieben sie stets am Ball und konnten durch einige kernige Aussagen sowie psychologischen Durchblick positiv zum Unterhaltungswert beitragen.
Foto-Show: die Bilder zum Polizeiruf
Mord oder doch nicht?
Der 44. Fall von Jaecki Schwarz als Hauptkommissar Herbert Schmücke und Wolfgang Winkler als Hauptkommissar Herbert Schneider drehte sich diesmal um einen Leichenfund in einem stillgelegten Bergwerkstollen. Besonders tragisch: Die tote Nadine war erst 17 Jahre alt. Im Verdacht standen schnell zwei mit Nadine befreundete Teenager, die eigentlich deren Vergewaltigung inszenieren wollten, wobei das Mädchen dummerweise in den Tod fiel. Die vorgetäuschte Vergewaltigung sollte dem skrupellosen und ebenso perversen Banker Volker Kanellas angekreidet werden, um die Zwangsversteigerung des Hauses von Nadines Eltern aufzuhalten.
Anstatt sich als gute Ermittler zu profilieren, warteten Schmücke und Schneider in diesem Mordfall geradezu darauf, die Auflösung auf einem silbernen Tablett präsentiert zu bekommen. Die Trauerfeier für das Mädchen wurde pietätlos aufgemischt, die Eltern nach dem eventuellen Lotterleben Nadines befragt. Derweil standen vielmehr die falsch geleiteten Wertvorstellungen der beiden Jungs im Vordergrund, die schlussendlich auch nicht viel zu bereuen hatten. War alles schon okay so – dumm nur, dass Nadine dennoch starb.
Bockiger Schmücke und fesche Lindner
Ein wenig Satire wurde dem “Polizeiruf” durch den Konflikt zwischen dem bockigen Schmücke mit chauvinistischem Frauenbild und der jungen, engagierten sowie nicht wenig attraktiven Kommissarin Lindner beigemessen. Darstellerisch wussten die Routiniers Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler als Hauptkommissare auf jeden Fall zu überzeugen, Schwarz hätte vielleicht eine Nuance mehr Empathie gut zu Gesicht gestanden. Neben dem gutmütigen Winkler bildete Isabell Gerschke in ihrem zweiten Fall als Oberkommissarin Nora Lindner den empathischen und sympathischen Angelpunkt. Die fesche Ermittlerin strahlte eine angenehme Aura aus und wusste mit engagiertem Spiel durchgehend zu überzeugen.
Zu bieten hatte der “Polizeiruf 110: Risiko” außerdem tolle Kamerafahrten, die den Zuschauer gelungen in die verschiedenen Schauplätze einführten. Die Musik wusste teilweise zu begeistern und wurde dem amerikanischen Midlife-Crysis- und Vorstadtdrama American Beauty entlehnt. Zusammenfassend bot der “Polizeiruf 110: Risiko” gute Darsteller, eine überzeugende filmische Ästhetik und eine dämliche Geschichte, mit der er an einigen Stellen nur an der Oberfläche rührte.
Was meint ihr: Hat euch der Polizeiruf 110: Risiko überzeugt?